Warstein. . Auch Netzwerk für Hilfen im frühen Kindesalter intensiviert Bemühungen. Jugendhilfeausschuss berät
- Stadt Warstein und Kreis Soest verstärken Bemühungen um Kinderschutz
- Netzwerk für Frühe Hilfen tagt zweimal im Jahr
- Anteil psychisch kranker Eltern nimmt zu
Eine wachsende Zahl von Fällen von Kindesvernachlässigung, Kindesmisshandlung und Kindestötung hat Öffentlichkeit und Politik aufgeschreckt: Es gilt, den Präventionsgedanken zu stärken, aber auch um das gezielte Eingreifen.
Das gilt für alle Ämter und Institutionen, die Hilfe zu einem frühen Zeitpunkt der Kindesentwicklung bieten können, aber auch für die Qualitätsentwicklung und -sicherung – Thema der nächsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses am 6. Oktober. „Das Kinderschutzgesetz hat uns Vorgaben gemacht“, sagt Warsteins Jugendamtsleiter Jörg Lewe auf die Frage, warum die Strukturen vielfach noch nicht professionell genug sind – nach schrecklichen Vorfällen bundesweit.
Das Gesetz zur Kooperation und Information im Kinderschutz fordert Kooperation und Vernetzung zwischen Helfern und Hilfesystemen“ aus unterschiedlichen Disziplinen. Diese habe klar und verbindlich zu sein. Jetzt gibt es Empfehlungen für einheitliches Handeln, um zu sinnvollen Netzwerkstrukturen zu kommen – die beteiligten Behörden und Institutionen arbeiteten oft eher gegen- als miteinander zum Schutz der Kinder. Das will Jörg Lewe nicht bestätigen, er ist erst seit Mai diesen Jahres in seinem Amt.
Im Netzwerk „Frühe Hilfe Warstein“, das sich ein bis zweimal im Jahr trifft, sind alle Institutionen vertreten, die mit Kindern von 0 bis 3 Jahren zu tun haben: Ärzte, Hebammen, Kindertagesstätten, das Krankenhaus, das Familiengericht, die Erziehungsberatungsstelle.
Das Gericht als letzte Instanz
„Familiengerichte sind die letzte Instanz“, sagt Sophie Freifrau von Lüninck, Direktorin des Amtsgerichts, als Teilnehmerin des Netzwerks. „Wir greifen ein, wenn alle Beteiligten am Ende sind und es nur noch um die Frage geht: Muss für das Kindeswohl etwas gegen den Willen der Eltern durchgesetzt werden? Deren Bereitschaft, sich um ihre Kinder zu kümmern, sei heute keine Selbstverständlichkeit mehr.
Und Christina Karthaus von der Erzehungsberatungsstelle der Caritas, ebenfalls im Netzwerk aktiv, hat festgestellt, dass der Anteil psychisch kranker und alleinerziehender Eltern zugenommen hat – und damit Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern. Gerade deshalb sei Vernetzung so wichtig: „Wir gehen auch in die Kindergärten und bieten unsere Hilfe an, wenn wir gerufen werden.“
Auch die Stadt Warstein ist beim Thema frühe Hilfen aktiv geworden: Das Jugendamt habe mit Janin Beyermann eigens eine Ansprechpartnerin ausgewählt, die zur nächsten Netzwerkkonferenz im Oktober ihre Arbeit aufnehmen werde, berichtet Jörg Lewe.