Warstein. Ein Drogerie-Markt in Sichtigvor rückt in greifbare Nähe - und das nicht nur wegen der Änderung des Flächennutzungsplanes, sondern auch reell.
Die beste Nachricht gab es zum Schluss: In Sichtigvor haben konkrete Verhandlungen eines Grundstückseigentümers aus dem Möhnetal mit einem Drogerie-Markt, der sich in der Fritz-Josephs-Straße ansiedeln möchte, begonnen. Dass ein solcher sich überhaupt problemlos im Möhnetal ansiedeln kann, ist der Änderung des Flächennutzungsplanes geschuldet, die derzeit auf den Weg gebracht wird. In einer Bürgerversammlung im Forum des Gymnasiums informierte die Stadt Warstein gestern Abend über diese Änderungen sowie das Einzelhandelskonzept. „Damit haben wir die Rahmenbedingungen für die Stärkung des Einzelhandels und neue Möglichkeiten für Ansiedlungen geschaffen“, betonte Sabine Leitner, Leiterin Technische Dienste. „Das ist eine große Chance für die Stadt – vor allem für Sichtigvor und das Möhnetal.“
Einzelhandelskonzept
Eine durchschnittliche Kaufkraft und ein im Vergleich zu anderen Mittelzentren eher geringes Nachfragepotential bescheinigte Dirk Riedel, Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung, der Stadt Warstein. Allerdings halten die Bürger ihren Orten im Bereich der Nahrungs- und Genussmittel weitestgehend die Treue. Diese Lebensmittelgeschäfte seien flächendeckend auf alle Ortsteile verteilt, bei Nicht-Lebensmitteln liege der Schwerpunkt in Warstein und Belecke.
Bürgerbeteiligung
Bis zum 2. Mai können Bürger noch Anregungen zum Flächennutzungsplan geben, zeitgleich ist die Beteiligung anderer Behörden und der Nachbarkommunen gefragt.
Im Sommer gibt es nach dem Beschluss des Stadtentwicklungsausschusses eine weitere Bürgerbeteiligung.
Das Standortkonzept sieht nun Warstein als Hauptzentrum, belecke als Nebenzentrum vor. Die gute Nachricht für Sichtigvor: Dort gibt es keine Deckelung für die Größe der Verkaufsflächen mehr, so würde eine Erweiterung des Rewe-Marktes, aber auch die Ansiedlung eines Drogerie-Marktes möglich. In Suttrop sei eine Weiterentwicklung am Hüttengelände nur unter bestimmten Bedingungen möglich. „Wir haben mit diesem Konzept die Voraussetzungen für eine wohnortnahe Versorgung geschaffen“, versprach Riedel.
Dass Belecke ein Nebenzentrum sei, Sichtigvor aber nur ein Nahversorgungsbereich irritierte Manfred Weretecki (Linke) – vor allem, da der Einzugsbereich an Kunden gleich groß sei. Dies ist jedoch bei der Definierung nicht relevant: „Die städtebauliche Qualität in Sichtigvor ist nicht die gleiche wie in Belecke. Historische Ortskerne wie in Warstein und Belecke sind dort nicht gegeben.“
Auch dem Vorschlag von Dr. Marlies Raudschus (SPD), die Nordgebiete am Hüttengelände nicht als Sonderlage zu sehen, sondern dem Zentralen Versorgungsbereich zuzurechnen, erteilte Riedel eine Absage. „Die Fußläufigkeit ist nicht gegeben, die Straße ist gesäumt von Leerständen.“ Auch sei es nicht gut, wenn der Zentrale Bereich zu groß werde – auch das Risse-Gelände ist als Entwicklungsbereich des Zentrums rausgefallen.
Flächennutzungsplan
Grundlage ist dieses Einzelhandelskonzept für die Änderung des Flächennutzungsplanes, dessen Ziel es ist, eine flächendeckende und ausgewogene Versorgung zu gewährleisten mit möglichst kurzen Wegen für die Bürger. „Die Bevölkerung wird immer älter und immer weniger mobil“, machte Meinolf Kreggenwinkel, Sachgebiet Stadtentwicklung, deutlich. Damit, dass das Risse-Gelände als Entwicklungsfläche herausgefallen sei, konzentriere man sich bei den Zentralen Versorgungsbereichen auf den gesunden Kern des Stadtgebietes. Allerdings sei es bei der kleinteiligen Siedlungsstruktur in Warstein und belecke schwierig, dort große Märkte unterzubringen. „Die müssten schon mehrgeschossig sein.“
Nicht geändert habe man im neuen Flächennutzungsplan die Sortimentsliste. Zentrenrelevant seien beispielsweise Bekleidung, Bücher, Uhren und Schmuck. „Die brauchen nicht viel Verkaufsfläche und haben eine gewisse Magnetfunktion“, so Kreggenwinkel. „Sie sind Bestandteil eines Branchenmixes.“ Nahversorgungsrelevant sind Angebote, wie sie auch in den Zentren vorkommen, etwa Schnittblumen, Lebensmittel oder Drogerie-Märkte. Vielleicht auch bald in Sichtigvor.