Werl/Soest. . Auf der A44-Baustelle zwischen Werl-Süd und Soest wird seit zwei Wochen nicht mehr gearbeitet. Die Autofahrer wundern sich, warum das so ist. Wir sind der Sache auf den Grund gegangen.
Autobahn-Baustellen, auf denen nicht gearbeitet wird, ärgern jeden Autofahrer. Immer. Deshalb wird bei Brückenarbeiten inzwischen öfter darauf hingewiesen, dass zwar oben außer der Absperrung nichts zu sehen ist, unterhalb der Fahrbahn jedoch durchaus geschuftet wird.
Beauftragte Baufirma erscheint derzeit nicht mehr
Die Situation auf der A 44 zwischen dem Kreuz Werl und der Anschlussstelle Soest lässt sich so einfach allerdings nicht erklären: Seit 14 Tagen ruhen dort die Arbeiten, weil die mit der Fahrbahnsanierung beauftragte Baufirma nicht mehr erscheint. Ohne Begründung. „So etwas habe ich auch noch nie erlebt“, sagt Dieter Reppenhorst, Abteilungsleiter Bau der zuständigen Autobahnniederlassung Hamm. Immerhin: Am kommenden Montag, 22. Juni, will die Betam infrastructure GmbH aus Bochum die Arbeit wieder aufnehmen. Hat sie am Dienstag, 16. Juni, telefonisch mitgeteilt.
Seit dem 11. Mai ist die Baustelle abgesperrt, in beiden Richtungen stehen nur noch zwei eingeengte Fahrstreifen zur Verfügung. Auf 5,3 Kilometer Länge müssen Betonfahrplatten durch Asphalt ersetzt werden, obwohl der Streckenabschnitt erst 2004 grunderneuert wurde. Doch eine chemische Reaktion, für die eine Kombination aus dem verwendeten Gestein im Beton, dem im Winterdienst eingesetzten Salz und der Verkehrsbelastung verantwortlich sein soll, hat zu Rissen und Abplatzungen geführt. Kosten der Sanierung: 7,1 Millionen Euro.
Bislang zwei Mittelstreifen-Überfahrten geschaffen
„Die ersten beiden Bauphasen wurden ordnungsgemäß abgeschlossen“, erklärt Reppenhorst. Bislang wurden zwei Mittelstreifen-Überfahrten geschaffen, um den Verkehr zunächst auf die Seite der Fahrtrichtung Kassel verlegen zu können, damit in Richtung Dortmund gearbeitet werden kann. Als nächstes stünde nun das Umlegen des Verkehrs mit den dafür notwendigen Markierungsarbeiten und der Aufbau der trennenden Stahl-Schutzwände an.
Unverständnis und Unmut bei Straßen.NRW in Hamm
Aber seit Anfang Juni geschieht nichts mehr auf der Baustelle. „Wir haben unser Unverständnis und unseren Unmut zum Ausdruck gebracht und die Firma aufgefordert, mehr Menschen und Maschinen einzusetzen, um die Verzögerung aufzuholen“, sagt der Fachmann aus Hamm. Man habe eine Frist bis Ende dieser Woche gesetzt. Anschließend werde gekündigt. Ein Abschluss Ende Oktober sei vertraglich vereinbart, bei Nichteinhaltung würden Vertragsstrafen fällig.
Sanierung der Betonschutzwände beginnt
Mit einer u-förmigen Metallschiene will Straßen NRW beschädigte Autobahn-Betonschutzwände wieder haltbar machen. Ein Pilotprojekt auf einem drei Kilometer langen Abschnitt der A 43 bei Dülmen soll klären, ob die Reparatur mittels der Stahlabdeckung funktioniert.
Insgesamt sind auf NRW-Autobahnen 95 Kilometer Schutzwände durch Risse im sogenannten Ortbeton geschädigt, darunter 9 km auf der A 4 zwischen Olpe-Süd und Eckenhagen und drei kleine Abschnitte auf der A 45 bei Lüdenscheid und Wilnsdorf. Dort gelten derzeit Tempolimits.
Zunächst hofft Dieter Reppenhorst aber auf Montag. Wenn Betam dann immer noch nicht erscheint, müssten die Juristen bei Straßen.NRW über das weitere Vorgehen entscheiden: „Spontan eine andere Firma zu beauftragen, wird nicht möglich sein. Da ist zu klären, ob wir ganz neu ausschreiben müssten oder den zweiten im Wettbewerb nehmen könnten.“
Mails und Anrufe von verärgerten Autofahrern
Der Abteilungsleiter Bau hat Verständnis für den Unmut der Autofahrer: „Die Verkehrsteilnehmer regen sich zu Recht auf, wenn eine Geschwindigkeitsbeschränkung haben, aber nicht gearbeitet wird.“ Die Menschen seien sensibler geworden, es habe in den letzten Tagen viele Mails und Anrufe gegeben: „Es ist richtig, dass man nachfragt. Wenn ich keine Bauarbeiter sehe, werde ich auch hellhörig.“
Vom Stillstand habe Straßen.NRW aber nicht erst durch diese Hinweise erfahren: „Wir stellen eine Baustellenüberwachung, die vor Ort ist und sieht, was passiert - und was nicht.“ Ein solch langer Totalausfall ist für Reppenhorst eine neue Erfahrung. Ein oder zwei Tage Pause wegen falscher Disposition kämen dagegen bisweilen vor. Über die Gründe der jetzigen Panne kann er nur spekulieren: „interne Probleme“ vermutet er.
Die Firma Betam war am Dienstag nicht zu einer Stellungnahme bereit.