Rüthen. Rüthen feiert zum Zunftjubiläum Festtag im Zeichen des Holzes. Die Besucher staunen, was sich alles aus und mit Holz machen lässt.

  • Zunft der Schreiner und Zimmerer sieht sich nach 300 Jahren für Zukunft gerüstet
  • Großes Fest auf der Holzmeile in der Niederen Straße um im Handwerkerdorf
  • Spektrum reicht vom Holzrücken mit Pferden bis zu Harvester-Vorführung

Mehrere tausend Gäste zum 300-jährigen Jubiläum: Als ein echter Besuchermagnet erwies sich Sonntag die Jubiläumsfeier der Schreiner- und Zimmererzunft in Rüthen. Der Festakt, aber vor allem das Rahmenprogramm und die Holz-Meile in der Niederen Straße begeisterten die Gäste. Eben ein echtes Aushängeschild für die Stadt: „Mensch, habt ihr es schön hier“ und „Toll, was die Bürger hier auf die Beine stellen können“, hieß es.

„Die Zunft ist schon immer für Rüthen aktiv gewesen“, betonte Franz-Josef Krämer, nicht nur Zunftmitglied, sondern auch Vorsitzender des Fördervereins Heimatpflege und traditionelles Brauchtum, der am Nachmittag als einen Höhepunkt zwei Eichenstämme nach alter Väter Sitte versteigerte.

Aus Eichenstamm werden Bänke

Für 680 Euro ersteigerte Markus Dahlhoff den ersten Stamm. Er will Bänke für die Wege auf und unterhalb der Stadtmauer daraus schreinern lassen.

Als Meister im Bieten zeigte sich Korbin Schulte, Enkel von Johannes Schulte. 910 Euro bezahlt dieser für Stamm Zwei, der zu Parkett verarbeitet wird.

Geschenkt bekommen hatte die Zunft diese – aus einem Teil waren Vitrinen für eine Dauerausstellung der Zunft im Handwerkerdorf gezimmert worden – von der Stadt Rüthen. Deren Oberhaupt Peter Weiken erklärte mit launigen Worten, dass auch er selbst aus einer alteingesessenen Schreinerfamilie stammt, gerne als Kind in den Holzspänen gespielt hat. „Die Stadt Rüthen weiß die Bedeutung des Handwerks für die positive wirtschaftliche Entwicklung zu schätzen“, erklärte Weiken.

Zunft ist bereit für die Zukunft

Bei der Holzversteigerung:
Bei der Holzversteigerung: © Tanja Frohne

Eine Tradition, die nur so lange aufrecht erhalten werden kann, weil sich die Schreiner und Zimmerer immer den Herausforderungen gestellt, sich für Modernisierungen geöffnet haben, betonte Richtmann Christian Ballhorn. „Wir haben immer unsere Möglichkeiten gesehen, Chancen geprüft und genutzt.“ Daher habe sich das Handwerk als fester Bestandteil der Wirtschaft behauptet.

Das tut die Zunft seit 300 Jahren, wie Stadtführer Martin Krüper ausführte, der an die Anfänge der Vereinigung erinnerte. Anschließend ging es für ihn in die Niedere Straße, gehörte er doch zu den zahlreichen Anwohnern, die mit zum Gelingen des Festes beitrugen.

Neidköpfe, Spazierstöcke und Holzschuhe

Päuschen im Trubel: Bürgermeister Peter Weiken und Pfarrer Bernd Götze machen Rast auf der Bank vor Haus Buuck.
Päuschen im Trubel: Bürgermeister Peter Weiken und Pfarrer Bernd Götze machen Rast auf der Bank vor Haus Buuck. © Tanja Frohne

Geboten wurden hier nicht nur Informationen rund um den Wald und das Holz, es konnte auch eingekauft werden – so gab es Neidköpfe, Spazierstöcke und Holzschuhe ebenso wie urigen Zunftschmuck. Ein wahrer Hingucker waren aber vor allem die Vorführungen. So zeigten die Lehrlinge des BBZ Soest den Zimmermanns-Klatsch auf dem fliegenden Dach – eine schwindelerregende Angelegenheit. Unter den Lehrlingen war mit Christopher Sellerberg auch ein Rüthener.

Das Arbeiten mit dem Harvester und das Holzrücken mit Pferdekraft sorgte bei den Besuchern für glänzende Augen. Ebenso wie der als Baum verkleidete Straßenkünstler. Ein Holzspalter, Traktoren und alte Anhänger, Vorführungen mit der Kettensäge, ein Kohlenmeiler und die Leonardo-Brücke – in Rüthen gab es wirklich allerhand zu erleben. Wer das Ganze einmal von oben betrachten wollte, konnte an einer Kirchturmführung teilnehmen und in der Kirche die Kunst eines Geigenbauers bewundern. – Ein rundes Programm für einen besonderen runden Geburtstag.