Warstein. Der Warsteiner Robert Linke ist der jüngste Direktkandidat der Partei die Linke in allen Wahlkreisen. Wie er sich im WP-Zitat-Interview schlägt.

  • Der Warsteiner Robert Linke ist der jüngste Direktkandidat der Partei die Linke in allen Wahlkreisen
  • Der 19-Jährige zeigt sich im WP-Zitatinterview trotzdem souverän und spontan
  • Außerdem verrät er, was er künftig besser machen will

Im Kreis Soest ist Robert Helle mit 19 Jahren der Jüngste, der sich um ein Bundestagsmandat bewirbt. Beim Interpretieren unserer ausgewählten Zitate gibt sich der Kandidat der Linken trotzdem ganz souverän und spontan.

Wir wollen keine Schulden auf Kosten der nachfolgenden Generationen machen (Angela Merkel)

Helle: Man hört immer den schönen Satz: Man muss an die Kinder und die Jugend denken – aber gerade das wirtschaftliche Handeln stellt keine Unterstützung der Kinder dar, sondern ist massiv auf kurzfristiges Denken gepolt. Umweltpolitik ist beispielsweise auch nicht langfristig, wenn man sich die Umweltschäden oder den Diesel-Skandal anguckt. Das ist ein massives Problem, denn die nachfolgenden Generationen, zu denen ich gehöre, sollten nicht für kurzfristiges Handeln bestraft werden.

Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie, was man bekommt (Forrest Gump)

Stimmt. Das erinnert mich sofort an die allgemeinen Wahlversprechen – man hört immer die schönen Wahlslogans und Versprechungen, die die Parteien nie einhalten können. Egal, was die Parteien versprechen: Man weiß nie, was letztendlich dabei rum kommt. Ich will das anders machen; ich stehe für eine klare Haltung und dafür ein, was ich sage. Ich will Politik für Menschen machen und nicht für Geld und Macht.

„Terroristen zeigen: Ihr habt keine Chance“

Vergiss nicht, niemals, und steh’ zu dem Land, das hier derer gedenkt, die nicht leben durften (Joachim Gauck)

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Das ist ein schönes Zitat, aber mir fällt abrupt nichts dazu ein – wobei zum ersten Teil schon: Es mag vielleicht den Sinn verfehlen, aber dabei kommt mir das Nationalitätendenken in den Sinn, worin ich ein massives Problem sehe. Es gibt nationale Unterschiede, aber die Menschen sollten sich nicht darauf beschränken. Ich kann mich glücklich schätzen, Deutscher zu sein, aber ich sehe mich in erster Linie als Weltmensch.

Wir müssen unsere Gesellschaft nicht vor Menschen mit Migrationshintergrund schützen, sondern vor Feinden aller Art, die unsere offene Gesellschaft angreifen (Martin Schulz)

Das unterstütze ich voll und ganz. Jede Migration ist kultureller Zuwachs. Deutschland ist schon lange ein Migrationsland, ein Land, das aus vielen Nationen zusammengewürfelt ist. Man darf nicht überall nur Feinde sehen. Ich will mich in Zukunft darum bemühen, dass man in den Schulen darüber aufklärt, was eine offene Gesellschaft ist.

Wir wollen helfen. Unser Herz ist weit. Doch unsere Möglichkeiten sind endlich (Joachim Gauck)

Eine klare Sache, die ich erreichen will, ist mehr Gerechtigkeit für die Menschen in unserem Land. Ich möchte an Menschen heran kommen, die vielleicht nicht unsere politische Sicht teilen, die aber ihre Herzen öffnen für mehr Solidarität. Es geht darum, sich mehr in der Gesellschaft einzubringen, beispielsweise mit einer ehrenamtlichen Tätigkeit.

Wer Freiheiten aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, verdient weder Freiheit noch Sicherheit (Benjamin Franklin)

Dabei muss ich an die Einschränkungen denken, die die Bundesregierung durchsetzen will. Sicherheit darf nicht auf Kosten der Menschenrechte gehen. In vielen Ländern ist die Präsenz von Sicherheitsmaßnahmen sehr hoch und es gibt trotzdem Terror – das bringt nichts. Wir müssen den Terroristen zeigen: Ihr habt keine Chance uns den Spaß am Leben zu nehmen.

„Migration darf kein Problem sein“

Deutschlands Freiheit wird am Hindukusch verteidigt (Peter Struck)

Es ist wichtig, in der Welt Frieden zu erlangen, aber das kriegen wir nicht hin, indem wir militärisch intervenieren. Für Freiheit im Ausland zu sorgen, geht am besten durch Entwicklungshilfe, dadurch, dass wir den dortigen Terrorgruppen den Nährboden entziehen, indem wir den Menschen eine Perspektive bieten. Militärische Interventionen bringen nur zivile Opfer mit sich.

Wer das Halt an unserer Grenze nicht akzeptiert, der ist ein Angreifer. Und gegen Angriffe müssen wir uns verteidigen (Beatrix von Storch)

Migration darf kein Problem sein. Wir müssen helfen, da wir an vielen Problemen dieser Menschen eine Mitschuld tragen, die Wirtschaft hat viele Länder kaputt gemacht und militärische Interventionen haben dafür gesorgt, dass Terrorgruppen hoch kamen.

Wir müssen die hoch gehobenen europäischen Werte auch für Migranten einfordern. Die Grenzen zuzumachen, ist ein Skandal. Das heißt nicht, dass Millionen Menschen nach Deutschland kommen sollen, sondern eine europäische Lösung zu finden. Da muss die Bundesregierung klare Haltung zeigen, aber die fehlt bei Angela Merkel.

Als ich klein war, glaubte ich, Geld sei das wichtigste im Leben. Heute, da ich alt bin, weiß ich: Es stimmt (Oscar Wilde)

Den Spruch ‘Geld regiert die Welt’ kennen alle. Persönlich fände ich es schöner, wenn es anders wäre. Es kann doch nicht sein, dass große Spenden von Konzernen an die Parteien fließen und schon werden gesetzliche Eingrenzungen fallen gelassen. Deshalb bin ich in einer Partei, in der keine Spenden angenommen werden.

Deutschland steht gut da, aber wir leben in einer Phase des Umbruchs (Angela Merkel)

Wir stehen in Sachen Wirtschaft ohne Frage gut da. Aber man muss sich die Frage stellen, ob es auch den Menschen gut geht, die Arbeit für die Wirtschaft leisten, die niedrige Löhne bekommen und unter massivem Druck stehen. Das schafft Spannungen.

Solche Umbrüche wie derzeit kommen der AfD zu Gute, einer Partei, die klar nationalistische Töne anschlägt. Dabei sind die genauso arbeitnehmerunfreundlich wie die etablierten Parteien. Es ist ein Riesenproblem, dass die versuchen, die rechten Töne gesellschaftsfähig zu machen, beispielsweise, wenn Frauke Petry über ‘völkisch’ redet. Da müssen wir entgegen wirken.

„Dieselfahrer werden als Schuldige gesehen“

Wer einen Diesel gekauft hat, darf nicht der Dumme sein (Martin Schulz)

Das unterstütze ich voll und ganz. Es ist ja schon fast so, dass Dieselfahrer als die Schuldigen gesehen werden, weil sie sich einen Diesel-Pkw gekauft haben. Es beschäftigt sich ja nicht jeder damit, wie groß die Verpestung durch sein Auto ist. Die Regierung muss zusehen, dass den Käufern geholfen wird, dass es beispielsweise kostenfrei Abgasfilter gibt.

Sie kennen mich (Angela Merkel)

Man muss eher sagen: Sie kennen mich nicht. Wenn man guckt, wie oft die in ihrer Meinung umgeschwenkt ist – das ist unfassbar. Wenn ich ans Thema Atomenergie oder Pkw-Maut denke.

Es sind die Begegnungen mit Menschen, die das Leben lebenswert machen (Guy de Maupassant)

Auch wenn der Wahlkampf gerade erst anfängt, hatte ich schon viele Begegnungen mit Menschen, die mir sehr geholfen haben. Ich bin ja noch jung und kann nicht von allem eine Ahnung haben. Daher ist es toll, Gespräche mit vielen Menschen zu haben, weil man daraus lernt. Ich hatte gestern beispielsweise eines mit einem Mann aus Polen, der erzählt hat, wie er mit den Ämtern klar kommt. Es ist wichtig, im Haustürwahlkampf zu erfahren, welche Nöte, Ängste und Hoffnungen die Menschen haben.

Politik besteht aus Sache, Kopf, Bauch (Roland Koch)

Das ist eine schöne Kombination aus klarem Sachverhalten, Logik und Bauchgefühl. Als ich mit 14 Jahren zur Politik gekommen bin, hatte ich das Gefühl: Es ist doch unfair, was in unserem Land läuft. Und dann setzt man sich mit einer Sache auseinander. Man braucht eine gute Kombination der drei Dinge, um gute Politik zu betreiben – nur Kopf oder Bauch bringt keinen weiter.

Digital first, Bedenken second (FDP-Wahlplakat)

(lacht) Digital first hat für eines gesorgt, nämlich dafür, viel Netzkriminalität zu schaffen. Es wurde wenig bedacht, feste Regeln einzuhalten. Es gibt eine hohe Mobbing- und Beleidigungsrate in den sozialen Netzwerken, gegen die relativ wenig gemacht wird. Es kann nicht sein, dass Menschen Depressionen oder Selbstmordgedanken kriegen, weil sie massiv angegangen werden und dass Leute gegen Menschen vorgehen mit verbalen Attacken unter der Gürtellinie, nur weil sie eine andere Meinung haben.

Die WP auf Instagram: Alles zur Bundestagswahl 2017

Wirkliche Demokratie gibt es im Kapitalismus so wenig wie in der DDR (Sahra Wagenknecht)

Das kann ich nur unterschreiben. Der Linken wird immer eine SED-Vergangenheit vorgeworfen, das ist eine unfassbare Frechheit. Wir streiten für einen demokratischen Sozialismus, nicht für ein System wie in der DDR. Wir stehen für ein bodenständiges Gefühl. Kapitalismus sorgt nicht nur für Eingrenzungen in der Wirtschaft, sondern auch im menschlichen Leben. In der DDR gab es zwar viele Investitionen in die Bildung, aber das war keine Demokratie. In unserer Partei wird Demokratie gelebt, denn es gibt viele Diskussionen. Das Abnicken in anderen Parteien ist eigentlich eine Katastrophe für die Demokratie.

„SPD ändert ihre Politik kaum

Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen (Aristoteles)

Das kann man einerseits der SPD zuschreiben, weil sie ungern ihre Politik ändert, aber als neu verkauft. Aber auch der Linken, weil sich der Wind langfristig ändern wird.Wir wollen langfristig etwas ändern, denn vieles geht nicht von heute auf morgen. Darauf ist unsere Politik ausgerichtet, damit wir den Wind ändern können.

Die Macht der Profitmaximierung ohne jede Rücksicht zerstört die Würde des Menschen (Martin Schulz)

Es ist ein ganz klares Problem, dass die gesteigerte Produktivität nicht für höhere Löhne bei den Managern sorgt, sondern auch Dividenden ausgeschüttet werden und die normalen Arbeiter nichts davon haben. Die Maximierung sorgt auch dafür, dass viele Rohstoffe aufgebraucht werden. Ein Umdenken ist wichtig, denn die Profitmaximierung sorgt für eine Zerstörung der Umwelt und des Menschen.

Wie soll man mit der heutigen Union noch streiten, wenn die einem nach zwei Jahren in allem Recht geben (Cem Özdemir)

Das ist auf Merkels ständiges Umschwenken bezogen. In vielem ist die Union glücklicherweise umgeschwenkt, wie jetzt bei der Homo-Ehe. Wobei das auch ein Zeichen dafür ist, dass die Union nicht für das steht, was sie einmal gesagt hat, sondern anderen nach dem Mund redet. Da geht es nur nach Stimmung, nicht nach Position. Die CDU ist oft sehr heuchlerisch. Wäre sie christlicher, wäre es oft leichter, einen gemeinsamen Standpunkt zu finden. Bei mehr Menschlichkeit gäbe es mehr Gemeinsamkeiten als man denkt.

„Mit den Menschen auseinandersetzen“

Frage nicht, was dein Land für dich tun kann. Frage, was du für dein Land tun kannst (John F. Kennedy)

Das stimmt absolut. In unserem Land werden die Politiker vom Bürger gewählt. Dafür erwarten sie, dass sich diese auch für sie einsetzen, was oft nicht passiert. Man muss sich mit den Menschen auseinandersetzen, sehen, wo ihre Nöte sind, damit man sich einsetzen kann und nicht nur rumgammelt im Bundestag.

Jeder Altenpfleger leistet mehr für die Gesellschaft als alle Investmentbanker zusammen (Sahra Wagenknecht)

Altenpfleger erhalten zu geringe Gehälter für schwere Arbeit. Ich habe Bekannte, die in diesem Beruf arbeiten und weiß, wie stressig der Alltag ist. Altenpfleger müssen gucken, wie sie fertig werden, während Banker kaum was tun – und wenn was schief geht, zahlt der Steuerzahler. Wir brauchen ein solidarisches Gesundheitssystem, in dem es nicht nur um Profit geht.

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