Warstein. . Stasi-Methoden warfen Jäger der Warsteiner Stadtverwaltung vor, nachdem die Fragestunde im Forstausschuss eskaliert ist. Beim Streit um die Regiejagd ist kein Ende in Sicht.

„Mit Demokratie hat das wenig zu tun“, beklagten sich aufgebrachte Jäger bei der Sitzung des Forstausschusses am Donnerstag und warfen dem Ausschuss sogar Methoden „wie bei der Stasi“ vor. Grund für die Aufregung: Der Streit zwischen Verwaltung und einigen Jägern um die Bejagung des Sikawildes im Stadtwald in Form einer Regiejagd.

Unter dem Tagesordnungspunkt „Anfragen der Einwohner“ forderten die anwesenden Jäger, einige von ihnen als Nicht-Warsteiner eigentlich gar nicht frage-berechtigt, Zahlen zur Regiejagd und den Verbiss- und Schälschäden im Warsteiner Wald. „Das können wir aus dem Stegreif nicht beantworten“, konterte Fachbereichsleiter Hermann-Josef Nübel. Das Diskussionsklima blieb rau – zwischenzeitlich verließ Ausschussmitglied Gerd Flaig demonstrativ den Saal –, bis Bernd Schauten, der die Sitzung in Vertretung des erkrankten Ausschussvorsitzenden Wolfgang Lutterbeck leitete, den Tagesordnungspunkt abschloss.

Der Streit um die Regiejagd hat inzwischen auch den NRW-Landtag erreicht. In einer Kleinen Anfrage werfen die FDP-Abgeordneten Karlheinz Busen und Christof Rasche der Stadt einen „Verstoß gegen jagd- und tierschutzrechtliche Vorschriften“ vor. Nach einer Drückjagd im November hätten Spaziergänger ein erlegtes, aber nicht abtransportiertes Sika-Reh gefunden, schreiben sie. „Das dazugehörige Kalb stand in unmittelbarer Nähe und hat die Spaziergänger hilflos angeschaut.“ Weitere Tiere seien angeschossen worden. „Erst zwei Tage später konnten benachbarte Revierpächter die Tiere von ihren Qualen erlösen.“

Die Landesregierung nimmt zu dem konkreten Vorwurf keine Stellung und verweist auf die Verantwortung der Stadt Warstein. „Diese weist Vorwürfe zu schlechter Organisation und Verstößen gegen den Tierschutz zurück.“ Allgemein hält das zuständige Umweltministerium fest: „Verstöße gegen den Tierschutz in landeseigenen oder kommunalen Jagden sind der Landesregierung nicht bekannt.“

Ermittlungen der Kreispolizei

Bei der Kreispolizei ist eine Anzeige eingegangen, weil ein Tier nicht waidgerecht erschossen worden sei, bestätigte Pressesprecher Frank Meiske gegenüber der WP. „Wir haben Zeugen vorgeladen, um den Sachverhalt zu prüfen“, erklärte er. Inzwischen sind die Akten auf dem Weg zur Staatsanwaltschaft Arnsberg, die sich auf Anfrage aber noch nicht zu den Ermittlungsergebnissen äußern konnte.

In der Kleinen Anfrage kritisieren die Landtagsabgeordneten auch einen angeblich übermäßigen Abschuss von Sikawild. Die Landesregierung stärkt der Stadt aber den Rücken. „Der überhöhte Sikawildbestand im Arnsberger Wald sorgt seit Jahrzehnten für erhebliche Probleme“, wird etwa auf große Verbissschäden verwiesen. „Aufgrund dieser speziellen Situation wird es für die nächsten Jahre zu einer Anpassung der Wildbestände kommen müssen.“ Ein Ende des Streits ist nicht in Sicht.