Warstein. . Mahmoud Elhadi Derega ist Unfallchirurg im Maria Hilf Krankenhaus. Darum legt er großen Wert darauf, Wege gemeinsam mit seinen Patienten zu gehen.

Er ist ein Mann mit vielen Interessen. Mahmoud Elhadi Derega ist seit zehn Jahren in Deutschland, seit Anfang dieses Jahres in Warstein als Unfallchirurg Facharzt für Orthopädie. Bis Oktober 2008 war er in derselben Tätigkeit in einem großen Krankenhaus in Tripolis in seinem Heimatland Libyen beschäftigt.

„Nach meinem Abitur 1992 wollte ich eigentlich Ingenieur werden, habe mich aber dann doch für Medizin entschieden“, erinnert sich Derega. Orthopädie sei dem Ingenieurwesen in gewisser Weise recht ähnlich: „Bei beidem geht es um Maße, um Winkel und um Materialien.“ Insbesondere in der Endoprothetik, wenn zum Beispiel ein neues Kniegelenk eingesetzt wird, muss alles genau ausgemessen werden, die Materialien müssen auf die Bedürfnisse des Patienten abgestimmt werden.

Patientenbegleitung „von A bis Z“

Derega legt bei der Behandlung seiner Patienten großen Wert auf die Behandlung „von A bis Z“. Seine Arbeit teilt sich auf eine 50-Prozent-Stelle im Maria-Hilf-Krankenhaus und auf eine 50-Prozent-Stelle im Medizinischen Versorgungszentrum auf. Dies kommt seiner Arbeitsphilosophie sehr entgegen, denn so kann er sich von Anfang an um seine Patienten kümmern und sie bis zum Ende der Therapie begleiten. „Es liegt mir sehr am Herzen, den gesamten Weg mit dem Patienten gemeinsam zu gehen“, sagt der Mediziner.

So kenne er die Krankengeschichte aus erster Hand und könne die komplette Behandlung bereits von Anfang an mit dem Patienten besprechen. So werde zunächst versucht, das Problem konventionell im MVZ zu behandeln. Ist doch eine OP vonnöten, kann sich Derega selbst im Krankenhaus darum kümmern.

Das Konzept sei anders als in großen Krankenhäusern, in denen der Operateur den Patienten erst kurz vor der OP kennenlernt und nach der Entlassung mit der Behandlung nichts mehr zu tun hat. „Es ist besser und angenehmer für den Patienten, wenn er sich nicht ständig an neue Ärzte gewöhnen muss“, gibt Derega zu bedenken. Nach der Operation könne er dann den Patienten weiter ambulant im MVZ betreuen, bis er oder sie austherapiert ist.

Viel Erfahrung in Endoprothetik

Große Krankenhäuser kennt der Libyer – aus seiner Heimat oder auch aus Köln, wo er einige Monate im Dreifaltigkeits-Krankenhaus arbeitete. Seine erste Station in Deutschland war die Fabricius-Klinik in Remscheid, wo er sich als Belegarzt bis 2012 intensiv um orthopädische Fälle kümmerte. „Ich habe dort hundertweise Prothesen als Operateur eingesetzt“, erinnert sich Derega. Bis 2017 war er in Hamm als Assistenzarzt und dann als Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie tätig, bevor er schließlich nach Warstein wechselte.

Kleinstadt ist besser als Großstadt

Entgegen dem Trend, dass es die Ärzte in die großen Städte zieht, arbeitet er jedoch gern in der Kleinstadt Warstein. „Klein ist besser. Ich konnte überall Erfahrungen sammeln und den Leuten auf dem Land zu helfen, liegt mir am Herzen. Hier hat man besseren Kontakt zu den Patienten“, betont Derega. Nach einem halben Jahr fange er mittlerweile auch an, die Patienten persönlich zu kennen.

Im Maria-Hilf-Krankenhaus sei man zudem trotz des Kleinstadt-Status auf dem neuesten Stand der Technik und die Firmen, die hinter dem Krankenhaus stehen, seien weltweit bekannt. Die Patienten, die in Warstein zu ihm kommen, haben hauptsächlich Beschwerden mit Gelenkverschleiß an Hüfte, Knien oder auch Schultern. „Das sieht man hier tagtäglich“, sagt Derega.

Als Kriegschirurg in Tripolis

Doch auch mit alles andere als alltäglichen Problemen hat Mahmoud Derega bereits Erfahrungen gemacht. Im Jahr 2011 arbeitete er ehrenamtlich und „zwischendurch“ für mehrere Monate als Kriegschirurg in seiner Heimat in Tripolis – während der Proteste und Aufstände des arabischen Frühlings. „Ich habe mir dafür unbezahlten Urlaub genommen, es war selbstverständlich, dass ich hinfahre und helfe“, sagt Derega und blickt zurück: „Das waren natürlich alles Notfälle, darauf kann man sich nicht vorbereiten. Es waren hauptsächlich Amputationen, Brüche, Polytraumata und andere schwere Verletzungen.“

Anstrengend sei die Zeit in Libyen vor sieben Jahren gewesen, doch er habe währenddessen viele Erfahrungen in der Unfallchirurgie sammeln können. Auch die Zusammenarbeit mit anderen Kollegen, die aus aller Welt kamen, um ehrenamtlich zu helfen, sei gut gewesen. „Die libysche Gemeinde ist groß und auf der ganzen Welt verbreitet.“ Aufgrund von Aufrufen in Fernsehen, Zeitungen und Internet seien libysch-stämmige Ärzte von überall auf der Welt gekommen, um zu helfen.

Porträtfotografie als Hobby

In die große Welt hatte es Derega schon länger gezogen. Ursprünglich wollte er in die USA und dort als Orthopäde und Unfallchirurg arbeiten, denn in Libyen verläuft das Medizinstudium auf Englisch und so hätte er keine Schwierigkeiten mit der Sprache gehabt. Er habe sich dann aber schlussendlich doch für Deutschland entschieden, das sei „besser gewesen“, auch wenn er für seinen neuen Job die Sprache neu lernen musste. „Das war richtig schwierig“.

In seiner Freizeit legt Derega nicht die Füße hoch: Er frönt der Fotografie, insbesondere der Porträt-Fotografie. Seine vornehmlich schwarz-weißen Bilder zeigen ausdrucksstarke Gesichter, unter anderem von Obdachlosen. Gerne würde er seine Bilder irgendwann auch im Krankenhaus, an seinem Arbeitsplatz, ausstellen und den Patienten präsentieren.