Warstein. . Die veränderte Begräbniskultur hat Folgen auch auf dem städtischen Friedhof
- Auf dem städtischen Friedhof sind ab 2017 auch Baumbestattungen möglich
- Stadt will Wünschen aus der Bevölkerung Rechnung tragen
- Aber auch starke Zunahme von Urnenbegräbnissen
Die Stadt Warstein öffnet sich dem Wandel der Bestattungsformen. Vom kommenden Jahr an sollen auf dem städtischen Friedhof auch Baumbestattungen möglich sein, sagte der Leiter des Betriebshofs, Markus Teutenberg, auf Anfrage der WESTFALENPOST. Dort könnten die Urnen im Wurzelbereich in die Erde gebracht werden. Die Gräber seien nicht anonym – entweder würden die Namen auf einem Schild am Baum angebracht oder auf dem Bronzedeckel einer Röhre. Unter anderem der katholischen Kirche sind anonyme Beerdigungen ein Dorn im Auge (wir berichteten).
Grund für das Angebot ist der verstärkte Wunsch vieler Menschen, in einem Friedwald beerdigt zu werden, so Teutenberg. Der nächste liege am Möhnesee und der Weg dorthin und vor allem bis zur Grabstelle im Wald sei besonders älteren Menschen zu weit und zu beschwerlich. Ihnen könne die Stadt mit der Öffnung des städtischen Friedhofs für Baumbestattungen etwas entgegenkommen.
Weg vom Doppelgrab
Aber nicht nur Baumbestattungen führen weg von der traditionellen Vierergruft für die gesamte Familie und auch vom Doppelgrab, das häufig von Ehepaaren gewählt werde – die Domäne des städtischen Friedhofs. Die Zahl der Urnenbestattungen nimmt nach den Worten des Betriebshofleiters erheblich zu. Seit Jahresbeginn habe es im gesamten Stadtgebiet 60 Erdbestattungen gegeben, aber 183 Urnenbestattungen, so Teutenberg. „Die Fläche für Urnenbestattungen wird immer mehr ausgeweitet“ – aktuell vier voll belegte Felder gebe es bereits auf dem städtischen Friedhof unterhalb und oberhalb der Kapelle, das vorerst letzte mit 76 Urnengräbern sei seit April 2013 eingerichtet worden. Ein fünftes sei in Vorbereitung, der Bau zeitnah geplant.
Zu dessen Lage, Größe und Ausgestaltung, ob einfach oder luxuriös, wollte sich Teutenberg nicht äußern, dies müsse noch mit den zuständigen Gremien besprochen werden. Davon hingen schließlich auch die künftigen Preise ab. Es soll sich dabei um ein Kolumbarium, eine Urnenwand, handeln, heißt es. Kritiker bemängeln, dass dort selbst Blumenschmuck schwer anzubringen sei, um eines Verstorbenen würdig zu gedenken.
Weniger Aufwand
Aber Urnengräber insgesamt liegen im Trend wegen des vergleichsweise geringeren Pflegeaufwandes, berichtet der Betriebshofleiter. „Die Urne ist nicht zu bremsen.“ Und sie sparen Platz – in ein Grab können bis zu vier Urnen eingelassen werden. Und Aufwand, wenn die nächsten Angehörigen nicht zu stark belastet werden sollen oder sie weit entfernt wohnen.
Flächenzuwachs
In Verbindung mit den Erdbestattungs-Gräbern, von denen mehr zurückgegeben als neu belegt werden, kommt die Stadt damit auf einen beträchtlichen Zuwachs an zur Verfügung stehender Fläche auf ihrem Friedhof. „3,5 Prozent im Jahr“, bestätigt Teutenberg. Die zurückgegebenen Flächen werden begrünt, die Erdarbeiten, die im Frühherbst begonnen haben, um aus Rindenmulch-Flächen Rasen zu machen, sind bereits abgeschlossen und verleihen dem städtischen Friedhof mit seinen jetzt vielen Grünflächen zwischen den Gräbern selbst im Spätherbst einen angenehm parkähnlichen Charakter.
In diese Richtung soll es auch weitergehen. Doch auch andere Nutzungen sind nach den Worten des Betriebshofleiters möglich: „In Suttrop haben wir aus einer Erweiterungsfläche, die nie als Friedhof genutzt worden ist, ein Baugebiet gemacht.“ Der Phantasie, so scheint es, sind in dieser Hinsicht nur wenig Grenzen gesetzt.