Da soll noch mal einer sagen, das Sauerland wäre eine langweilige Urlaubsregion. So wurden in den vergangenen Wochen Gruppen von Nacktwanderern gesichtet, die sich beim Wandern auch von den letzten Hüllen befreien und abseits belebter Waldwege sogar den Lörmecke-Turm ansteuern.
Wie Udo Schmallenberg aus Allagen recherchierte, ist dokumentiert, dass der Termin für die Nacktwanderung am 6. September wegen des guten Wetters auf den 31. August vorverlegt wurde. Organisator ist „Natury” aus Beckum, der im Forum www.fkk—wandern.de die Werbetrommel für das hüllenlose Dahinschreiten schlägt. Die Wetterbedingungen waren fürs Nacktwandern geradezu ideal: Ein frischer Wind aus Süd-Ost sollte bei grundsätzlich warmen Temperaturen für ganz besondere Nacktkultur-Erlebnisse sorgen.
Ein kleiner Erfahrungsbericht aus dem Forum: „Strahlender Sonnenschein wie angekündigt begleitete uns auf unserer in überschaubarer Besetzung gestarteten Nacktwanderung. Erster Höhepunkt war die Besichtigung einer Höhle, die am Ende der letzten Eiszeit von Rentierjägern bewohnt wurde, dann zum Beginn der Eisenzeit den ersten Eisengießern im Sauerland Unterkunft bot.
Auf dem weiteren Wanderweg, ein gutes Stück des Wegs entlang des Sauerland-Wanderwegs „Waldroute”, konnten wir einer anderen Wandergruppe den Weg zum Aussichtsturm erklären: „Wandert nur hinter uns her, den Aussichtsturm haben wir auch als Ziel”. Dieser Empfehlung folgten sie in angemessenem Abstand.
Kurz vor der Waldkapelle mit dem Waldlehrpfad war dann Anziehpunkt, denn dort begann die hoch frequentierte Zone um den Aussichtsturm. Direkt vor der Kapelle nutzten wir noch die Gelegenheit, unser Anliegen des Nacktwanderns in einem längeren Gespräch einer Textilwandergruppe zu erläutern. Es kam sogar Verständnis auf: „Jeder nach seiner Façon!”
Der Aussichtsturm bot dann schon einen imposanten Rundblick - im Höhenprofil des Garmin Navigator stellt er eine einsame Spitze dar. Wie geplant konnten wir dann die Rückkehr auf den Hauptwanderweg als erneuten Ausziehpunkt deklarieren, denn fast alle Besucher des Aussichtsturms wählen den nur zwei Kilometer kurzen Anmarschweg von der B 55 aus - der längere Fußweg von der Süd- und Ostseite her war so wenig bewandert wie die meisten Wanderwege, die sich mehr als 2 Kilometer vom Wanderparkplatz entfernen.
Neben zahlreichen Mountain-Bikern begegnete uns allerdings noch eine aus mehr als 20 Wanderern und Wanderinnen bestehende Gruppe (wir fühlten uns akut in der Minderheit), die 20 Meter, nachdem sie uns passiert hatten, in lautes Gegröhle und Lachen ausbrach — ob da gerade jemand einen gelungenen Witz über Nacktwanderer erzählt hatte?
Der Lörmecke-Bach bot uns dann kurz vor dem Ziel an einer der vielen Furten Gelegenheit, uns zu erfrischen. Das frische Quellwasser war angenehm kühl und etwas kohlensäurehaltig und tat richtig gut auf der schwitzigen Haut. Den äußerst gelungenen Tag ließen wir in einem Gasthof ausklingen.”Nacktwandern ist als Hobby übrigens auch von Anfängern leicht zu erlernen. Wohin man die Wanderkarte steckt, ist wohl das einzig wirkliche Problem! Allerdings: Es ist auch nicht ungefährlich. Ein 51-jähriger Bayer musste jetzt sogar ins Gefängnis, weil er sich weigerte, die Bußgelder wegen „Erregung öffentlichen Ärgernisses” zu bezahlen.
Natury führt unter http://natury.de auch gleich einen Terminkalender, in dem jeder Nacktwanderer entsprechend der körperlichen Fitness seinen Laufstil findet: Egal ob beim Überschreiten des Hochkönigs in hochalpinem Gelände oder bei der geruhsamen Sauerlandtour am 28. September: Die Nacktwanderer lassen tüchtig Luft ran und präsentieren sich als neue Zielgruppe für den Sauerlandtourismus. Und wer nicht wandern mag, der kann im November zum Nacktkegeln nach Nürnberg reisen.