Warstein. . Als Visceralchirurg kennt sich Dr. Frank Houben mit Eingeweiden aus. Warum er Klischees über Chirurgen für ein Zerrbild hält.
In Filmen sind Chirurgen oft die lockeren, aber auch etwas gefühlskalten Typen, die in ihrem grünen Kittel im Operationssaal stehen und an Gelenken herumschrauben, in Knochen bohren und Knorpel spritzen lassen. Mit seiner knallroten Haube, die sich von allen anderen Farben im OP-Trakt so deutlich abhebt, kommt Dr. Frank Houben diesem Bild äußerlich recht nahe. Doch charakterlich würde er sich gegen die Umschreibung eindeutig zur Wehr setzen. „Die Vorstellung, dass Chirurgen brachial vorgehen, ist nicht richtig“, sagt er. „Ich bin nur zu 30 Prozent Operateur, zu 70 Prozent bin ich einfach Arzt.“
Knochen und Gelenke sind ohnehin nicht die Spezialgebiete des 55-Jährigen. Als Visceralchirurg und Proktologe beschäftigt er sich mit den Organen des menschlichen Körpers. „Das ist schon auch manuelle Arbeit“, beschreibt er seine Operationen, „aber nicht hämmern, sondern eher schneiden und nähen.“ Jeden Tag steht der Mediziner im OP-Saal, beseitigt Gallensteine, aber auch bösartige Geschwülste.
Schneller Abschied vom Traumjob Kinderarzt
„Ich wollte immer schon Medizin studieren“, blickt Dr. Frank Houben auf die Anfänge seiner Laufbahn zurück. 15 Monaten als Zivildienstleistender in einem Krankenhaus festigten den Entschluss. „Das habe ich dann relativ stringent durchgezogen.“ Vom Traumjob Kinderarzt verabschiedete sich der heute 55-Jährige nach einer Hospitation aber schnell und wechselte zur Chirurgie.
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„Man kann zwei Sachen vereinen“, beschreibt Dr. Houben die Faszination an seinem Aufgabenfeld, „wir haben die Diagnostik wie ein Internist, aber auch Möglichkeiten, durch operative Maßnahmen eine sichtbare Heilung herbeizuführen.“ Dass relativ oft kurzfristige Erfolge möglich sind, motiviert den Chefarzt.
Fußballgroßes Geschwülst aus Bauchraum entfernt
Im Gedächtnis geblieben ist ihm eine Patientin mit zwei bösartigen Tumoren im Darm, die bereits ein bösartiges Geschwülst von der Größe eines Fußballs im Bauchraum verursacht hatten. Dr. Houben konnte die Frau erfolgreich operieren, inzwischen gilt sie seit Jahren als geheilt. „Das war schon eine besondere Geschichte.“
Genauso gehören aber auch Misserfolge zu seinem Beruf. „Es gibt Fälle, in denen wir unseren Patienten trotz der chirurgischen Kunst nicht helfen können oder in denen sich durch Komplikationen sogar Schaden nehmen“, berichtet der Chirurg, „und ich glaube, wir würden unseren Beruf falsch sehen, wenn wir da abstumpfen würden. Jeder Misserfolg geht einem nahe.“
In der Region heimisch geworden
Seit November 2011 gehört Dr. Frank Houben als Chefarzt der Chirurgie zum Ärzteteam des Warsteiner Krankenhauses – für den gebürtigen Mönchengladbacher nach einem Intermezzo in Schwaben ein Schritt zurück näher zu seiner Familie. „Ich fühle mich sehr wohl in dieser Region, hier leben unheimlich nette Menschen.“ Anfangs habe er außer dem Bier nichts mit Warstein in Verbindung gebracht, inzwischen fühle er sich mit seiner Frau, die in Bad Sassendorf arbeitet, in der Region heimisch.
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Bewusst habe er damals auch die Entscheidung getroffen, an einem kleinen Krankenhaus zu arbeiten. „Ich bin Chefarzt, aber ich kenne trotzdem alle meine Patienten“, beschreibt Dr. Houben die Vorteile. „An einer Uniklinik würde ich zwar vielleicht andere Sachen operieren, aber hätte nicht mehr so einen direkten Kontakt zu den Menschen.“
Die Verwaltungsaufgaben gehören für ihn dazu, fast die Hälfte seiner Arbeitszeit verbringt er im Büro. Denn als Chefarzt wacht er über 60 der insgesamt 163 Betten im „Maria Hilf“, ihm und seinem Chefarzt-Kollegen Dr. Ulf Heydenreich unterstehen drei Ober- und sieben Assistenzärzte.
Neue Aufgabe im Medizinischen Versorgungszentrum
Seit einem halben Jahr arbeitet Dr. Frank Houben in Doppelfunktion und hilft auch im Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) mit. Sein Zeitmanagement habe er dafür deutlich überarbeiten, einige Aufgaben an seine Oberärzte übertragen müssen. Doch Dr. Frank Houben sieht klare Vorteile: „Ich kann den Patienten im Vorfeld und im Nachgang einer Operation mitbetreuen.“ So könne er die Qualität seiner Arbeit selber überprüfen. „Und für die Patienten ist das auch gut.“
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