Rüthen. . Liesel und Hans-Hermann Marx schließen ihr Schuhhaus in Rüthen samt Filiale in Meschede. Ausschlaggebend ist aber nicht der Internethandel.
- Schuhhaus Marx startet Donnerstag Räumungsverkauf wegen Geschäftsaufgabe
- Rüthen verliert eines seiner letzten Inhaber geführten Einzelhandelsgeschäfte
- Altersgründe geben für Liesel und Hans-Hermann Marx den Ausschlag
Die Schaufensterscheiben sind zugeklebt, mit roter Farbe aufgemalte Buchstaben verkünden die schlechte Nachricht: Räumungsverkauf wegen Geschäftsaufgabe. Das Schuhhaus Marx, Rüthens einziges Schuhgeschäft, schließt nach über 180 Jahren. Betroffen ist auch die Filiale am Kaiser-Otto-Platz in Meschede.
Situation im Einzelhandel zunehmend schwieriger
Das Kundenverhalten mit zunehmenden Bestellungen über das Internet machen die Situation im Einzelhandel zunehmend schwieriger. Für Hans-Hermann und Liesel Marx, Eigentümer und Inhaber, ist dies aber nicht der Hauptgrund, ihr Geschäft zu schließen. „Wir hören auf, wir geben aber nicht auf“, nennt Liesel Marx den kleinen, aber feinen Unterschied. „Wir schließen aus Altersgründen“, betont sie.
Ehepaar steht noch täglich im Laden
Ihr Mann ist schon über 70, sie selbst wird in diesem Jahr 69. Nach einem langen und erfüllten Arbeitsleben – seit 46 Jahren führen sie das von Hans-Hermann Marx’ Eltern übernommene Schuhhaus. „Jetzt wird es Zeit, sich zurückzuziehen“, sagt Liesel Marx, die wie auch ihr Mann noch täglich im Laden steht.
Filialen auch in Brilon und Büren
Das Schuhhaus Marx war früher noch an weiteren Standorten vertreten. 30 Jahre betrieb die Familie ein Geschäft in Brilon, außerdem gab es einen Laden in Büren. In beiden Fällen hatten die Vermieter andere Pläne.
Als zu weit entfernt, um ihn von Rüthen versorgen zu können, erwies sich der Laden in Winterberg.
Mit im Familienbetrieb tätig ist Tochter Nadin Marx. Ihn zu übernehmen aber sei für die 43-Jährige keine Option, berichtet ihre Mutter. „Sie möchte alleine nicht weitermachen.“ Dafür gibt es mehrere Gründe: Die Arbeitskraft der Eltern würde fehlen, es müsste Ersatz eingestellt werden. Und genau an dieser Stelle zeigen sich die zunehmenden Probleme von Inhaber geführten Einzelhandelsgeschäften. „Es muss sich lohnen und Freude machen“, betont Liesel Marx. „Man merkt schon, dass die Kunden weniger werden“, erzählt sie – wobei sie auf ihre treuen Rüthener nichts kommen lässt. „Es war eine schöne Zeit, wir hatten viel Freude uns ganz liebe Kunden.“
Tochter Nadin orientiert sich beruflich neu
„Unsere Tochter möchte sich verändern, etwas ganz anderes machen – dafür ist sie jung genug.“ Sie hat Schauwerbegestalterin gelernt, vor dem Einstieg in das elterliche Geschäft eine kaufmännische Ausbildung samt Berechtigung, selbst auszubilden, nachgelegt. „Die Entscheidung zur Aufgabe des Geschäfts hat Überwindung gekostet“, macht Liesel Marx aus ihrem Herzen keine Mördergrube. Über 180 Jahre gibt es das Schuhhaus in Rüthen. Erst auf der gegenüberliegenden Seite der Hochstraße, seit vielen Jahren schon am jetzigen Standort. Wie auch seine Vorväter ist Hans-Hermann Marx gelernter Schuhmacher. Privat hat das Ehepaar eine verlockende Perspektive: „Wir werden uns viel mehr um unser elfjähriges Enkelkind kümmern können“, freuen sich die Beiden.
Fünf Mitarbeiterinnen an beiden Standorten betroffen
Am Stammsitz in Rüthen sowie in der vor bald 25 Jahren eröffneten Filiale in Meschede sind insgesamt fünf Mitarbeiterinnen von der Schließung betroffen. Am Donnerstag beginnt in beiden Geschäften der Räumungsverkauf. In Meschede, wo im Sommer ohnehin der Mietvertrag ausläuft, werde Ende Juni definitiv Schluss sein, so Liesel Marx. Für Rüthen gibt es einen solchen Stichtag noch nicht. Hier wird der Laden, das Haus ist im Besitz der Familie, eher länger geöffnet bleiben.
Wirtschaftsförderer Hubert Betten sagt Hilfe zu
Wie es dann weitergeht? „Wir bemühen uns einen Nachfolger zu finden“, betont Liesel Marx. „Das wäre für Rüthen schon schön.“ Unterstützt wird die Familie dabei von Beigeordnetem und Wirtschaftsförderer Hubert Betten. Er hebt im WP-Gespräch die Bedeutung eines Fachgeschäftes vor Ort hervor, lobt Angebot, Service und Beratung – das gelte es trotz schwieriger Rahmenbedingungen möglichst zu erhalten.