Warstein. . Die Uhren werden zurück gestellt. Warum ein Landwirt mit vollen Eutern und die Stadt mit einer irreführenden Turmuhr zu kämpfen hat.

  • Die Landwirte in Warstein müssen ihren Rhythmus und ihre Tiere umgewöhnen.
  • Warum Bäcker und Juweliere entspannt bleiben.
  • Die Kirchturmuhr könnte auf dem Marktplatz noch länger die Sommerzeit anzeigen.

Eine Stunde länger Schlaf in der Nacht von Samstag auf Sonntag? Das gilt nicht überall im Warsteiner Stadtgebiet. Das wohl zwei Mal im Jahr am meisten diskutierte Thema wird auch an diesem Wochenende wieder für eine Mischung aus Unmut, (Schaden-) Freude – gegenüber dem einen oder anderen Kollegen – und Wohlgefallen sorgen: die Zeitumstellung.

Wie die Warsteiner dazu stehen und was der Zahlendreher mit ihrem Tagesrhythmus macht.

Kühe kommen aus Melk-Rhythmus

Für Hans-Martin Weber drehen sich die Zeiger auf dem Uhrenblatt in der kommenden Nacht noch einmal anders als in übrigen Warsteiner Betrieben. Denn der Landwirt mit eigenem Hof oberhalb des Salzbörnchens kümmert sich hauptsächlich um Kühe – die regelmäßig gemolken werden wollen.

„Die Tiere sind erstmal ganz schön verwirrt. Anstatt dass wir sie wecken, werden sie am Sonntagmorgen dann schon da stehen und auf uns warten“, so Weber. Und das obwohl die Jalousien auf dem Hof nur eine halbe Stunde länger unten bleiben werden als sonst: „Wir gewöhnen die Tiere langsam um. Wir wollen schließlich nicht, dass sie Schmerzen haben, wenn der Euter zu voll ist.“

Tagesrhythmus verschiebt sich

Uhren regeln „Mini-Jetlag“ häufig automatisch

In der Nacht zu Sonntag wird die Zeit nachts erneut auf 2 Uhr zurückgestellt.

Damit ist die Sommerzeit beendet, die vom 26. März bis zu diesem Sonntag, 29. Oktober, andauert. Die Winterzeit beginnt.

Die meisten Uhren stellen sich automatisch um und erhalten das Signal aus Braunschweig von der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB).

Der Tagesablauf verschiebt sich für den Suttroper Landwirt ab Sonntag also nach hinten. So sei etwa der Tau aus dem Heu auch erst um 12 Uhr mittags raus, anstatt wie bislang bereits um 11 Uhr. Für Hans-Martin Weber kein Problem: „Wir sind es gewohnt, auch mal nachts zu arbeiten. Daher macht uns die frühe Dunkelheit nichts aus.“

Dunkel ist es für Bäckermeister Hans-Jürgen Nolte so oder so, wenn er nachts beginnt den Teig für die Sonntagsbrötchen zu kneten. „Wir hier vorne im Laden freuen uns auf jeden Fall und der Teig wird ja auch im Voraus vorbereitet. Die Zeitumstellung in diese Richtung kommt uns also immer ganz gelegen“, sind sich die Verkäuferinnen in der Bäckerei einig.

Was die Bäcker am Sonntagmorgen länger schlafen können, muss die Polizei in der Nacht länger arbeiten: „Die Kollegen, die diese Nachtschicht erwischt haben, haben natürlich ein bisschen Pech gehabt“, schmunzelt man vor der Zeitumstellung in der Wache.

Nachtschicht eine Stunde länger

Ob sich die Überstunde mit der verkürzten Nacht im Frühjahr wieder ausgleichen wird, ist dann eher Zufall. Sonstige Auswirkungen auf die Arbeit der Polizei in Warstein habe die Extrarunde auf dem Uhrenblatt aber nicht: „Ob es mehr Unfälle gibt oder nicht, kann man so nicht sagen. Und Wildunfälle passieren eher zwischen 5 und 6 Uhr morgens – zu der Zeit ist es momentan sowieso dunkel.“

Hat wenig Probleme mit der Zeitumstellung: Trotz vieler Uhren erwartet Bettina Risse (rechts) mit ihren Mitarbeiterinnen im Juweliergeschäft an der Dieplohstraße ein ruhiges Wochenende.
Hat wenig Probleme mit der Zeitumstellung: Trotz vieler Uhren erwartet Bettina Risse (rechts) mit ihren Mitarbeiterinnen im Juweliergeschäft an der Dieplohstraße ein ruhiges Wochenende. © Elisa Sobkowiak

Bei Juwelier Risse tickt der Zeiger entspannt weiter. „Die Uhren, die wir in unserem Geschäft verkaufen, haben einen kleinen Stopper an der Krone. Das heißt, die laufen bei uns sowieso nicht, also müssen wir sie auch nicht alle umstellen“, lacht Inhaberin Bettina Risse. Lediglich ein paar Kunden seien es jedes Jahr, die zum Umstellen ihrer Uhren im Laufe der nächsten Woche das Geschäft aufsuchen. „Das sind dann entweder filigrane Teile, die man nicht selbst verstellen kann, oder unsere ältere Kundschaft.“

Kirchturm könnte Verwirrung stiften

Bei aller Verwirrung um den schleichenden Stundenzeiger am Wochenende sollte man sich auf dem großen Ziffernblatt am Marktplatz besser keinen Rat holen – denn der Kirchturm der St.-Pankratius-Kirche könnte noch bis Montag die Sommerzeit verkünden.

„Die Technik wurde zwar etwas elektrisiert, aber ist dennoch uralt“, weiß Jürgen Kösters, der selbst jahrelang zum „Aufziehen“ der Uhr auf den Kirchturm gestiegen ist.

Turmuhr mit Motoren bestückt

Zwar seien die Gewichte der Uhr 2016 mit Motoren bestückt worden. Dennoch sei nach wie vor die Stadt dafür zuständig, die Zeit manuell zurück stellen. „Wann das genau erfolgt, keine Ahnung. Mal sehen. Falls am Sonntagmittag noch immer die Sommerzeit angezeigt wird, steige ich vielleicht selbst nochmal auf den Kirchturm.“

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