Warstein. . Eine Fußballikone wird Botschafter für Warsteiner – eine gute Idee? Von Fans, Gegnern, Trainerkollegen und einer hoffnungsvollen Pfarrerin.
Ein Schwarzwälder für Warstein(er) – eine gute Konstellation? So denkt die Stadtgesellschaft über Jürgen Klopps Verpflichtung:
Euphorische BVB-Fans...
Christian Esser findet Klopp super, er mag das Warsteiner Bier, aber selbst seine Zuneigung kennt Grenzen. Da kann der Trainer noch so viel für das Alkoholfreie werben, das ist Esser egal: „Ich glaube nicht, dass ich meine Biergewohnheiten jetzt ändere.“ Der 37-jährige Hirschberger sitzt den „Dortmunder Jungs Warstein“ vor, der Fanclub zählt 130 Mitglieder, von denen viele ziemlich aus dem Häuschen sind wegen des Brauerei-Coups. „Ich hoffe“, sagt Esser, „dass er auch bei der Brauerei so für Aufbruchstimmung sorgt wie früher beim BVB.“
...und reservierte Schalker
Nein, so ein richtig nettes „Willkommen in Warstein“ kommt Heinz Pietz (54) nicht über die Lippen. Wäre auch viel verlangt, der Mann führt schließlich den Schalke-Fanclub Möhnetal. „Seine Emotionalität finde ich ein bisschen übertrieben. Aber scheinbar funktioniert’s – für eine gewisse Zeit.“ Pietz wird dem heimischen Pils trotz Klopp treu bleiben: „Veltins müssen wir ja schon auf Schalke trinken...“ Dann sagt er, dass Dortmunds alter Meistermacher das Zeug zu einem guten Markenbotschafter habe: „Die Werbeleute sind auf solche Typen fixiert.“ Klingt plötzlich gar nicht so mehr schlimm, oder? „Seitdem er nicht mehr bei Lüdenscheid ist, habe ich eigentlich nichts gegen Klopp.“
Gigantentreffen bei der WIM?
Bei all der Euphorie um Klopp gerät ein anderer Charismatiker etwas in Vergessenheit: Stefan Effenberg. Der trainiert seit Oktober den von der Brauerei hofierten SC Paderborn, Anfang Dezember besuchte er die Warsteiner Welt, um das Masters auszulosen. Bei seiner Vorstellung in Paderborn machte er’s wie Klopp („I’m the new one“). Treffen Effe und Kloppo bei der Montgolfiade im Spätsommer aufeinander? „Mal sehen, was im September kommt“, unkt die WIM-Veranstalter-GmbH bereits bei Facebook über einem Klopp-Foto. Skeptiker werfen allerdings ein, dass sich Effenberg dann noch ganze acht Monate im Paderborner Trainerstuhl halten müsste...
Einer von uns
Im Städtchen wollen einige Jürgen Klopp schon einbürgern – so viele Vorschusslorbeeren muss erstmal einer bekommen. „Ein 1A-Fachmann, toll“, jubelt etwa Andreas Wiemer (46), der Stadionsprecher des TuS Warstein (und Brauerei-Angestellte). Und die Belecker Pfarrerin Jutta Schorstein („Fußballmuffel hoch fünf“) freut sich, dass mit Klopp ein bekennender evangelischer Christ den Namen von Stadt und Bier bekannt macht. „Wir hätten nichts dagegen, wenn sich durch Klopp jemand bekehrt fühlt.“ Die Katholiken müssten aber keine Sorge haben, „wir werben niemanden ab“. Das überlässt sie lieber den Fußballtrainern.