Warstein/Rüthen. . Jörg Blöming (CDU) ist der Herausforderer: Er will im Landtag für den ländlichen Raum kämpfen. In Warstein kennt er eine Turnhalle besonders gut.

  • Jörg Blöming will Direktmandat für CDU zurückerobern
  • Seine erste Rede im Landtag soll sich um Stärkung des ländlichen Raumes drehen
  • Kindheitserinnerungen an Warstein

CDU-Kandidat Jörg Blöming

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    Er ist der Neue: Anders als SPD, Grüne und FDP schickt die CDU keinen amtierenden Landtagsabgeordneten, sondern nach dem Abschied Werner Lohns einen Neuling in den Wahlkampf.

    Jörg Blöming aus Erwitte soll das Direktmandat für die Christdemokraten zurückerobern. In einer Urwahl hat er sich parteiintern gegen fünf Mitbewerber durchgesetzt. Bislang arbeitet der 45-Jährige als Büroleiter für Erwittes Bürgermeister Peter Wessel.

    Vor der Landtagswahl am 14. Mai spricht er im Interview mit der WESTFALENPOST über Politisches und Persönliches. Zum Start die bekannten Fragen aus dem 60-Sekunden-Interview:

    1. Wenn Sie alle Zeit der Welt hätten...? Dann würde ich Urlaub in der ganzen Welt machen. Ich reise wirklich gerne, aber freue mich nach zwei Wochen auch immer, wenn ich wieder zurück in der Heimat bin.

    2. Ihr erstes selbst verdientes Geld? Als Aushilfe bei der Inventur im Edeka in Erwitte.

    3. Bei welcher Sportart schalten Sie den Fernseher ab? Ich zappe bei Sport ganz gerne mal, aber ganz abschalten – da wüsste ich nichts.

    Jörg Blöming ist gerne vorbereitet. Bei den ersten Fragen überlegt er lange. Sie sind, das haben auch die anderen Gespräche gezeigt, die schwierigsten des gesamten Interviews.

    4. Worüber sollte unbedingt mal ein Buch geschrieben werden? Eigentlich ist doch über alles schon ein Buch geschrieben worden. Wobei der Wahlkampf im Moment schon die spannendste Zeit in meinem Leben ist. Über dieses Jahr würde sich ein Buch auf jeden Fall lohnen.

    5. Welches Gebäude in Ihrem Wahlkreis wird zu Unrecht übersehen? Schloss Körtlinghausen – ich glaube, das wird übersehen, einfach weil es ein bisschen abseits liegt.

    6. Was haben Sie zuletzt geschenkt bekommen? Zum Namenstag habe ich Nudeln und Lachs zum Kochen geschenkt bekommen.

    7. Mit welchem Trend können Sie nichts anfangen? Wahlprognosen.

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    8. Sie knacken den Lotto-Jackpot – und dann? Dann würde ich trotzdem weiterleben, wie bisher.

    9. Wen möchten Sie einmal treffen? Helmut Kohl. Ich würde gerne wissen, wie er all die Geschehnisse rund um die deutsche Einheit empfunden hat.

    10. Ihr Haus brennt und Sie können drei Dinge retten. Welche? Fotoalben, alles, was man politisch so erarbeitet hat – und das Kreuz von meiner Kommunion.

    11. Wenn Sie einen Tag lang Ministerpräsident wären, würden Sie... Ich würde versuchen, alle soziale Ungerechtigkeit zu beseitigen.

    Eine klassische SPD-Antwort? Jörg Blöming sieht das anders: „Ich komme aus der katholischen Jugendarbeit“, sagt er. Auch da spiele der Gerechtigkeitsgedanke eine große Rolle.

    12. Was macht eigentlich Spaß an Politik? Der Kontakt mit den Bürgerinnen und Bürgern und dass man viel erreichen kann, auch wenn man oft dicke Bretter bohren muss.

    13. Und was überhaupt nicht? Oft ziehen sich Termine, die in wenigen Minuten erledigt werden können, über Stunden hin. Das muss nicht sein.

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    14. Wenn Sie nicht Politik machen, was machen Sie dann? Ich lese sehr gerne Zeitung. Die Muße für ein Buch habe ich selten, aber die Zeitung lese ich – zum Beispiel im Urlaub – von vorne bis hinten.

    15. Kann/muss man Politik lernen? Das ist ein Prozess, der Jahre dauert. Man muss Politik nicht lernen, aber Erfahrungen sammeln.

    16. Haben Sie ein politisches Vorbild? Ich bin bekennender Angela-Merkel-Fan. Und Helmut Kohl ist natürlich auch ein Vorbild.

    17. Worüber würden Sie im Landtag gerne mal eine Rede halten? Über die Zukunft der ländlichen Räume, da möchte ich einen Schwerpunkt setzen.

    18. Und worüber werden zu viele Reden gehalten? Es wird zu viel um die Themen herum geredet, anstatt auf den Punkt zu kommen.

    19. Wie viele Freunde haben Sie auf Facebook? Auf meiner Fanpage mehr als 300, in meinem privaten Profil müsste ich nachgucken.

    Es sind mehr als 900. Bei der Fanpage haben bis zum Wochenende 340 Menschen „Gefällt mir“ gedrückt.

    20. Kennen Sie die alle? Zu 98 Prozent ja.

    21. Wann schalten Sie Ihr Handy mal aus? Ich schalte es nicht aus, aber ich lege es mal für ein paar Stunden weg. Nachts liegt es zum Beispiel nicht neben meinem Bett.

    22. Welche ist Ihre früheste Erinnerung an Warstein? Mein Onkel war Rektor an der Schule, wo heute das Technische Rathaus ist. Als Kinder waren wir deswegen oft nachmittags in der Turnhalle.

    23. Und welche an Rüthen? Meine Mutter kommt aus Kellinghausen. Deswegen kenne ich Rüthen seit frühester Kindheit.

    24. Haben Sie einen Lieblingsplatz im Wahlkreis? Ich habe viele Lieblingsorte, aber das Schloss in Erwitte fasziniert mich schon am meisten.

    25. Und außerhalb davon? Die Alpen – ich bin gerne zum Skifahren in den Bergen.

    Jörg Blöming ist warm geworden, hat sich ein Stück weit an das Interview-Format gewöhnt: Die Antworten kommen schneller und direkter. Ob das so bleibt, wenn wir über Politik reden?

    26. Was sagen Sie zu... sozialer Ungleichheit? Die gibt es leider. Jedes Kind sollte die gleichen Chancen haben.

    27. ...B 55? Viel zu viel Verkehr. Anwohner werden durch Lärm und Feinstaub in Mitleidenschaft gezogen. Da muss eine Lösung her.

    Die Schuld sieht Jörg Blöming nicht bei der Bundesregierung, sondern in Düsseldorf. Das Land müsse die Planung durchführen – so viel ist auch mit der Wertung „Weiterer Bedarf mit Planungsrecht“ möglich. „Seit Bekanntgabe des Bundesverkehrswegeplans ist da auf Landesebene aber noch nichts geschehen.“

    28. ...Windkraft? Windkraft ja, aber nicht im Wald. Ich kann keine Windkraftanlage in ein 600 Hektar großes, geschlossenes Waldgebiet bauen.

    Blöming würde gerne weiter schimpfen. „Diese Zerstörung unserer Heimat ärgert mich wirklich“, sagt er – doch hier geht es ja um kurze Antworten.

    29. ...Lügenpresse? Lügenpresse gibt es nicht. Es kommt vor, dass Artikel mal schlecht recherchiert sind. Aber das bringt die Zeit mit sich, weil alles schnelllebiger wird. Das Wort streichen wir.

    30. ...Inklusion? Generell gut, aber schlecht umgesetzt. Bei körperlichen Behinderungen, kein Problem – aber bei geistigen Beeinträchtigungen ist das schon schwieriger. Ich möchte da auch eine Lanze für unsere Förderschulen brechen.

    31. ...Schwarze Null? Sehr erstrebenswert – in der Kommune, im Land und im Bund.

    32. ...Fraktionsdisziplin? Bei bestimmten Themen muss man sich auch mal der Mehrheit beugen. Das ist Demokratie.

    33. Welchen Satz können Sie nicht mehr hören? Die da oben machen doch sowieso das, was sie wollen.

    Erstaunlich: Die SPD-Konkurrentin hat fast wortgleich geantwortet.

    34. Reden oder zuhören? Zuhören.

    35. G8 oder G9? Die Schulen sollen selber entscheiden.

    36. Mehr Polizei oder mehr Sozialarbeiter? Beides.

    37. R2G oder GroKo? Dann die GroKo.

    Dann wäre ja auch die CDU zurück an der Regierung, aber begeistert klingt Jörg Blöming bei der Antwort nicht. Erst recht nicht, wenn das bedeuten würde, Hannelore Kraft zur Ministerpräsidentin zu wählen. Aber: siehe Antwort auf Frage 32.

    38. Ampel oder Jamaika? Jamaika.

    39. Schützenfest oder Karneval? Schützenfest.

    40. Zeitung oder ePaper? Zeitung.

    41. Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen? Wie gesagt, ich lese überwiegend Zeitungen.

    42. Und welche Fernsehserie lassen Sie sich nicht entgehen? Da gibt es keine.

    43. Brauchen wir eine Obergrenze für Flüchtlinge? Eine Obergrenze ist nach dem Grundgesetz nicht möglich. Wo will man die auch ziehen?

    44. Brauchen wir eine Obergrenze für Manager-Gehälter? Nein. Die Bezahlung erfolgt leistungsorientiert, obwohl man sich da manchmal wundert.

    45. Brauchen wir eine Obergrenze für die Staatsverschuldung? Ja, das wäre sinnvoll.

    46. Brauchen wir eine Obergrenze für Politikerforderungen? Es sollte nur etwas gefordert werden, das auch umgesetzt werden kann.

    47. Sind Sie ein Dorfkind? Ja.

    48. Woran merkt man das? Ich fühle mich im Wahlkreis wohl und lebe hier gerne.

    49. Ich lebe gerne in Südwestfalen, weil... Weil es meine Heimat ist und viel zu bieten hat.

    50. Wie lange fährt man mit dem Bus von Hemmern nach Soest? Über eine Stunde.

    Richtig, wenngleich sehr vage: Der Bus fährt mindestens 93 Minuten.

    51. Und mit dem Auto? 30 Minuten.

    Hier hat kein anderer Kandidat eine genauere Schätzung abgegeben: Der Routenrechner im Internet gibt 33 Minuten an.

    52. Bewerten Sie sich auf einer Skala von 1 (überhaupt kein Talent) bis 10 (großes Talent): Sänger... Da liege ich in der Mitte. Ich singe in der Kirche und früher auch im Schulchor: 5 bis 6.

    53. Zocker... Ich zocke nicht.

    54. Populist? 5.

    55. Was machen Sie am 14. Mai gegen 20 Uhr? Ich hoffe, meinen Wahlsieg feiern.

    Ob er den Wahlkreis direkt gewinnt, wird bis dahin wohl feststehen. Das Direktmandat ist Jörg Blömings einzige Chance auf den Einzug in den Landtag: Über die Landesliste ist der Erwitter nicht abgesichert.