Allagen. . Judith Polifke fastet 40 Tage mit Brot und Wasser. Im Gespräch mit der WP erzählt sie, wie sie die Zeit erlebt und warum sie fastet.

Vierzig Tage nur trockenes Brot und Wasser. Kein Kuchen an Papas Geburtstag. Kein Schlemmen beim gemeinsamen Essen mit Freunden. Die 17-jährige Schülerin Judith Polifke fastet. Und dabei hat sie sich ganz bewusst für die radikale Form der Fastenkultur entschieden.

„Man kann sich ja satt essen an dem trockenen Brot. Wenn man es sonst mit Käse gegessen hat, lernt man den Aufschnitt wenigstens wieder zu schätzen“, erklärt sie.

Experten raten von einer radikalen Fastenkur ab

Vor dem Fasten muss der Körper auf die Fastenzeit vorbereitet werden. Der Fastende sollte leicht verdauliches und vegetarisches essen. Das Nahrungsmaß sollte außerdem langsam reduziert werden.

Nach der Fastenzeit sollte man den Magen langsam wieder an die normalen Portionen gewöhnen und das Essen sollte gründlich gekaut werden.

Viel trinken ist wichtig

Während der Fastenzeit selbst ist auf eine tägliche Flüssigkeitsaufnahme von zwei bis drei Litern pro Tag zu achten; bei sportlicher Betätigung entsprechend mehr.

Von den radikalen Formen des Fastens, wie dem völligen Verzicht auf Kohlenhydrate, Eiweiße, Fette, Vitamine und Ballaststoffe, raten Experten ab. Die Gefahr des unkontrollierten Fastens birgt nämlich einige Nebenwirkungen. Kreislaufstörungen, mit Schwindel, Muskelkrämpfe oder Herzrhythmusstörungen können auftreten.

Menschen mit Krebserkrankungen oder Untergewicht ist vom Fasten ganz abzuraten.

Und genau darum geht es der Schülerin. „In der Fastenzeit kann man sein Leben neu ausrichten. Ich will in der Zeit zur Besinnung und zur Ruhe kommen, einen neuen Fokus setzen und Sachen, die ich vorher nicht so wertgeschätzt habe wieder schätzen lernen“, erklärt sie. Auch ihre Eltern waren skeptisch, was die konsequente Nahrungsreduzierung angeht. „Meine Eltern hatten schon Bedenken. Gerade auch, weil ich Kraft brauche, wenn ich in der Schule bin.“ Und sie gesteht ein, dass sie sich auch „platt und müde“ fühlt.

„Aber auch die geistige Kraft ist in dieser Zeit viel stärker, ich bin müde, aber merke auch, dass meine Lebensfreude noch mehr steigt“, beschreibt Judith ihre Gefühlslage.

Während der Fastenzeit befasst sich die Schülerin mit der Frage: Was ist wirklich wichtig im Leben? Und sie hat sich vorgenommen, jeden Tag eine gute Tat zu tun. Mag es das Ausräumen der Spülmaschine zu Hause sein oder Nachhilfe geben. „Wenn man bewusst drauf achtet, dann merkt man, wo Hilfe gebraucht wird“, erklärt sie gegenüber der Jungen WP.

Judith ist in einer christlichen Familie groß geworden, gefastet wurde schon immer. „Früher aber nur auf Süßigkeiten und Fernsehen“, erinnert sich die Schülerin. Das reicht der 17-Jährigen aber nicht mehr, um das Wesentliche im Leben bewusster wahrzunehmen. „Es ist gut. Man wird konsequenter und geht disziplinierter durchs Leben“, erklärt sie.

Der Sonntag ist eine Ausnahme

Vor der Fastenzeit hat sie sich genau überlegt, was die Zeit für sie bedeutet. „Es ist Reformationsjahr. Die Reformation hat große Veränderung bedeutet. Und Gott wirkt in Europa. Und wenn wir mitwirken wollen, dann müssen wir bei uns anfangen, uns zu verändern“, erklärt Judith den Sinn ihrer Fastenzeit. Dabei hat sie sich die Fastenzeit „wesentlich schwerer vorgestellt“, wie sie selbst sagt. Auch als es am Geburtstag ihres Vaters Kuchen gab, ist es der 17-Jährigen nicht schwer gefallen zu widerstehen: „Das war keine Überwindung.“

Unterstützung erhält Judith auch von ihren Eltern, die ebenfalls fasten – wenn auch nicht so radikal wie sie selbst. „Meine Eltern essen nicht mehr mittags warm, sondern abends – da ist mein Hunger meistens dann gegessen“, lacht die 17-Jährige.

Sonntags gibt es dann eine Ausnahme beim Fasten. An diesem Tag darf geschlemmt werden. Besonders freut sich Judith dann auf Spätzle oder das geliebte Nutellabrot.