Warstein. . Rohe Eier im Briefkasten, Telefonterror, Drohungen: Eine Warsteinerin muss sich gegen einen vermeintlichen Stalker zur Wehr setzen.
Minutenlang rattert Staatsanwältin Schlotmann Daten und Uhrzeiten herunter: „5.7.17, 20.45 Uhr; 8.7.17, 2.12 Uhr; 12.7.17, 7.48 Uhr.“ Jede Uhrzeit steht für einen Telefonanruf – den Anruf einer unbekannten Nummer auf dem Handy einer 33 Jahre alten Warsteinerin. 500 Mal wurde sie innerhalb von nur 14 Tagen auf diese Weise belästigt. Bis sie nicht mehr anders konnte und ihre Handynummer wechselte. Als vermeintlicher Stalker musste sich nun ein Freund ihres ehemaligen Partners vor dem Amtsgericht verantworten.
Doch der 31 Jahre alte Mann aus Warstein wiegelte ab: „Ich habe überhaupt nichts damit zu tun.“ Vielmehr sei er im Tatzeitraum von Ende Juni bis Mitte Juli des vergangenen Jahres ganz normal seinem Beruf als Handwerker nachgegangen. „Ich hatte gar nicht die Zeit dazu.“
Sein Verdacht: Die Frau rief sich selbst an
Sein Verdacht: Die 33-Jährige hat sich selber so oft angerufen und die Prepaid-Karte absichtlich auf seinen Namen registriert, um den Verdacht auf ihn zu lenken. Denn bis Anfang Juli sei dafür noch kein Identitätsnachweis nötig gewesen. „Hier sitzt nicht der Täter, sondern das Opfer“, wies Rechtsanwalt Heinz Krick auf seinen Mandanten.
Er hab die 33-Jährige bis vor kurzem noch nie gesehen, beteuerte der Angeklagte und auch das mutmaßliche Opfer bestätigte: „Ich kenne ihn nur flüchtig.“ Die Geschichte, die sie dann erzählte, hätte allerdings einen Spielfilm verdient.
Unerfreuliche Begegnungen
Nachdem sie die Beziehung zum Freund des Angeklagten im Januar beendet hatte, weil sie ihn bei einer anderen Frau erwischte, hätten sie immer wieder Nachrichten aus dem Umfeld ihres langjährigen Partners aus Belecke erreicht. „Ich sollte aufhören mit dem Scheiß“, sei sie gewarnt worden – offenbar weil die Affäre des Beleckers bedrohliche Nachrichten von jemandem, der sich Juri nannte, erhielt. Der Freundeskreis des Beleckers schrieb diese Nachrichten jedoch der 33-Jährigen zu. „Ich habe nachgefragt, aber niemand konnte mir diese Nachrichten zeigen.“
Im Juni habe sie ihren ehemaligen Freund dann im Supermarkt getroffen und sei von ihm noch einmal gewarnt worden, mit den Drohungen gegen seine neue Partnerin aufzuhören. „Die Nacht danach war eine Katastrophe“ berichtete die 33-Jährige vor Gericht. Ununterbrochen habe es an der Haustür geklingelt. Rohe Eier seien in ihren Briefkasten geworfen worden. Gleichzeitig begann der Telefonterror. Am selben Abend wurde auch die Prepaid-Karte im Internet registriert.
Ihr Sohn war mit in der Wohnung
„Mein Sohn konnte das alles gar nicht richtig verarbeiten“, erzählte sie. Erst als gegen 4.30 Uhr die Sonne aufging, habe sie sich wieder herausgetraut und sei zur Polizei gegangen.
Ob sich der Stalker noch zweifelsfrei überführen lässt, bleibt nach dem Prozesstag fraglich. Richterin Schmidt-Wegener ordnete für den 20. März einen Folgetermin an. Dann sollen der ehemalige Partner der 33-Jährigen und dessen Affäre als Zeugen gehört werden.
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