Rüthen-Heddinghausen.. Solch ein Kompromiss ist rar: Ein Windpark in Rüthen-Heddinghausen darf zwar gebaut werden – aber vor Gericht boxten Tierschützer Betriebszeiten durch.
Dem Bau des Windparks Heddinghäuser Haar steht nichts mehr im Weg. Zufriedenheit herrscht sowohl bei Vertretern der Heddinghäuser Bürgerwind als auch des Naturschutzbundes (Nabu) NRW nach einem vor dem Verwaltungsgericht Arnsberg erzielten Vergleich zwischen Nabu als Kläger gegen die geplanten sechs Windkraftanlagen auf der Haar und Kreis Soest als Genehmigungsbehörde. Die Anlagen wurden von der Heddinghäuser Bürgerwind geplant und können jetzt gebaut werden.
Schutz von Vögeln und Fledermäusen
„Kern der gerichtlich moderierten Einigung im Hauptverfahren sind die erheblichen Nachbesserungen bei den Abschaltzeiten“, fasst der Naturschutzbund NRW zusammen. Demnach wurden folgende wesentliche Punkte der Verständigung zwischen dem Naturschutz und den Anlagenbetreibern für die gesamte Laufzeit der Windkraftanlagen getroffen: Zum Schutz des Wachtelkönigs werden die Anlagen vom 1. Mai bis 30. Juni jeweils eine Stunde vor Sonnenuntergang bis eine Stunde nach Sonnenaufgang abgeschaltet, soweit die Windgeschwindigkeit in zehn Metern Höhe weniger als fünf Meter pro Sekunde beträgt. Dies entspricht etwa 7,5 Metern pro Sekunde in Nabenhöhe.
Zum Schutz der als bedeutend eingestuften Schlafplatzgemeinschaften des Rotmilans auch nach der Brutzeit werden die Anlagen außerdem vom 1. August bis zum 30. September von Sonnenaufgang bis drei Stunden danach und fünf Stunden vor Sonnenuntergang bis Sonnenuntergang abgeschaltet.
Die im Genehmigungsbescheid vorgesehene Abschaltung während der Erntezeit bleibt davon unberührt.
Ebenfalls Teil der Vereinbarung ist der Schutz von Fledermäusen. Dafür ist eine Abschaltung vom 1. April bis 31. Mai und 1. August bis 31. Oktober zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang bei einer Windgeschwindigkeit in Gondelhöhe von sechs Metern pro Sekunde und einer Temperatur über 10 Grad und ohne Niederschlag vereinbart.
Planungen laufen seit acht Jahren
Für die getroffene Vereinbarung zollt Josef Tumbrinck, Vorsitzender der Nabu NRW, der Heddinghäuser Bürgerwind ausdrücklich Lob und Respekt: „Während andere Vorhabenträger sich weigern, dem Arten- und Naturschutzrecht den gebührenden Respekt zu erweisen, zeigte sich die Heddinghäuser Bürgerwind GmbH gegenüber den Argumenten des Nabu aufgeschlossen. Sie war zudem bereit, Ertragseinbußen hinzunehmen, sofern dies zum Schutz gefährdeter Vogel- und Fledermausarten erforderlich ist. Er spricht von einer konstruktiven Haltung, die es schließlich ermöglicht habe, zu einem für beide Seiten akzeptablen Interessenausgleich zu gelangen.
Bereits seit nunmehr acht Jahren laufen die Planungen für den Windpark Heddinghäuser Haar. Hier will die Bürgerwind GmbH sechs Windenergieanlagen mit einer Leistung von je zwei Megawatt errichten. Die sieben Gesellschafter sind Karl-Heinz Gerwin, Franz Haselhorst, Walter Ising, Friedrich Kaup, Josef Püster, Hans-Josef Röseler und Alois Schäfers. „Wir sind grundsätzlich zufrieden, dass wir nach einem Jahr Verzögerung weiterbauen können“, betont im WP-Gespräch Josef Püster, einer der drei Geschäftsführer der Gesellschaft. Nachdem der Kreis Soest Ende 2014 die Genehmigung erteilt hatte, war für fünf Anlagen bereits der Oberboden abgeschoben worden. Dann kam die Klage des Nabu, der zusammen mit der Arbeitsgemeinschaft biologischer Umweltschutz (Abu) bereits im Verlauf des Genehmigungsverfahrens auf die massiven artenschutzrechtlichen Probleme aufmerksam gemacht hatte.
„Die Einigung auf die Abschaltzeiten bedeutet für uns deutliche Ertragseinbußen“, berichtet Püster. Trotzdem rechne sich die Investition. Außerdem hätten beide Seiten Zugeständnisse machen müssen. Spätestens ab August, so der Geschäftsführer, würden die Arbeiten fortgesetzt. „Wir stehen in den Startlöchern“, so Josef Püster. Demnach stehe auch der geplanten Inbetriebnahme bis März 2017 nach aktuellem Stand nichts entgegen.
Bürgerbeteiligung erfolgt später
Die sechs Windkraftanlagen werden von der Heddinghäuser Bürgerwind GmbH zunächst selbst errichtet. „Die geplante Bürgerbeteiligung wird später erfolgen“, verspricht Josef Püster.