Warstein. Acht Monate besteht die Beratungsstelle für Flüchtlinge der Diakonie in Warstein. In dieser Zeit haben die Berater viel gehört. Auch Eheprobleme
- Beratungsstelle in der alten Liobaschule jetzt acht Monate geöffnet
- Martin Rutkowski und Alexander Ebel ziehen positive Bilanz
- Es geht um Alltagsprobleme mit Wohnungssuche, Ausbildung oder Kindergeld
Eine positive Anfangsbilanz ihrer Arbeit in Warstein haben nach acht Monaten Martin Rutkowski und Alexander Ebel von der Flüchtlingsberatung der Diakonie gezogen. „Die meisten der rund 500 Flüchtlinge in Warstein waren bereits hier“, sagt Alexander Ebel, manche mehrmals.
Acht am Tag
Rund acht Personen pro Tag beraten die beiden, dabei helfen gute englische und russische Sprachkenntnisse. Den Rest der Übersetzungsarbeit erledigt ein kleines Netzwerk aus ehrenamtlichen Dolmetschern, das sich die beiden aus Flüchtlingen herangezogen haben. „Heute Morgen war ein Paar mit zwei kleinen Kindern aus Tadschikistan hier“, berichtet Ebel. „Die sprachen Farsi, eine Sprache, die im Iran gesprochen wird. Gut, dass ich mich mit dem Mann auf Russisch unterhalten konnte.“
Veränderter Schwerpunkt
Der Schwerpunkt der Arbeit der beiden Berater, die in der Woche täglich von circa acht bis 17 Uhr im Büro in der alten Liobaschule sind, hat sich im Laufe der Zeit gewandelt. „Die Anhörungsvorbereitung, die in den ersten Wochen unsere Tätigkeit bestimmte, ist zu einer Rarität geworden“, sagt Martin Rutkowski. „Heute stehen Themen wie Sozialrecht, Vertragsrecht oder Mietrecht im Vordergrund. Auch Ausbildung und Qualifizierung. Eben die Alltagsprobleme mit Wohnungssuche, Kindergeld oder Schuldnerberatung.“
Anerkennung als Asylbewerber
Hintergrund: Die Anhörung eines Flüchtlings vor dem zuständigen Bundesamt ist Voraussetzung für dessen Anerkennung als Asylbewerber. Die Behörde will herausfinden, ob berechtigte Asylgründe vorliegen. „Die Leute sollen ihre Geschichte erzählen, nichts Ausgedachtes, chronologisch und authentisch“, erzählt Martin Rutkowski, der zuvor in der Erstaufnahme in Dortmund gearbeitet hat. „Darauf mussten wir sie vorbereiten, ihnen vor allem die Angst nehmen.“
Angekommen
Zu Beginn dieses Jahres waren sich die beiden Berater sicher, dass die Flüchtlingsberatung „angekommen ist in Warstein.“ Da kamen plötzlich Menschen vor allem aus Syrien, dem Irak, dem Iran und Afghanistan. Der Kontakt entstand durch Ehrenamtliche und durch Mundpropaganda.
Alltagsprobleme
Das Gros der Arbeit in der alten Liobaschule machen Alltagsprobleme aus: Die Verschuldung junger Leute etwa mit Handy-Verträgen. „Die Leute warten zu lange mit der Öffnung von Post, die ihnen nichts sagt“, weiß Rutkowski. Das seien oft Mahnungen. Bei kleineren Fällen schreiben Ebel und Rutkowski, die weitgehend aus Landesmitteln bezahlt werden, die Gläubiger an, in größeren muss ein Anwalt helfen.
Persönliches
Die Berater werten es als positives Zeichen, dass viele Flüchtlinge mit ihnen auch über Persönliches reden, von Eheproblemen bis zu Zukunftsängsten. „Die brauchen einfach jemanden.“
Lob für Zusammenarbeit mit Warsteiner Behörden
„Die Zusammenarbeit mit den Behörden in Warstein läuft reibungslos“, loben Ebel und Rutkowski. „Sozialamtsleiter Josef Pieper hat uns kurze Dienstwege versprochen, und das war keine leere Floskel“, fügen sie hinzu. Ihr größter Erfolg sei es, unter den Flüchtlingen angekommen zu sein. Es habe sich inzwischen eine gute Portion an Vertrauen gebildet.