Lippstadt. . Sahra Wagenknecht, Frontfrau der Linkspartei, spricht in Lippstadt. Ihre These: Die anderen Parteien haben bewiesen, dass sie nicht regieren können.

Plötzlich ist sie da. Nur wenige Minuten später als angekündigt. Unbemerkt ist Sarah Wagenknecht der Limousine mit Berliner Kennzeichen entstiegen, dann steht sie auf dem Lippstädter Rathausplatz. Hier wird die Vorsitzender der Linksfraktion im Bundestag und Spitzenkandidatin ihrer Partei bei der Bundestagswahl gleich reden.

Spitzenkandidatin dreht den Spieß um

© Armin Obalski

Zunächst aber wird sie begrüßt von Christian Leye, Spitzenkandidat der Linken für die Landtagswahl am 14. Mai, der gerade vor ihr gesprochen hat, Kreisvorsitzendem Manfred Weretecki (Warstein) und Landtagskandidat Michael Bruns (Lippstadt). Dann geht es zur Sache. Der Linken werde oft vorgeworfen, dass sie nicht regierungsfähig sei. Wagenknecht dreht den Spieß um: „Die anderen Parteien haben genügend bewiesen, dass sie nicht fähig sind, zu regieren. Wir konnten unsere Fähigkeiten ja noch gar nicht beweisen.“

Das bisherige Abschneiden im Wahlkreis

Vor fünf Jahren trat Manfred Weretecki (Warstein) für die Linke im Wahlkreis Soest II an. Er holte 2,4 Prozent der Stimmen.

Bei den Zweitstimmen kam die Partei hier auf 2,24 Prozent und büßte 2,66 Prozent ein.

Bei der Bundestagswahl 2013 erreichte Michael Bruns 5 Prozent der Erst- und 5,2 Prozent der Zweitstimmen.

Die Linkspartei hofft darauf, dies künftig zu können. In einer von der Bundespolitik geprägten Rede erklärt Sahra Wagenknecht worauf es ihr – der Spitzenkandidatin und der Partei – ankommt. Die Reichen sollen nicht noch reicher, die Ärmeren nicht noch ärmer werden. So fordert die Linke einen Mindestlohn von 12 Euro statt bisher etwas über acht Euro. Dieser sei nicht nur zum Lebensunterhalt jetzt, sondern vor allem für ein würdiges, abgesichertes Leben im Alter erforderlich. Stattdessen werde aber bislang der Sozialstaat immer weiter zerstört, die Ungerechtigkeit nehme immer mehr zu, beklagt die Politikerin in ihrer Rede.

300 Zuhörer verfolgen Wagenknecht-Rede

Auf dem Lippstädter Rathausplatz: Fast 300 Menschen hören Sahra Wagenknecht zu.
Auf dem Lippstädter Rathausplatz: Fast 300 Menschen hören Sahra Wagenknecht zu. © Armin Obalski

Immer wieder gibt es Applaus und Bravo-Rufe von den an die 300 Zuhörern. „Wer tatsächlich will, dass sich etwas ändert, hat unter den Parteien keine große Auswahl“, findet Sahra Wagenknecht. Welche Partei daher gewählt werden sollte, daraus macht sie natürlich keine Geheimnis. „Wir sollten zeigen, was ihr macht, ist nicht im Interesse der Menschen im Land.“

Christian Leye hatte zuvor die oft gehörte Aussage „Wir sitzen alle in einem Boot“ seziert: „Nur sitzen die einem in einem Ruderboot, die anderen sind auf einem Luxusdampfer“, übt er Kritik am Kapitalismus als aus seiner Sicht Grundübel dieser Gesellschaft.

Weiterfahrt zum nächsten Auftritt in Paderborn

Eine gute halbe Stunde, ein paar Autogramme und Selfies später besteigt Sahra Wagenknecht wieder die Limousine. Der nächste Auftritt wartet schon. Mit Begleitwagen und Polizeigeleit geht es nach Paderborn. „Ich mag die Frau, sie ist nur in der falschen Partei“, sagt ein Mann auf dem Platz.