Warstein. . Wenn Wildschweine Futter suchen, dann halten sie auch keine Zäune auf: Das spüren gerade die Landwirte in Warstein ganz besonders deutlich.

  • So früh wie noch nie in der Saison zieht es die Wildschweine auf die Felder
  • Die Tiere suchen dort Nahrung und graben die Erde um
  • Für die Landwirte bedeutet dies zerstörte Weide- und Grünflächen

Die Löcher sind tief, die Erde zerwühlt: Die Spuren, die die Wildschweine auf dem Land von Carsten Enste-Sieren hinterlassen haben, sind nicht zu übersehen. Auf der Suche nach Nahrung zieht es die Tiere auf die Weideflächen des Landwirtes am Tüppel – Zäune halten sie dabei nicht auf. Und Enste ist nicht der Einzige, dessen Weide-, Grün- und Ackerflächen die Wildschweine aktuell regelmäßig aufsuchen: Im ganzen Stadtgebiet klagen die Bauern über die Verwüstungen, die die Wildschweine auf ihren Feldern anrichten. Stellvertretend für sie schlägt Carsten Enste-Sieren nun Alarm: „Wir müssen gemeinsam überlegen, was wir dagegen tun können.“

Denn es ist nicht nur das Ausmaß der Schäden, das die Landwirte ärgert: „Es ist der frühe Zeitpunkt“, erklärt Carsten Enste-Sieren, „wenn die Wildschweine jetzt schon im November so massiv auf die Weiden kommen, fragen wir uns, was da noch kommt. Wir stehen erst am Anfang des Winters.“ Und verläuft dieser ähnlich mild wie die vergangenen Jahre, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Wildschwein-Population eher steigt als sinkt. „Und dann geht das bis in das Frühjahr so weiter.“

Schon jetzt bedeutet die völlig zerwühlte Weide am Tüppel für Carsten Enste-Sieren, dass er im kommenden Frühjahr die Fläche komplett neu einsäen muss. „Das bedeutet, dass ich die Tiere erst später auf die Weide stellen kann; nämlich erst dann, wenn die neue Rasensaat angegangen und gewachsen ist“, so der Landwirt. Die Milchkühe kommen in der Regel Anfang Mai zurück auf die Weide – das könnte nun Juli werden.

Zäune halten die Schweine nicht ab

Ein ähnliches Bild zeigt sich auf dem Acker von Bernd Menke in der Romecke. Auch hier, direkt am Waldrand, haben die Wildschweine eifrig nach Nahrung gesucht. Das Ergebnis: Der Acker ist stellenweise komplett umgegraben, die angrenzende Grünfläche als solche nicht mehr wirklich zu erkennen.

„Natürlich ist es für die Tiere verlockend, wenn sie einfach aus dem angrenzenden Wald auf die Flächen kommen können“, sagt Enste-Sieren, „aber selbst Zäune halten sie nicht ab.“ Der Stacheldrahtzaun, den er um seine Weide am Tüppel gezogen hat, scheint die Tiere überhaupt nicht zu behindern. „Die haben ein dickes Fell.“ Auch Strom führende Zäune seien keine Alternative: „Da laufen die entweder im vollen Galopp durch oder sie merken sich, wo der Strom etwas schwächer ist und gehen an dieser Stelle immer wieder durch“, beschreibt der Landwirt das Vorgehen der intelligenten Tiere.

Milder Winter bereitet Sorgen

Was also tun? Carsten Enste-Sieren hat das Problem ausführlich mit seinen Kollegen besprochen. Was er so massiv erst seit knapp zwei Jahren erlebt, ist für die Landwirte in Richtung Hirschberg schon länger Thema: Hier kommen die Wildschweine immer wieder auf die Felder, um Würmer und anderen Nahrung in dem fruchtbaren Acker- und Weideboden zu suchen. „Wir müssen da alle gemeinsam handeln“, ist Enste-Sieren überzeugt. Vor einer Woche im Forstausschuss sprach er das Thema nach Rücksprache mit seinen Kollegen an und wollte wissen, was die Stadt in der Sache zu tun gedenke (wir berichteten).

„Es ist uns wichtig, dass deutlich wird, dass wir davon alle betroffen sind: Landwirte, Jäger, Jagdpächter, die Stadt und auch private Landbesitzer“, gibt Enste-Sieren die Stimmung unter den Landwirten wieder und betont: „Wir geben niemandem die Schuld und sagen: Der muss jetzt mehr jagen oder das muss geändert werden.“ Vielmehr gehe es den Landwirten darum, gemeinsam zu überlegen, wie man der „Wildschwein-Plage“ Herr werden könne. Denn dass sich das Problem von alleine erledigt, damit rechnet keiner von ihnen. Die Winter werden eher milder und damit steigt die Chance, dass sich die Wildschweinbestände noch vergrößern.

„Wir müssen gemeinsam überlegen, was wir tun können. Jeder sollte da bereit sein, seinen Teil zu leisten. Dazu zählen wir Landwirte uns natürlich auch“, so Carsten Enste-Sieren, „nur so weiter gehen kann es nicht.“