Warstein/Arnsberg. . Bis zuletzt fühlte sich Wolfgang Wetzling, Hauptangeklagter nach den Erschießungen in Warstein, Suttrop und Eversberg, im Recht.

Nur wenige Tage in den letzten Wochen des Krieges kreuzten sich die Wege der sechs Angeklagten, die vor dem großen Kamin im Arnsberger Rathaus sitzen. Manche kennen sich nicht, manche durch herumgereichte Befehle, manche verstehen sich am Ende des Prozesses gut. Vielleicht schweißen die Vorwürfe zusammen. Mord, Beihilfe zum Mord. Vielleicht verbinden die 208 toten Fremdarbeiter, mit denen sie alle etwas zu tun hatten. Am ersten Prozesstag lernt jeder Warsteiner, jeder Suttroper, Eversberger ihre Namen.

Wolfgang Wetzling

Wolfgang Wetzling redet sachlich und klar, als er sich dem Gericht im Rathaussaal, den pompösen Kamin im Rücken, vorstellt. Schon früh trat er in die zivile SS ein, arbeitete sich hoch bis er eine Rolle auf jedem Kriegsschauplatz spielte. Irgendwann kam er nach Warstein in die „Division ZV“, befehligt von Hans Kammler. Er soll derjenige sein, der Hans Kammlers Befehl weitertrug, die 1000 Fremdarbeiter, die in Warstein, Suttrop und Eversberg untergebracht waren, zu „dezimieren“. Das macht ihn zum Hauptangeklagten im Rathaussaal.

Ein Mann, der sich weitschweifend äußert, wenn er von den letzten Tagen des Krieges spricht. Dann zitiert er Churchill oder erklärt die Bräuche des totalen Krieges. Immer eiskalt, leicht aggressiv gegenüber der Anklagevertretung, publikumswirksam mit reuigem Unterton und in der Überzeugung, richtig gehandelt zu haben. „Ich habe keinen Tag dieser Haft als gerecht angesehen. Ich bin in die unglücklichste Verstrickung geraten, die man sich denken kann. Ich habe einen Befehl ausgeführt, um die Zivilbevölkerung zu schützen. Das war von mir damals sehr gut gemeint.“ Das sagt er mit Pathos.

Sein engster Mitarbeiter Dr. Helmut Merz zeichnet an einem der zahlreichen Prozesstage ein Bild des Hauptangeklagten. Wolfgang Wetzling als musisch veranlagt, als weicher Mensch, mitunter feminin. Als Karrierist, der unbedingt eine Rolle spielen wollte, gesellschaftlich und politisch, der seine Mitarbeiter mitunter von höchsten Besprechungen ausschloss, um die Wichtigkeit seiner Person zu unterstreichen. Helmut Merz glaubt fest daran, dass Wolfgang Wetzling sich dem Befehl Hans Kammlers hätte widersetzen können. Wolfgang Wetzling plädiert vor dem Gericht auf seine Unschuld – ebenso wie der Rest der Angeklagten.

Johannes Miesel

44 Jahre alt, Regierungsassessor, seit 1943 bei der Waffen-SS, bald darauf bei der „Division ZV“. Er vertrat Hans Kammler in Abwesenheit.

Bernhard Anhalt

Bernhard Anhalt kam von unten herauf. 1933 arbeitslos, diente er sich empor in die Waffen-SS und arbeitete später in Wetzlings Kriegsgericht.

Helmut Gaedt

Helmut Gaedt holt vor Gerich weit aus, als er seinen Lebensweg schildert. Entscheidend für Landgerichtsdirektor Niklas ist, dass er als Wehrmachtsangehöriger Befehle von Johannes Miesel ausführte.

Heinz Zeuner

Augenzeuge des Massakers. SS-Untersturmführer. Er gehörte nicht zum Erschießungskommando, beteiligte sich aber an der Ausführung des Befehls.

Ernst Moritz Klönne

Kurz wurde Ernst Moritz Klönne nur „Emo“ genannt. Er ist das Kind einer Unternehmerfamilie, besitzt eine Fabrik im Ruhrgebiet. Er diente beflissen Wolfgang Wetzling.

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