Warstein. . Ein Warsteiner klagt gegen den Ruhrverband. Monatelang krank, noch immer Folgeschäden. Ruhrverband wiegelt Schuld ab. Brauerei auch vor Gericht.

  • Warsteiner will Schadensersatz von Ruhrverband
  • Auch Brauerei soll Siepmann-Werken zahlen
  • Prozess beginnt nächste Woche

Ein Warsteiner zieht gegen den Ruhrverband vor Gericht. Er macht das Unternehmen für seine Legionellenpneumonie verantwortlich.

„Es geht darum, dass der Kläger den Ruhrverband in der Verantwortung sieht und nun Schadensersatz verlangt“, erklärt Dr. Johannes Kamp, Pressesprecher des Landgerichts Arnsberg, gegenüber der WESTFALENPOST. Die Infektion sei durch Bakterien hervorgerufen worden, die aus in die Wester eingeleiteten Abwasser des Ruhrverbandes stammen würden, so der Vorwurf. Der Kläger verlangt Schmerzensgeld in Höhe von 15 000 Euro.

Mann lag über einen Monat im Krankenhaus

„Mein Mandant war schwer krank, lag über einen Monat im Krankenhaus, hatte Fieberschübe und Schmerzen“, so der Anwalt des Klägers, Patrick Elixmann von der Kanzlei Binnewies aus Warstein, zur WP. Er sei zwar nun seit längerem wieder arbeitsfähig, leide aber noch an Folgeerkrankungen wie einem Nierenschaden und Stimmveränderungen. „Er hat in der Nähe der Kläranlage gearbeitet, draußen im Hof. War in Sichtweite. Mehrere Mitarbeiter sind ebenfalls erkrankt. Wir gehen davon aus, dass die Legionellen in der Luft waren und meinen Mandanten krank gemacht haben“, so Patrick Elixmann.

Trotzdem sei der Grenzwert überschritten

„Das Thema ist natürlich hochstreitig zwischen den Parteien, da nicht klar ist, ob dieser Fall wirklich im Verantwortungsbereich des Ruhrverbandes liegt“, so Dr. Johannes Kamp. Für den Anwalt des Klägers ist der Fall allerdings klar. „Der Ruhrverband gibt zwar zu, dass Legionellen im Wasser waren, sagt aber auch, dass an manchen Tagen ein geringerer Wert im Wasser war“, erläutert Patrick Elixmann. Trotzdem sei der Grenzwert überschritten gewesen. Für Elixmann steht fest, dass das Unternehmen seiner Aufgabe, das Wasser zu reinigen und zu filtern, nicht nachgekommen, sein Mandant deswegen erkrankt sei.

Klage gegen Brauerei

Um einen Millionenbeitrag geht es in einer Klage gegen die Warsteiner Brauerei. Die Siepmann-Werke verklagen die Brauerei auf Schadensersatz. Es kann um einen Betrag von bis zu einer Millionen gehen. Die Siepmannwerke entnehmen für ihre Produktion Wasser aus der Wester. Nach Bekanntwerden der Ursache durfte das Schmiedeunternehmen lange kein Wasser entnehmen. Den Schaden, der entstanden ist, wollen die Siepmann-Werke nun zurückhaben. „Dieses Verfahren hat begonnen. Es werden gerade Stellungnahmen vorbereitet und die Kammer, eine andere als diejenige, die für den Privatmann aus Warstein zuständig ist, prüft gerade das Verfahren“, erklärt Johannes Kamp vom Landgericht Arnsberg gegenüber der WP.

Beide Parteien waren nicht bereit, eine Stellungnahme zum laufenden Verfahren abzugeben. „Wir kommentieren das generell nicht, solange noch Termine angesetzt sind“, sagte die Pressestelle der Warsteiner Brauerei gegenüber der WESTFALENPOST.

Die Presseabteilung der Siepmann-Werke zeigte sich indes auf Anfrage kaum informiert, vermittelte an Rechtsanwalt Burkhard Niesert aus Düsseldorf, der das Unternehmen vertritt. Auch er wollte aber keine Auskunft geben: „Das hat nichts mit dem Verfahren zu tun, ich mache das einfach im laufenden Prozess nicht.“

Anwalt blickt positiv auf das Verfahren

„Das Wasser muss doch regelmäßig kontrolliert werden. Dass der hohe Legionellenwert nicht festgestellt wurde, ist rechtlich problematisch.“ Dass der Ruhrverband behaupte, die ursprüngliche Verursachung läge ohnehin bei den Esser-Werken und der Warsteiner Brauerei stört den Anwalt nicht.

Er blickt positiv auf den Ausgang des Verfahrens. „Uns reicht die Mitverantwortung. Ihre Aufgabe war es, das Wasser zu reinigen – die natürlichen Pflichten eines Klärwerks. Das ist anscheinend nicht ausreichend geschehen.“ Um die Verursachungsfrage zu klären, kann das Gericht einen Sachverständigen hinzuziehen.

Emotional geärgert: Ruhrverband zeigt kein Bedauern

„Für meinen Mandanten ist es schlimm, dass der Ruhrverband sich nie entschuldigt oder Bedauern ausgedrückt hat. Das hat ihn emotional natürlich geärgert“, fasst Patrick Elixmann den Gemütszustand des Warsteiners zusammen. „Er wusste nicht, ob er diese Krankheit überlebt.“ Der Ruhrverband widerspricht. Ein Pressesprecher erklärt: „Die Kläranlage Warstein wurde zu jeder Zeit ordnungsgemäß und in Übereinstimmung mit allen gesetzlichen und behördlichen Anforderungen betrieben.“

Nach den Ergebnissen der behördlich veranlassten und vorgenommenen Untersuchungen und nach den eigenen Erkenntnissen würden die Legionellen, die zu einer

Belastung der biologischen Reinigungsstufe der Kläranlage Warstein geführt hätten, originär aus dem Einzugsgebiet der Kläranlage stammen.

Das Verfahren beginnt in der nächsten Woche

„Legionelleninfektionen entstehen nicht über den Wasserkreislauf, sondern durch die Ausbreitung legionellenbelasteter Aerosole. Die Kläranlage Warstein hat keine legionellenbelasteten Aerosole in die Atmosphäre entlassen“, so der Sprecher. Die Kläranlage habe als Legionellensenke gedient. Auch Gutachten, die 2013 erstellt wurden, würden dafür sprechen. „Für uns ist die Klage unverständlich.“

Das Verfahren beginnt nächste Woche Donnerstag, 23. November, um 9 Uhr vor dem Landgericht in Arnsberg. Patrick Elixmann geht davon aus, dass an einem Prozesstag noch kein Urteil gefällt wird.

Folgen Sie der Westfalenpost Warstein auch auf Facebook.