Harald Blankenhahn tritt als AfD-Kandidat im Wahlkreis Soest II an. Im WP-Interview stellt er Angela Merkel in eine Reihe mit Hitler und Stalin.
- AfD-Kandidat hält fehlende Radwege für größtes Problem an B 55
- Ehemaliger Mitarbeiter der Kreisverwaltung saß für CDU im Soester Stadtrat
- Obergrenze für Flüchtlinge und Begriff der Lügenpresse lehnt er ab
Mit 77 Jahren ist Harald Blankenhahn der älteste Direktkandidat bei der Landtagswahl im Wahlkreis Soest II – und trotzdem ist er so etwas wie der Neuling in der Runde: Denn der Pensionär aus Soest tritt für die AfD an.
In Rüthen stellt er sich den Interviewfragen der WESTFALENPOST:
1. Wenn Sie alle Zeit der Welt hätten...? Da gehört natürlich auch Geld zu – dann würde ich mich für meine Vision einsetzen.
Welche Vision? Die Auflösung kommt später.
2. Ihr erstes selbst verdientes Geld? Auf einem Bauernhof. Das hat sogar Spaß gemacht.
3. Bei welcher Sportart schalten Sie den Fernseher ab? Wie heißt das noch? Rhythmische Sportgymnastik.
4. Worüber sollte unbedingt mal ein Buch geschrieben werden? Das Buch sollte über das aufklären, was in der Welt wirklich passiert.
5. Welches Gebäude in Ihrem Wahlkreis wird zu Unrecht übersehen? Ich übersehe keine Gebäude, weil ich mit offenen Augen durch die Stadt gehe. Es ist doch traurig, wenn jemand Gebäude übersieht.
6. Was haben Sie zuletzt geschenkt bekommen? Ein Handy.
7. Mit welchem Trend können Sie nichts anfangen? Mit der fortschreitenden Altersarmut.
8. Sie knacken den Lotto-Jackpot – und dann? Dann würde ich eine Stiftung gründen gegen Altersarmut und würde nach Kanada ziehen.
9. Wen möchten Sie einmal treffen? Mit Dolmetscher würde ich Königin Elisabeth gerne zu einem offenen Gespräch treffen. Oder Wladimir Putin.
10. Ihr Haus brennt und Sie können drei Dinge retten. Welche? Meine Frau, meine Kinder und mich.
11. Wenn Sie einen Tag lang Ministerpräsident wären, würden Sie... Ich würde anordnen, dass Straßen und Schulen auf Vordermann gebracht werden.
12. Was macht eigentlich Spaß an Politik? Der Kontakt mit unterschiedlichen Menschen. Das kann Spaß und Ärger sein. Aber auch Ärger kann Spaß machen.
13. Und was überhaupt nicht? Dass man für seine freie Meinung beschimpft wird.
Kein Schimpfen, aber wundern ist erlaubt: Andere Meinungen und insbesondere die Kritik an eigenen Aussagen zu ertragen, ist doch elementarer Bestandteil einer Demokratie.
14. Wenn Sie nicht Politik machen, was machen Sie dann? Eine ganze Menge, deswegen muss ich mich auf das Wesentliche beschränken: Meine Familie mit drei Enkeln, einer Tochter und einem Sohn – wir halten zusammen. Ich habe viel Zeit für die KAB investiert und ein richtiges Hobby ist die Philatelie. Ich sammele aber nicht nur Briefmarken, sondern auch Dokumente, Belege und Briefe.
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15. Kann/muss man Politik lernen? Wenn jemand nie einen anderen Beruf gehabt hat, ist er versaut für die Politik. Man sollte wissen, wie das Leben ist.
16. Haben Sie ein politisches Vorbild? Konrad Adenauer und Helmut Schmidt. Franz-Josef Strauß mochte ich auch, obwohl ich ihn nicht als Vorbild bezeichnen würde. Wen ich nicht mag: Adolf Hitler, Stalin – und Merkel.
Eine demokratisch gewählte Bundeskanzlerin zwischen zwei blutigen Diktatoren. Wer das ernst meint, disqualifiziert sich selbst.
17. Worüber würden Sie im Landtag gerne mal eine Rede halten? Über Altersarmut. Ich komme selbst aus einem einfachen Elternhaus.
18. Und worüber werden zu viele Reden gehalten? Lobeshymnen auf Integration. Ich bin für Integration, aber man kann sie so doch nicht gewähren lassen. Man sollte ihnen im eigenen Land helfen mit unserem Geld. Das ist meine Vision. Die 60 reichsten Ländern verbünden sich mit den 60 ärmsten Ländern, bilden dort die Leute aus und errichten eine Infrastruktur. Aber kein Kolonialismus.
19. Wie viele Freunde haben Sie auf Facebook? Ungefähr 80.
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20. Kennen Sie die alle? Nein, nicht alle. Ich kenne vielleicht 20 persönlich.
21. Wann schalten Sie Ihr Handy mal aus? Ab 22 Uhr – und ich schalte es morgens erst nach dem Frühstück wieder ein.
22. Welche ist Ihre früheste Erinnerung an Warstein? Seit der Kreisneugliederung war ich bei der Kreisverwaltung Wohngeldsachbearbeiter. Da hatte ich häufiger mit Warsteinern zu tun und auch mein Vorgesetzter war ein Amtmann aus Warstein.
23. Und welche an Rüthen? Als Wohngeldsachbearbeiter hatte ich auch mit Rüthenern zu tun.
24. Haben Sie einen Lieblingsplatz im Wahlkreis? In Lippstadt der Markt mit dem Alten Rathaus. In Soest ist es der Wall.
25. Und außerhalb davon? Viele, weil ich viel rumgekommen bin. Ich fahre besonders gerne nach Österreich in die Berge.
26. Was sagen Sie zu... sozialer Ungleichheit? Da müssten sich unsere Industriellen etwas mehr anstrengen. Millionäre brauchen nicht noch mehr Millionen.
27. ...B 55? Die scheint mir relativ gut ausgebaut. Es müssten aber auf beiden Seiten Radwege gebaut werden, dann hätte meine eine sehr schöne Strecke für Touren.
Über die immensen Verkehrsprobleme in Warstein und Erwitte spricht Harald Blankenhahn nicht.
28. ...Windkraft? Übermäßige Windkraft verschandelt die Landschaft und vertreibt Feriengäste. Außerdem können gar nicht alle bedient werden, weil die Trassen erst in Ordnung gebracht werden müssen.
29. ...Lügenpresse? Ich will das Wort nicht in Anspruch nehmen, aber es sollte offener berichtet werden. Die Presse sollte nicht der Politik folgen, sondern offen sagen, was passiert.
Ein sehr allgemein gehaltener Vorwurf. Wann die WP zuletzt zu sehr „der Politik gefolgt“ sein soll, sagt Harald Blankenhahn nicht.
30. ...Inklusion? Ist nicht so durchführbar, sondern mehr Ideologie. Wenn Behinderte geistig auf der Höhe sind, gehören sie in die Klasse, wo sie mitkommen. Wenn sie geistig behindert sind, halten sie die anderen aber auf. Dann brauchen sie Extra-Schulen.
31. ...Schwarze Null? Eine Lüge. Draghi lässt Geld drucken auf Teufel komm raus. Dass wir die Armenhäuser Europas mitfinanzieren, geht gar nicht. Unsere Leute bleiben auf der Strecke.
Wir wundern uns wieder. Denn selbst wenn dem so wäre: Vorhin wollte Harald Blankenhahn schließlich noch deutsches Geld ausgeben, um armen Ländern zu helfen.
32. ...Fraktionsdisziplin? Man muss in dem Haufen Disziplin haben, aber wenn jemand eine andere Meinung hat, würde ich die Abstimmung frei geben. Als ich für die CDU in Soest im Rat saß, habe ich zweimal gegen die Fraktion gestimmt und ziemlich Dresche bekommen.
33. Welchen Satz können Sie nicht mehr hören? Wir schaffen das.
34. Reden oder zuhören? Zuhören.
35. G8 oder G9? G9.
36. Mehr Polizei oder mehr Sozialarbeiter? Mehr Polizei.
37. R2G oder GroKo? Bei der Auswahl GroKo, aber lieber CDU/AfD.
38. Ampel oder Jamaika? Ne!
39. Schützenfest oder Karneval? Schützenfest. Das ist Heimat. Ich war selber mal König.
40. Zeitung oder ePaper? Zeitung.
41. Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen? Eine Schwarte über Diplomaten während der Weimarer Republik und dann auch während des Dritten Reichs. Nur fünf haben ihren Dienst quittiert. Das ist nicht zu fassen.
42. Und welche Fernsehserie lassen Sie sich nicht entgehen? Da gibt es keine. Ich gucke mir auch Maybritt Illner und so etwas nicht mehr an.
43. Brauchen wir eine Obergrenze für Flüchtlinge? Eine Obergrenze kann man nicht sagen, das geht nicht. Aber wir müssen die Flüchtlinge vorher prüfen: Was sind das für welche? Wir dürfen sie nicht unkontrolliert ins Land lassen. Das sind zum Großteil Glücksritter.
Woher Harald Blankenhahn das wissen will, sagt er nicht.
44. Brauchen wir eine Obergrenze für Manager-Gehälter? Ja, im Monat reichen 200 000 Euro und bei Erfolg noch ein Bonus.
45. Brauchen wir eine Obergrenze für die Staatsverschuldung? Die brauchen wir. Am besten wären gar keine Schulden mehr.
46. Brauchen wir eine Obergrenze für Politikerforderungen? Sie fordern zu viel. Wir brauchen eine Bremse, damit die Schulden bei all den Forderungen nicht noch höher werden.
47. Sind Sie ein Dorfkind? Nein, obwohl ich mich auf dem Dorf wohler fühle als in der Großstadt.
48. Spüren Sie im Wahlkreis einen Unterschied zwischen Stadt und Dorf? Auch in Lippstadt oder Soest werden doch die Bürgersteige hochgeklappt.
49. Ich lebe gerne in Südwestfalen, weil... Hier sind mein Bekanntenkreis und meine Familie. Südwestfalen hat abwechslungsreiche Landschaften. Hier kann man sich heimisch fühlen.
50. Wie lange fährt man mit dem Bus von Hemmern nach Soest? Sind Sie schon mal gefahren? Ich kann es nicht sagen. Zu lang.
51. Und mit dem Auto? Ich rase nicht. Ich möchte nicht, dass der Staat zusätzlich Geld bekommt.
Der Bus fährt mindestens 93 Minuten. Für das Auto gibt der Routenrechner im Internet 33 Minuten an.
52. Bewerten Sie sich auf einer Skala von 1 (überhaupt kein Talent) bis 10 (großes Talent): Sänger... 2.
53. Zocker... Früher habe ich gerne gezockt, aber das habe ich mir abgewöhnt: 3.
54. Populist... Bin ich auch ab und zu, man beschimpft uns ja deswegen. 6.
55. Was machen Sie am 14. Mai gegen 20 Uhr? Ich werde im Kreishaus sein, selbst wenn wir verlieren sollten.
Um in den Landtag einzuziehen, müsste Harald Blankenhahn den Wahlkreis mangels Listenplatz direkt gewinnen.