Möhnesee. . Ratsbürgerentscheid in Möhnesee am Tag der Landtagswahl. Mit Ansiedlung eines Supermarktes ist der Abriss des Hauses in der Ortsmitte verbunden.
Der Ratsbürgerentscheid ist eine Premiere in Möhnesee: Wenn am 14. Mai über die Zusammensetzung des neuen NRW-Landtags entschieden wird, verbinden die Möhneseer den Wahlgang mit einem weiteren Votum: Was wird mit dem Haus des Gastes in Körbecke, was wird mit der zentralen Ansiedlung von Aldi und dem Drogeriemarkt Rossmann?
Wogen schlagen hoch
Der Rat der Gemeinde Möhnesee hat im Februar entschieden, dass per Ratsbürgerentscheid über die Zukunft des Haus des Gastes abgestimmt wird. Im Gegensatz zum Bürgerbegehren geht die Initiative beim Ratsbürgerentscheid von den politischen Gremien aus, die das Wahlvolk zum Votum ruft.
Die Wogen schlagen derzeit wesentlich höher als die des nahen „Westfälischen Meeres“. Schon die Formulierung der entscheidenden Frage scheidet die Geister. Heinz Tadday, Initiator der Bürgerbeteiligung und ausgewiesener Gegner eines Abrisses, erwägt sogar rechtliche Schritte. Er vermisst bei der Abstimmung eine eindeutige Formulierung der Fragestellung.
Procedere wurde abgenickt
Für ihn steht fest: Es geht nicht um die Ansiedlung von Aldi und Rossmann in der Ortsmitte, es geht auch um den Abriss des Haus des Gastes. Und weil dies die viel entscheidendere Frage sei, müsse der Abriss auch faktisch Bestandteil der Fragestellung sein, zu der die Bürger am Muttertag ihre Antwort per Kreuzchen geben sollen.
Für Bürgermeister Dicke ist der Entscheid klar definiert und geregelt, Juristen hätten das Procedere deutlich abgenickt, allen Bürgern sei klar, dass mit der Ansiedlung des Supermarktes auch der Abriss in der Ortsmitte verbunden sei.
Discounter residiert am Ortsrand
Noch residiert der Discounter am Ortsrand: Dort, so argumentieren Befürworter des „Umzugs“, sei er nur von Ortskundigen zu finden, auch die Parkplatzsituation sei sehr unbefriedigend. Körbecke brauche eine lebendige und funktionierende wirtschaftliche Infrastruktur, um auf Dauer Anziehungspunkt für Menschen zu bleiben. Um Kaufkraft im Ort zu halten, müsse das Zentrum gestärkt werden, um einen Einkauf der kurzen Wege als Argument für einen Einkauf in der Gemeinde propagieren zu können, argumentiert die Kaufmannschaft.
Ein Festhalten am Haus des Gastes mit den dadurch entstehenden dauerhaft hohen Sanierungs-, Instandhaltungs- und Unterhaltskosten sei für die Gemeinde und für deren Einwohner ein unkalkulierbares Risiko, zumal die dafür bisher ins Spiel gebrachten Kosten aus Sicht vieler Fachleute viel zu niedrig angesetzt sein dürften“, heißt es dazu.
Ablehnung der Pläne
„Wir befürchten den durch standardisierte, charakterlose Discounter-Zweckbauten drohenden Verlust unserer regionalen Identität“, heißt es dagegen in einer Stellungnahme des Heimatvereins Möhnesee, der die Abriss-Pläne und die Discounter-Ansiedlung vehement ablehnt.
Im Haus des Gastes an der Kuerbiker Straße sind aktuell unter anderem die Tourist-Information, der Kindergarten Flohzirkus und eine Bücherei untergebracht. Musizierende Vereine nutzen bislang das Obergeschoss des Gebäudes für ihre Probenarbeit, eine Gastronomie musste schon vor längerer Zeit die Segel streichen.