Warstein. . Vertreter des Umweltministeriums und der Energieagentur NRW treffen sich am Freitag mit der Stadtspitze, um offene Fragen zur Windkraft zu klären.

  • Bürgermeister Thomas Schöne beklagt „völlige Umkehr“ in Sachen Windkraft
  • Statt der Haar kommt inzwischen der Arnsberger Wald als Standort infrage
  • Offene Fragen sollen jetzt in einem Gespräch geklärt werden

Redebedarf in Sachen Windkraft hat Bürgermeister Thomas Schöne bei NRW-Umweltminister Johannes Remmel angemeldet. In einem Brief machte das Stadtoberhaupt deutlich, dass die Landesregierung bei der strategischen Windkraftplanung ab 2011 eine völlige Umkehr vollzogen habe, die bis heute viele Fragen aufwerfe.

In einem Gespräch mit Vertretern des Umweltministeriums und der Energieagentur NRW sollen diese Unklarheiten nun am kommenden Freitag, 16. September, ausgeräumt werden, wie die Stadt in einer Pressemitteilung erklärte. Thomas Schöne sieht darin „den Beginn eines mehrstufigen Prozesses“.

Das Problem

Bis Ende der 1990er Jahre galt der Haarstrang als idealer Windkraftstandort, während die südlichen Flächen im Bereich des Arnsberger Waldes tabu waren. Die Stadt habe daraufhin Konzentrationszonen für Windkraftanlagen mit einer Gesamtfläche von mehr als 100 Hektar auf dem Haarstrang ausgewiesen.

Mit der Festsetzung des Vogelschutzgebiets Hellwegbörde im Jahr 2004 und der Öffnung des Waldes für Windkraft sei diese Planung vom Land konterkariert. Thomas Schöne erklärt: „Diese Entscheidung ist für den Großteil der Bürgerinnen und Bürger nicht nachvollziehbar.“

Während sich bereits eine Betreibergesellschaft gegründet hat, die auf den Höhen zwischen Hirschberg und dem Möhnetal einen Windpark errichten möchte, bildete sich zugleich eine Bürgerinitiative gegen Windkraft im Arnsberger Wald.

Um mögliche Standorte für Windkraftanlagen zu ermitteln, die nicht nur den Vorgaben des Landes, sondern auch den Wünschen der Warsteiner Bürger entsprechen, setzte die Politik zuletzt einen eigenen Arbeitskreis zu dem Thema ein.

Die Fragen

Durch die Neuausrichtung der Landespolitik sehe sich der Bürgermeister permanent mit „durchaus nachvollziehbaren Fragen“ konfrontiert, heißt es in der Mitteilung der Stadt, „die er – auch angesichts der widersprüchlichen Entscheidungen – nicht befriedigend beantworten kann“. Diese Fragen sollen nun im direkten Gespräch mit den Vertretern des Landes aufgegriffen werden:

- Warum nimmt der Vogelschutz auf dem Haarstrang einen höheren Stellenwert ein als die unberührten Naturparkflächen des Arnsberger Waldes?

- Warum ist die Erneuerung bzw. der Ersatz von bereits vorhandenen Windkraftanlagen („Repowering“) zur Erhöhung der Energiegewinnung unzulässig?

- Warum soll stattdessen die einmalige und noch intakte Naturlandschaft des Naturparks Arnsberger Wald – einem der größten zusammenhängenden Waldgebiete Deutschlands – durch Industrieanlagen unterbrochen werden?

- Ist seriös bedacht worden, welche Auswirkungen Windräder im Arnsberger Wald auf die heimischen Tourismusbetriebe haben werden?

Thomas Schöne betont in seinem Brief: „Gerade wegen der einzigartigen Landschaft kommen Erholungssuchende in unsere Region.“

Die (möglichen) Folgen

Dass auch Warstein seinen Beitrag an der Energiewende leisten möchte, stellt der Bürgermeister klar, bittet jedoch um Antworten auf die drängenden Fragen, denn er argumentiert: „Allein der Verweis auf Gesetze und Erlasse – an die wir uns als Verwaltung selbstverständlich halten – kann in der Breite und Tiefe nicht überzeugen, wenn der Sinn hinter diesen Regeln nicht verstanden wird.“

Die Ergebnisse der Beratungen sollen dann in die politischen Debatten und Entscheidungen vor Ort einfließen.