Warstein. . Wolfgang Hellmich (SPD) will sein Bundestagsmandat verteidigen. Im Interview greift er die Kanzlerin an und warnt vor Spaltung der Gesellschaft.

  • SPD-Abgeordneter will Mandat im Bundestag verteidigen
  • Wahlkampftaktik der Bundeskanzlerin greift er hart an
  • Bad Sassendorfer setzt auf mehr Investitionen und mehr Regulierung

Direkt hat SPD-Politiker Wolfgang Hellmich seinen Wahlkreis noch nie gewonnen. Doch anders als bei vorangegangen Wahlen, tritt er in diesem Jahr nicht mehr gegen den erfahrenen Bernhard Schulte-Drüggelte an, sondern gegen einen neuen CDU-Kandidaten. Erhöht das die Chancen auf einen Erfolg? Eine Antwort lässt sich Hellmich nicht entlocken.

Im Interview mit der WP zieht er stattdessen wie seine Mitbewerber Zitate aus der Lostrommel und sagt, was ihm dazu einfällt – ohne zu wissen, von wem die Sprüche stammen.

Wer das Halt an unserer Grenze nicht akzeptiert, der ist ein Angreifer. Und gegen Angriffe müssen wir uns verteidigen. – Beatrix von Storch (AfD)

Wolfgang Hellmich: Ein absoluter Blödsinn. Letztlich möchte die AfD damit begründen, dass man an der Grenze auf Menschen schießen soll. Aber das ist völkerrechtswidrig und menschenverachtend. Das Ziel einer solchen Rhetorik ist es, unsere Gesellschaft zu spalten und das geht zu Lasten aller Menschen.

Wie soll man mit der heutigen Union noch streiten, wenn die einem nach zwei Jahren in allem recht geben. – Cem Özdemir (Grüne)

Das Zitat zielt auf die vermeintliche Sozialdemokratisierung der Union, aber ich halte die These für falsch. Den Mindestlohn haben wir gegen die Union im Koalitionsvertrag durchgesetzt. Und heute tut Frau Merkel so, als wäre das ihre Idee gewesen. Das ist ein Versuch, die Wähler zu umnebeln – die übliche CDU-Wahlkampf-Masche.

Deutschland steht gut da, aber wir leben in einer Phase des Umbruchs. – Angela Merkel (CDU)

Das ist sehr sanft und milde ausgedrückt. Ja, das Bruttoinlandsprodukt steigt – was übrigens vor allem steigenden Löhnen und Gehältern durch den Mindestlohn zuzuschreiben ist. Aber gleichzeitig gibt es viele Probleme. „Zeiten des Umbruchs“ ist für mich daher ein hohler Begriff.

Wir müssen unsere Gesellschaft nicht vor Menschen mit Migrationshintergrund schützen, sondern vor Feinden aller Art, die unsere offene Gesellschaft angreifen. – Martin Schulz (SPD)

Das ist richtig. Die Grundrechte hängen nicht von der Hautfarbe oder Religion ab. Den Begriff der „wehrhaften Demokratie“ müssen wir deshalb auch ganz aktuell mit Leben füllen. Denn wir müssen unsere eigenen Grundsätze verteidigen – gegen Rechtsradikale, genauso wie gegen den internationalen Terrorismus.

Wir wollen keine Schulden auf Kosten der nachfolgenden Generationen machen. – Angela Merkel (CDU)

Der Satz ist so dumm wie weise. Das, was wir heute anhäufen, wird eine Belastung für andere. Aber der Satz darf nicht dazu führen, dass wir Investitionen vergessen. Denn wir müssen uns auf die Zukunft vorbereiten. Es gehört zu den Aufgaben des Staates, überall für gleichwertige Verhältnisse zu sorgen. Das heißt zum Beispiel, dass wir Glasfasernetz bis tief ins Sauerland legen müssen.

Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie, was man bekommt. – Forrest Gump

Ich teile den Satz nicht, denn er sagt aus, dass man sowieso nichts ändern kann. Dabei sollte der Mensch darauf vorbereitet werden, eigene Entscheidungen zu treffen. Dazu brauchen Sie eine gute Ausbildung. Wenn Sozialdemokraten früher nicht das Bafög eingeführt hätten, hätte ich kein Abitur machen können. Das hätte sich meine Mutter als alleinerziehende Bäuerin nicht leisten können. Heute geht es darum, die Wege zu einem Studium zu öffnen und die Gebührenfreiheit auszubauen. Aber die CDU handelt eher nach dem Pralinenschachtel-Prinzip.

Wir wollen helfen. Unser Herz ist weit. Doch unsere Möglichkeiten sind endlich. – Joachim Gauck

Ja, unsere Möglichkeiten sind endlich. Und als im Sommer 2015 so viele Flüchtlinge nach Deutschland kamen, haben wir die Diskussion über diese Endlichkeit nicht zugelassen. Aber seitdem haben wir viel bewältigt.

Sie kennen mich. – Angela Merkel (CDU)

Ja, ich kenne die Frau, die das gesagt hat. Ich kenne sie – und deshalb wähle ich sie nicht.

Die Profitmaximierung ohne jede Rücksicht zerstört die Würde des Menschen. – Martin Schulz (SPD)

Das ist die Rhetorik der Linken. Aber Kapital und soziale Verantwortung sind sehr eng miteinander verbunden. Schauen Sie mal nach Griechenland. Dort kann man sehen, welche Folgen verantwortungsloses Handeln auf den Finanzmärkten haben kann. Deshalb brauchen wir eine stärkere Regulierung

Wirkliche Demokratie gibt es im Kapitalismus so wenig wie in der DDR. – Sahra Wagenknecht (Linke)

Der Satz stammt aus der Abteilung Agitation und Propaganda – und ist auch Blödsinn. Alleine weil der Kapitalismus eine Wirtschaftsform und keine Staatsform ist.

Als ich klein war, glaubte ich, Geld sei das Wichtigste im Leben. Heute, da ich alt bin, weiß ich: Es stimmt. – Oscar Wilde

Das kann ich für mich nicht sagen. Ich habe in meiner Kindheit selber erlebt, nur wenig Geld zu haben. Meinen Vater habe ich ja gar nicht kennen gelernt. Aber es war trotzdem ein glückliches Leben. Meine Mutter ist mir da immer noch ein Vorbild: Mit welcher Selbstaufopferung sie uns über die Runden gebracht hat. Wenn man für eine hohe Arbeitsbelastung nur wenig Geld bekommt, ist das aber natürlich ein Problem.

Folgen Sie uns auch auf Facebook.