Allagen. . Sie waren die ersten Männer, die im Allagener Karneval das Tanzbein schwangen: 1967 feierte die VAK-Garde Premiere - mit einer lustigen Panne.

Es ist wohl der Alptraum eines jeden Gardetänzers: Dem Tanzmajor reißt bei der Hebefigur die Hose – just in dem Moment, als er das Tanzmariechen hochheben will. Mehrere hundert Gäste in der Möhnetalhalle jubeln der Garde zu – und bekommen nichts von dem Fauxpas mit, denn natürlich lässt sich ein echter Gardetänzer so etwas nicht anmerken. So geschehen vor 50 Jahren auf der Prunk- und Galasitzung der Vereinten Allagener Karnevalisten (VAK). „Das habe ich bis heute nicht vergessen. Das war eine verrückte Sache“, erinnert sich Walter Berghoff an den Auftritt 1967. Der heute 71-Jährige war damals ganz nah dran: Er ist einer der ersten Gardetänzer der VAK.

Walter Berghoff und der Karneval – das geht nicht ohne einander. Prinz, Elferratsmitglied, Senator, Ehrensenator: Der 71-Jährige ist so etwas wie ein Urgestein der VAK. Und einer jener acht jungen Männer, die sich im Herbst 1966 zur ersten Tanzgarde der Allagener Karnevalisten zusammenfanden. „1966 hatten wir unseren ersten Prinzen“, erzählt Berghoff, „und ein Prinz braucht doch auch eine Garde, also haben wir überlegt, wer das machen könnte.“ In der Dorfschänke fanden sich schnell motivierte „Jungs“. „Wir waren schon alle ganz fit“, erinnert sich Berghoff an die „Qualifikationen“ der ersten Tänzer, „auch wenn keiner von uns in der Turnriege war.“

An den ersten Tanz erinnert sich Walter Berghoff noch ganz genau: „Das war ein Radetzky-Marsch, da bin ich heute noch sofort wieder dabei, wenn ich den höre.“ Walter Berghoff tanzte in der Garde nicht nur, er fand dort auch die Frau seines Lebens: Die Tänzer bekamen Unterstützung durch Monika Schulte als Tanzmariechen – 1968 wurde sie Walter Berghoffs Frau. „Das Tanzen hat uns zusammengebracht“, schmunzelt Berghoff. Während seine Frau und der Tanzoffizier Norbert Kutscher für den ersten Auftritt Kostüme geliehen bekamen, mussten sich die anderen Tänzer behelfen. „Wir hatten ja kein Geld für die Uniformen. Aber eine weiße Hose vom Schützenverein hatte jeder. Dazu eine rote Fliege, ein roter Gummigurt um die Hüfte – und fertig war unsere Uniform“, beschreibt Berghoff die Vorbereitungen für den ersten Auftritt, „wir sahen ganz fesch aus.“ Und trotz geplatzter Hose gab es reichlich Applaus und Zugabe-Forderungen: „Da bekommt man Mumm in den Knochen, wenn die ganze Halle einen feiert“, erzählt Walter Berghoff mit leuchtenden Augen.

1976 kommen die Damen dazu

Es ist ein Leuchten, das sich auch bei Christa Przybilla einstellt, wenn sie von ihrer Zeit als Tänzerin der Damengarde erzählt. Sie ist seit 40 Jahren untrennbar mit den Damengarden der VAK verbunden. Nachdem es 1973 das erste Prinzenpaar bei der VAK gab, war schnell klar, dass es dann auch eine Damengarde geben müsse. Die gründete sich 1976 – und nur ein Jahr später war Christa Przybilla schon dabei. „Die Kostüme hat damals noch eine Schwester aus dem ehemaligen Schwesternheim für uns genäht“, erinnert sie sich. Schnell nahmen die VAK-Tänzerinnen auch an Turnieren teil und gründeten 1986 eine Juniorengarde – bis heute geleitet von Christa Przybilla.

„Ich kann wohl nicht ohne Karneval“, lacht die ehemalige Tänzerin. Walter Berghoff stimmt ihr sofort zu: „Da würde etwas fehlen, wenn ich den Karneval nicht hätte.“ Die Frage, wo die beiden am kommenden Samstagabend sein werden, stellt sich damit also nicht: Die VAK-Sitzung am 25. Februar ist Pflicht. Und die Gardenkostüme sind heute auch viel reißfester als vor 50 Jahren...