Warstein. . Beim Wandel des Autoantriebs zeigt der Kreis Soest seine Stärken: In Warstein findet am 25. September ein Tag der Elektromobilität statt

  • In der Stadt Warstein und im Kreis Soest fahren noch nicht sehr viele Elektroautos
  • Dafür kann die Stadt mt vier öffentlichen Schnellladestationen punkten
  • Starke Unternehmen und Forschungsinstitute runden das Angebot ab

Die Stadt Warstein wird das Zentrum der Elektromobilität in der Region – für einen Tag. Am 25. September wird die Stadt den ersten regionalen Elektromobilitätstag ausrichten, sagte Bürgermeister Thomas Schöne auf Anfrage der WESTFALENPOST. Und zwar in Zusammenarbeit mit der Industrie- und Handelskammer Hellweg-Sauerland in Arnsberg als Veranstalter und dem Halbleiter-Hersteller Infineon in Belecke, der Räumlichkeiten zur Verfügung stellt.

Gewerbliche Anwender im Fokus

Erwartet werde auch NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD). „Das wird eine Riesensache für Warstein“, zeigte sich Schöne überzeugt. „Die IHK Arnsberg hat auf meine Idee mit großer Begeisterung reagiert.“ Auch andere Partner seien mit im Boot.

Nach Angaben von Thomas Frye, Geschäftsbereichsleiter Innovation bei der IHK, soll der Elektromobilitätstag in Warstein nicht auf Privatkunden, sondern ganz auf gewerbliche Anwender zugeschnitten sein. „Uns geht es darum, wie weit die Elektromobilität in der Region ist und inwieweit sie von Gewerbetreibenden genutzt werden kann, was Ladeinfrastruktur, Reichweite und Komfort etwa von Elektro-Kleintransportern angeht.“ Da gebe es bei vielen Firmeninhabern oft noch Vorbehalte und tatsächlich sei immer noch die Frage zu klären: „Will man weit fahren oder im Warmen sitzen?“

Experten von Autobauern angefragt

Thema wird laut Thomas Frye auch die öffentliche Förderung von Lade­infrastuktur sein. Angefragt seien auch Experten, die von der Entwicklung bei den großen Herstellern berichten können. Einige Autohäuser hätten bereits Interesse signalisiert, E-Autos als Anschauungsobjekte zur Verfügung zu stellen.

Bei der Elektromobilität sieht sich der Kreis Soest gut aufgestellt. Die Region ist zwar kein Vorreiter in dem Sinn, dass man überall kleine E-Autos herumflitzen sieht, hat eine kleine Umfrage der WESTFALENPOST ergeben. Auch nicht in Warstein.

Fünf Ladestationen im Stadtgebiet, aber kein stadteigenes Elektroauto, wie Burkhard Vitt von der Initiative „Dorf ist energieklug“ in Hirschberg beklagt. Und das trotz der Förderprogramme der Autohersteller. Die Stärken des Kreises in punkto Elektromobilität liegen auf einem anderen Gebiet, betont Jörg Malzon-Jessen, Sprecher des Halbleiter-Herstellers Infineon in Belecke. Auf den Punkt gebracht: Forschung und Ausrüstung. Ohne Chip kein Elektroauto.

„Der Kreis Soest ist sehr gut unterwegs, was die Vorbereitung auf dieses Thema angeht“, sagt Malzon-Jessen. „Die Bereitschaft der Menschen, sich dieser Antriebsart zu öffnen, wächst, ist der Unternehmens-Sprecher überzeugt.

Mag die Zahl der E-Flitzer noch gering sein und die der Ladestationen überschaubar – was zählt, ist für ihn die hohe Dichte an Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Instituten im Kreis Soest, die sich mit diesem Thema beschäftigen: Infineon, der Weltmarktführer Hella in Lippstadt, das Kompetenz-Zentrum für Fahrzeug-Elektronik ganz in der Nähe, die Forschungseinrichtungen an der Fachhochschule Südwestfalen in Soest.

„Das Thema nimmt Fahrt auf, auch wenn wir bis 2020 wohl nicht eine Million Elektrofahrzeuge in Deutschland haben werden“, ergänzt Bürgermeister Thomas Schöne. „Wir müssen dringend Zukunftsthemen besetzen und wir können das auch“ – Infineon sei mit knapp 2000 Mitarbeitern einer der wichtigsten Arbeitgeber in der Region.

Größte Stromtankstelle

Infineon verfügt nach Angaben von Sprecher Malzon-Jessen auf einem Großparkplatz über eine der größten RWE-Stromtankstellen Deutschlands mit fünf Säulen und zehn Ladepunkten. Seit Beginn dieses Jahres laufe ein Test, dass auch Nicht-Mitarbeiter rund um die Uhr dort Strom tanken können. Man müsse sich dort anmelden, aber als Voraussetzung Vertragspartner von RWE sein, so der Sprecher.

Ein Elektroauto steht den Mitarbeitern als Dienstfahrzeug zur Verfügung, nach Malzon-Jessens Ansicht bewegen sich mindestens drei Angestellte auch privat elektrisch fort. Aber was sind schon drei, wenn sich die Vorgabe der Bundesregierung erfüllen soll, dass bis 2020 auf den Straßen eine Million Elektrofahrzeuge rollen sollen?

Städte mit eigenen E-Autos

Der Klimaschutzmanager des Kreises Soest, Frank Hockelmann, attestiert Warstein mit seinen vier öffentlich zugänglichen Ladestationen „ein gutes Angebot und eine gute räumliche Abdeckung“. Zwar verfüge Lippstadt über einen städtischen E-Smart, Bad Sassendorf über einen BMW i3, die Stadt Soest über drei Elektroautos bei den Stadtwerken und der Kreis Soest demnächst über teils geförderte sechs E-Renaults, aber Warstein brauche sich nicht zu verstecken. Dem Kreis geht es darum, für die kommunen „Planungsgrundlagen zu schaffen, um nutzerrelevante Daten zu erfassen, um so die notwendige Netzinfrastruktur bereitstellen zu können.“

Burkhard Vitt zeigt sich pessimistisch. Die Bremse seien die Finanzen. Beispiel Hirschberg. Bereits beantragt sei eine Schnelllade-Station für E-Bikes im Zentrum, gerade für Radwanderer. „Mit der normalen Steckdose etwa in einer Kneipe dauert das Stunden.“ 2500 Euro koste eine Schnelllade-Station mit Sicherung und sei über das Leader-Programm teilweise zu finanzieren. „Aber wer zahlt den Eigenanteil? Die Stadt kann das nicht.“ Auch am Wilkeplatz in Belecke soll eine öffentliche Schnellladestation für E-Bikes entstehen.

Vitt appelliert an private und öffentliche Arbeitgeber sowie den Einzelhandel, in die Bresche zu springen. Wenn ein teures Tesla-Elektroauto in Hirschberg mit Strom betankt werde, laufe alles zusammen und schaue zu. Im Alltag sei die Ladesäule im Ortsmittelpunkt häufig einfach zugeparkt.