Warstein/Rüthen. . Marlies Stotz (SPD) geht als Titelverteidigerin in die Landtagswahl. Sie will Politik für die Jüngsten machen – nicht über Koalitionen sprechen.

  • Marlies Stotz (SPD) kämpft für Direktmandat
  • Kinder- und Jugendpolitik gehören zu ihren Schwerpunkten
  • Keine Festlegung bei Koalitionen

SPD-Kandidatin Marlies Stotz

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    Sie geht sozusagen als Titelverteidigerin in diese Landtagswahl: Marlies Stotz hat vor fünf Jahren für die SPD das Direktmandat im Wahlkreis Soest II geholt. Die 57 Jahre alte Lippstädterin gehört dem Landtag seit 17 Jahren an und sitzt in den Ausschüssen für Familie, Kinder und Jugend sowie für Schule und Weiterbildung.

    Vor der Landtagswahl am 14. Mai stellt sie sich dem B 55-Interview der WESTFALENPOST: 55 Fragen, 55 Antworten.

    Zum Warmmachen starten wir mit den bekannten Fragen aus dem 60-Sekunden-Interview:

    1. Wenn Sie alle Zeit der Welt hätten... Ich würde mich in ein Wohnmobil setzen und ins Blaue fahren.

    2. Ihr erstes selbst verdientes Geld? Das war mein Lehrlingsgehalt. Ich habe eine duale Ausbildung zur Groß- und Außenhandelskauffrau gemacht.

    3. Bei welcher Sportart schalten Sie den Fernseher ab? Beim Boxen.

    4. Worüber sollte unbedingt ein Buch geschrieben werden? Über pflegende Angehörige.

    5. Welches Gebäude in Ihrem Wahlkreis wird zu Unrecht übersehen? Die Stiftsruine in Lippstadt.

    6. Was haben Sie zuletzt geschenkt bekommen? In der Familie haben wir das Schenken eigentlich abgeschafft. Aber letztens habe ich bei einer Diskussion ein Buch geschenkt bekommen.

    7. Mit welchem Trend können Sie nichts anfangen? Welche Trends gibt es denn im Moment so? Machen wir erstmal weiter.

    Kurze Fragen, kurze Antworten – Marlies Stotz hält sich an die Absprache und antwortet spontan. Ob das bei den Politik-Fragen später so bleibt?

    8. Sie knacken den Lotto-Jackpot – und dann? Dafür müsste ich erstmal Lotto spielen.

    9. Wen möchten Sie einmal treffen? Herbert Knebel.

    10. Ihr Haus brennt und Sie können drei Dinge retten. Welche? Die wichtigsten Papiere, schöne Bilder und eine Kette, die mich an eine leider schon verstorbene Freundin erinnert.

    11. Wenn Sie einen Tag lang Ministerpräsidentin wären, würden Sie... Ich würde den Kita-Besuch für alle Kinder gebührenfrei stellen – das haben wir ja auch vor.

    12. Was macht eigentlich Spaß an Politik? Dass man unglaublich viele, unterschiedliche Menschen trifft und auch die Vielschichtigkeit der Themen.

    13. Und was überhaupt nicht? Wenn sich manche Debatten im Kreis drehen.

    14. Wenn Sie nicht Politik machen, was machen Sie dann? Sport an der frischen Luft: Ich gehe wandern, joggen und im Urlaub machen wir immer Radreisen. Und Kochen, dabei kann ich gut entspannen.

    15. Kann/muss man Politik lernen? Jeder kann einsteigen, weil jeder Mensch politisch ist. Aber, na klar: Die Erfahrung hilft mit der Zeit.

    Da spricht auch die Lokalpolitikerin: Stotz gehört seit 1989 dem Rat der Stadt Lippstadt an.

    16. Haben Sie ein politisches Vorbild? Nelson Mandela und in unserer Partei natürlich Willy Brandt und Helmut Schmidt.

    17. Worüber würden Sie im Landtag gerne mal eine Rede halten? Meine politischen Schwerpunkte sind schon meine Herzensanliegen: Dass für Kinder und Jugendliche die besten Möglichkeiten geschaffen werden.

    18. Und worüber werden zu viele Reden gehalten? Ich weiß nicht, ob man zu viele Reden halten kann. Das liegt nun einmal der Demokratie inne, dass jeder ein Thema zur Diskussion stellen kann.

    19. Wie viele Freunde haben Sie auf Facebook? Auf meiner öffentlichen Seite 1100. Privat weiß ich das nicht. Wo kann man das denn sehen?

    Stotz tippt sich auf ihrem Handy durch die Facebook-App. Es sind knapp 600 Freunde. Die Zahl der Gefällt-mir-Angaben auf ihrer offiziellen Seite schätzt sie haargenau ab: Zum Zeitpunkt des Gesprächs sind es 1103.

    20. Kennen Sie die alle? Sehr, sehr viele kenne ich. Bei Freundschaftsanfragen drücke ich nicht wahllos drauf, weil ich da nicht in falsche Kreise geraten will.

    21. Wann schalten Sie Ihr Handy mal aus? Im Urlaub gibt es kein Internet und keine E-Mails – auch wenn das Handy familienbedingt meistens eingeschaltet ist.

    22. Welche ist Ihre früheste Erinnerung an Warstein? Die Tropfsteinhöhle. Da war ich als Kind mit meinen Eltern oder vielleicht sogar mit der Grundschule.

    23. Und welche an Rüthen? Schlitten fahren in Kallenhardt.

    24. Haben Sie einen Lieblingsplatz im Wahlkreis? Jede Stadt hat für sich schöne Ecken. Das ist eine Region, wo man gut leben kann, wobei die Orte durchaus unterschiedlich sind.

    25. Und außerhalb davon? Ich bin gerne an der See und ich gucke mir gerne Neues an – wie gesagt, am liebsten mit dem Fahrrad. Ich mag es, Europa zu erkunden, weil es so viel zu sehen gibt.

    26. Was sagen Sie zu... sozialer Ungleichheit? Muss man unbedingt bekämpfen – wo immer es geht.

    27. ...B 55? Die Bewertung im Bundesverkehrswegeplan ist enttäuschend. Es ist gut, dass die Warsteiner jetzt sagen, dass sie die Innenstadt-Entwicklung unabhängig von der Straße in die eigene Hand nehmen.

    28. ...Windkraft? Die ist richtig, weil wir einen Energiemix und Energiesicherheit brauchen. Man muss aber schauen, wo das geht.

    Zusatzfrage zum Arnsberger Wald: Stotz hat sich von der Bürgerinitiative gegen den Windpark informieren lassen. „Ich halte das für sehr gewagt, dort Windenergieanlagen zu bauen“, sagt sie, „da ist das letzte Wort ja auch noch nicht gesprochen.“

    29. ...Lügenpresse? Ein Instrument, das Rechte zu etablieren versuchen. Die Presse ist wichtig und unumstößlicher Bestandteil der Demokratie.

    30. ...Inklusion? Inklusion ist ein Menschenrecht. Da ist die gesamte Gesellschaft gefordert, auch wenn das ein langer, mitunter holpriger Weg ist. Ich stehe voll dazu, dass wir die Teilhabe aller sicherstellen.

    31. ...Schwarze Null? Dass der Haushalt in Ordnung ist, ist wichtig. Aber die Schwarze Null ist kein Selbstzweck. Wir brauchen den Mut, in wichtige Zukunftsprojekte auch zu investieren.

    32. ...Fraktionsdisziplin? Ein wichtiges Instrument, ohne das es nicht geht. Allerdings: Wenn es um ethische und moralische Fragen geht, kann man auch ein anderes Abstimmungsverhalten begründen.

    33. Welchen Satz können Sie nicht mehr hören? Die Politiker machen doch sowieso, was sie wollen.

    34. Reden oder zuhören? Zuhören.

    35. G8 oder G9? Das kann man nicht mit „oder“. Es kann beides gehen.

    36. Mehr Polizei oder mehr Sozialarbeiter? Wir sorgen schon für mehr Polizei. Sozialarbeiter werden aber auch gebraucht, weil sich die Gesellschaft wandelt.

    37. R2G oder GroKo? Keine Festlegung. Ich hoffe nicht auf die GroKo, weil das kein gutes Signal wäre.

    38. Ampel oder Jamaika? Ich lege mich da jetzt nicht fest.

    Bei Koalitionsfragen ändert sich die Gesprächsatmosphäre, das ist nicht ihr Lieblingsthema: Sie wolle, dass Hannelore Kraft Ministerpräsidentin bleibe, betont Marlies Stotz. Würde sie im Fall der Fälle auch Armin Laschet wählen? Sie verzieht die Mundwinkel. „Wenn, dann mit der Faust in der Tasche.“

    39. Schützenfest oder Karneval? Schützenfest.

    40. Zeitung oder ePaper? Zeitung.

    41. Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen? Ich habe jetzt schon echt lange kein Buch mehr gelesen, weil ich nicht mehr dazu gekommen bin. Doch in der Weihnachtspause habe ich ein Buch über eine deutsch-italienische Familiengeschichte gelesen und wie die Auswanderung auch nach drei Generationen noch nachwirkt.

    42. Und welche Fernsehserie lassen Sie sich nicht entgehen? Den Tatort. Das ist der einzige Abend, an dem ich auch mal Fernsehen gucken kann.

    43. Brauchen wir eine Obergrenze für Flüchtlinge? Nein, sie verstößt auch gegen das Grundgesetz.

    44. Brauchen wir eine Obergrenze für Manager-Gehälter? Ja.

    45. Brauchen wir eine Obergrenze für die Staatsverschuldung? Die haben wir mit der Schuldenbremse schon.

    46. Brauchen wir eine Obergrenze für Politikerforderungen? Nein, das regelt die Demokratie. Da gibt es nun einmal unterschiedliche Richtungen.

    47. Sind Sie ein Dorfkind? Nein. Ich bin in Lippstadt aufgewachsen. Das ist zwar keine Metropole, aber auch kein Dorf.

    48. Merken Sie im Wahlkreis einen Unterschied zwischen Stadt und Dorf? Eigentlich nicht. Das hat sich zuletzt stark verschoben, weil viele in der Stadt arbeiten und auf dem Dorf leben.

    49. Ich lebe gerne in Südwestfalen, weil... Weil Südwestfalen viel zu bieten hat. Lebenswerte Städte und Gemeinden, eine gut aufgestellte Wirtschaft, eine Vielfalt an Kultur- und Bildungseinrichtungen – eben alles, was man zu einem guten Leben braucht.

    50. Wie lange fährt man mit dem Bus von Hemmern nach Soest? Das könnte etwas länger dauern.

    Es sind mindestens 93 Minuten.

    51. Und mit dem Auto? Die Strecke fahre ich ja nie. Nach Lippstadt sind es 25 Minuten. Es ist wichtig, den ÖPNV hier auf dem Land zu stärken. Wenn das Angebot steigt, wächst auch die Nachfrage.

    Nach vielen direkten Aussagen umgeht sie hier geschickt die Antwort und bringt noch eine politische Forderung. Von Hemmern nach Soest fährt man etwa 33 Minuten.

    52. Bewerten Sie sich auf einer Skala von 1 (überhaupt kein Talent) bis 10 (großes Talent): Sänger... Wenig Talent: 2 bis 3.

    53. Zocker... 4 bis 5.

    54. Populist? 0.

    55. Was machen Sie am 14. Mai gegen 20 Uhr? Dann bin ich im Kreishaus. Es wird bestimmt ein spannender Abend.

    Ihr Direktmandat will sie verteidigen. Ob das klappt? „Ich bin zuversichtlich.“