Warstein/Suttrop.. Yorkshire-Terrier Nicki verirrte sich in ein Abflussrohr und blieb stecken. Die Kosten für die Rettungsaktion muss die Familie aus Suttrop tragen.

Es war ein heiseres Bellen, das durch das Abflussrohr an die Oberfläche hallte, doch Kerstin Hau war sich sofort sicher: Das ist Nicki, der Yorkshire-Terrier ihrer Schwiegermutter Edith Wenzel. Am Montagabend war der plötzlich weggelaufen, muss dann über Nacht in das Rohr in der Nachbarschaft am Ortsrand von Suttrop gekrochen sein – und kam nun nicht mehr heraus.

Frauchen straht nach der Rettung von Nicki

Nach seiner spektakulären Rettung in der Nacht zu Mittwoch strahlt Edith Wenzel wieder. Nicki schleicht ihr um die Beine, als wäre nichts gewesen. „Der ist genau so gut drauf wie immer“, sagt Wenzel – bloß dass Nicki inzwischen der bekannteste und wohl auch der teuerste Hund Suttrops ist. Denn die Kosten für die Rettung muss die Familie seines Frauchens übernehmen.

Frauchen Edith Wenzel (Mitte) , deren Sohn Detlev Hau und Schwiegertochter Kerstin Hau freuen sich über die Rettung von Terrier Nicki.
Frauchen Edith Wenzel (Mitte) , deren Sohn Detlev Hau und Schwiegertochter Kerstin Hau freuen sich über die Rettung von Terrier Nicki. © WP | WP

„Nicki ist schon ein älterer Herr“, sagt Edith Wenzel liebevoll, er sei schon fast blind und leicht taub. Seitdem er vor 16 Jahren zur Welt kam, begleitet er die Witwe durch den Alltag – ein Leben ohne ihn: unvorstellbar. Am Montagabend hatte er sein Frauchen aber ganz schön in Aufregung versetzt, war er doch verschwunden, als Wenzel ihn vor dem Schlafengehen noch einmal in den Garten ließ. Mitten in der Nacht war die besorgte Rentnerin daraufhin losgezogen, um Nicki zu suchen. „Er ist doch noch nie weggelaufen“, sagt sie.

Aus Neugier in ein Kanalrohr gekrochen?

Den ganzen Dienstag über hatten dann Familie und Nachbarn den Hund gesucht – abends, nach fast 24 Stunden, wurde er gefunden. Vielleicht um Schutz zu suchen, vielleicht auch aus Neugier war Nicki in das untere Ende eines Rohres gelaufen, das einen oberhalb liegenden Graben entwässern soll. Irgendwann blieb der Hund stecken, machte aber bellend immer wieder auf sich aufmerksam.

Kinder hörten das Hundebellen von Nicki im Kanalrohr

Zwei Kinder hörten die Geräusche schon morgens, dachten sich nicht viel dabei. Als sie das Bellen abends noch einmal hörten, machten sie einen Spaziergänger darauf aufmerksam, der Polizei und die Warsteiner Feuerwehr alarmierte. „Der Hund war so weit in das Rohr gekrochen, dass wir ihn nicht einmal sehen konnten“, sagt Feuerwehrchef Michael Döben. Die Polizei holte Kerstin Hau und Ehemann Detlev hinzu, Edith Wenzel blieb zu Hause. „Das hätte ich mir nicht mit angucken können“, sagt die Seniorin. „Ich habe währenddessen zu Hause Fernsehen geschaut, um mich ein bisschen abzulenken.“

Den Feuerwehrleuten blieb nichts anderes übrig, als die Straße aufzufräsen, um den Hund zu retten. Detlev und Kerstin Hau gaben ihr Einverständnis, schließlich müssen sie – trotz Hundehaftpflichtversicherung – die Kosten tragen. Denn so genannte Eigenschäden des Hundes sind von der Versicherung nicht gedeckt. „Wir haben nicht eine Sekunde überlegt“, sagt Detlev Hau. „Nicki gehört doch zur Familie, den hätten wir da nicht verrecken lassen können.“

Nach drei Stunden war Terrier befreit

Einzeln hob der Baggerführer die jeweils zwei Meter langen Rohrabschnitte aus dem Graben. Nachdem vier Abschnitte ausgehoben waren, schien Nicki ganz nah. Ein Feuerwehrmann packte ihn am Fell und zog ihn aus dem verschlammten Rohr. Nach mehr als drei Stunden war der Rettungseinsatz beendet – und Edith Wenzel überglücklich: „Das Gefühl, als ich Nicki zum ersten Mal wieder im Arm hatte, kann ich gar nicht beschreiben.“