Warstein. . Hans-Jürgen Thies (CDU) tritt zum ersten Mal für seine Partei bei der Bundestagswahl 2017 an. Wie er sich im WP-Zitat-Interview schlägt.

  • Hans-Jürgen Thies (CDU) tritt zum ersten Mal für seine Partei bei der Bundestagswahl 2017 an
  • Der 61-jährige Rechtsanwalt aus Lippetal will Nachfolger von Bernhard Schulte-Drüggelte werden
  • Im WP-Zitat-Interview gibt er einen Einblick in sein Politikverständnis

Mit 61 Jahren wagt Hans-Jürgen Thies den Neuanfang. Der Rechtsanwalt aus Lippetal will als Nachfolger des bisherigen Abgeordneten Bernhard Schulte-Drüggelte für die CDU in den Bundestag einziehen.

Vorher muss er sich allerdings wie alle anderen Kandidaten unseren Zitaten stellen, die er in zufälliger Reihenfolge und ohne Angabe, wer den Satz gesagt hat, aus unserer Lostrommel zieht.

Wie soll man mit der heutigen Union noch streiten, wenn die einem nach zwei Jahren in allem recht geben. (Cem Özdemir, Grüne)

Hans-Jürgen Thies: Man kann in und mit der Union gut streiten. Als einzige verbliebene Volkspartei sind viele Gesellschaftsschichten in der CDU/CSU unter einem Dach versammelt. So ergeben sich automatisch unterschiedliche Auffassungen. Die SPD ist mit 23 Prozent hingegen mehr und mehr eine Klientelpartei geworden.

„Hohe Verantwortung gegenüber dem Holocaust“

Vergiss nicht, niemals, und steh’ zu dem Land, das hier derer gedenkt, die nicht leben durften. (Joachim Gauck)

Wir haben eine hohe historische Verantwortung wegen des Holocausts – im eigenen Land, aber auch im Weltgefüge. So etwas darf nie wieder passieren. Deshalb müssen wir nicht ständig eine Schuld-Monstranz vor uns her tragen, aber die Erinnerungskultur muss wachgehalten werden. Das sind wir den Opfern schuldig.

Deutschlands Freiheit wird am Hindukusch verteidigt. (Peter Struck)

Der Satz war und ist sehr umstritten. In dieser Form könnte ich ihn auch nicht unterschreiben. In Afghanistan geht es darum, für eine Stabilisierung der staatlichen Verhältnisse zu sorgen und das Land vor dem Chaos zu bewahren. Da war es wohl leider notwendig, dass wir uns beteiligen. Der Satz kommt aber einem Blankoscheck nahe, um überall in der Welt aktiv werden zu können. Doch wir sollten uns sehr zurückhalten, deutsche Interessen auf militärischem Wege zu vertreten.

Jeder Altenpfleger leistet mehr für die Gesellschaft als alle Investmentbanker zusammen. (Sahra Wagenknecht)

Ich habe eine gewisse Sympathie für diese Aussage. Meine Mutter war an Demenz erkrankt und daher stark pflegebedürftig. Die Arbeit der Altenpfleger habe ich bewundert – was die Fachkompetenz angeht, aber auch den körperlichen und psychischen Einsatz. Inwieweit Investmentbanker Gutes tun – nun ja, Bänker machen ihren Beruf ja nicht aus Altruismus.

„Ausbeutung der Arbeiter wäre undemokratisch“

Wirkliche Demokratie gibt es im Kapitalismus so wenig wie in der DDR. (Sahra Wagenknecht)

Ausbeutung der Arbeiter wäre undemokratisch. Aber ich lege großen Wert darauf, dass wir in einer sozialen Marktwirtschaft leben und nicht in einer Form des Haifisch-Kapitalismus. Die DDR dem gegenüber war ein Unrechtsstaat.

Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie, was man bekommt. (Forrest Gump)

Richtig ist: Das individuelle Leben kann man nicht vorhersehen. Staatliche Stellen und die Politik müssen natürlich dennoch vorausschauend arbeiten und daher auch den Blick nach vorne richten.

Als ich klein war, glaubte ich, Geld sei das Wichtigste im Leben. Heute, da ich alt bin, weiß ich: Es stimmt. (Oscar Wilde)

Als ich klein war, habe ich mir öfter mal gewünscht, mehr Taschengeld zu bekommen. Aus meiner Lebensgeschichte kann ich aber sagen: Je älter man wird, desto weniger spielen materielle Dinge eine Rolle. Das Wichtigste sind Freundschaft, Treue, Liebe, Verlässlichkeit. Geld kann vieles beeinflussen. Aber es ist doch schlimm, als Mann mit großem Konto auf dem Friedhof zu liegen. Da hat man dann auch nichts von.

Thies: „Ich als Dieselfahrer ärgere mich maßlos.“

Wer einen Diesel gekauft hat, darf nicht der Dumme sein. (Martin Schulz)

Ich bin selber Dieselfahrer und ärgere mich maßlos, dass mir bei der Inspektion – ohne dass ich das weiß – neue Programme aufgespielt werden. Viel ärgerlicher ist aber, dass durch diesen Skandal die gesamte Branche in Verruf gerät und Vertrauen verspielt wird. Andererseits sind andere Diesel auch nicht sauberer als die deutschen.

Wir wollen helfen. Unser Herz ist weit. Doch unsere Möglichkeiten sind endlich. (Joachim Gauck)

Diesen Satz gebrauche ich immer. Wenn man etwas Empathie in sich trägt, dann tun einem die Menschen, die – egal aus welchen Gründen – ihre Heimat verlassen, leid. Auf der anderen Seite können weder Europa noch wir Deutschen, wir alleine schon gar nicht, die weltweite Migration bewältigen. Wir werden daher nicht um unpopuläre Maßnahmen herumkommen, um Europa ein Stück weit abzuschotten, zum Beispiel indem wir noch in Nordafrika prüfen, ob ein Asylgrund vorliegt. Eine strikte Obergrenze wäre töricht.

„Freiheit und Sicherheit sind Menschenrechte“

Wer das Halt an unserer Grenze nicht akzeptiert, der ist ein Angreifer. Und gegen Angriffe müssen wir uns verteidigen. (Beatrix von Storch)

Der Satz hat für berechtigte Empörung gesorgt. Aber losgelöst von der Falschheit dieser Aussage: Der Staat definiert sich auch über sein Gebiet und die Grenzen. Deshalb müssen die auch kontrolliert werden. Ende 2015 hat der Staat einen Kontrollverlust erlitten, weil viele Menschen reingekommen sind, ohne dass wir wussten, wer diese Menschen sind.

Wer Freiheiten aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, verdient weder Freiheit noch Sicherheit. (Benjamin Franklin)

Freiheit und Sicherheit verdient jeder, das sind Menschenrechte. Die Diskussion um die innere Sicherheit ist oft eine schmale Gratwanderung. Ich selbst habe ein hohes Freiheitsbedürfnis, deshalb tue ich mich schwer mit immer neuen Einschränkungen. Aber Bürger erwarten zu Recht, dass der Staat sie vor Terror und Gewalt schützt.

Frage nicht, was dein Land für dich tun kann. Frage, was du für dein Land tun kannst. (John F. Kennedy)

Ich halte es für fatal, dass nicht wenige eine zu große Anspruchshaltung gegenüber dem Staat haben. Auch Eigenverantwortung ist ein wichtiges Prinzip. Im Kreis Soest engagieren sich ja erfreulich viele Menschen im Ehrenamt. Das wird oft zu wenig wertgeschätzt.

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