Sundern. .

Der demografische Wandel hat Sundern fest im Griff. Das war das deutliche Ergebnis eines Vortrages von Lars Ohlig aus dem städtischen Planungsamt im Ausschuss für Familie, Arbeit und Soziales am Montagabend.

Hintergrund war es, mit Ergebnissen aus der langjährigen Beschäftigung mit dem Phänomen, die Ausschussmitgliedern zu sensibilisieren. „Wir haben massive Wanderungsverluste“, erläuterte Ohlig mit Blick auf alle Sunderner Stadtteile. Was im Gegensatz zu anderen Städten in Sundern besonders stark zum Tragen kommt, ist der Verlust von Einwohnern in allen Altersgruppen. Junge Bürger zwischen 18 und 25 zog es wegen der Ausbildung schon immer aus dem Röhrtal weg in größere Metropolen. Nun gehen aber auch Menschen zwischen 40 und 50 Jahren: „Gründe sind oft die erwachsen gewordenen Kinder, somit beginnt eine Phase der Neuorientierung für die Eltern, damit geht auch oft ein Umzug - etwa in die Nähe der fortgezogenen Kinder - einher“, erläuterte Ohlig einen von vielen Aspekten.

Weiteren Gründen will man jetzt mit einer Befragung auf die Spur kommen. So sind Weggezogene und Neubürger angeschrieben worden: „Der Rücklauf ist noch zu gering, um Trends zu erkennen“, meinte Ohlig. Bei den Weggezogenen haben vor allem 40- bis 50-järige Ex-Sunderner geantwortet: „Sie sagen, dass sie gern hier gewohnt hätten und meistens aus beruflichen Gründen gingen, einige auch wegen mangelnden Wohnraumes Ende der 80er Jahre.“

Ein weiteres Problem neben den immer weniger werdenden Sundernern ist die zersiedelte Struktur in der Stadt: „Das Dilemma ist es, die Ortsteile nicht aufzugeben, dennoch das Zentrum zu stärken.“ Das umso mehr, als vor allem auch das Stadtzentrum deutlich geschwächt wurde in den letzten Jahren. Man stecke in einem weiteren Dilemma so Ohlig: Entweder man vergrößere die Siedlungsflächen in den Orten, damit aber auch die Infrastruktur, die dann aber immer weniger Menschen nutzen könnten. Daraus leitete er zwei deutliche Ziele ab: Einerseits den Weggang von Menschen stoppen und auf der anderen Seite den Zuzug fördern. Gegengesteuert hat die Stadt Sundern durch die Schaffung von Regionen, in denen bestimmte Standards (Kindergarten, Schule, Sportangebot) festgeschrieben sind. Auf der anderen Seite weiß man aber auch, dass Zuzug auch durch eine Neuansiedlung von Gewerbe gefördert wird. „Wir haben einen erheblichen Bedarf an Gewerbeflächen, in den Talauen steht aber nichts mehr zur Verfügung“, so Ohlig. Deshalb sei ein Schwerpunkt, konkurrenzfähige Flächen auszuweisen.

Eine weitere Aufgabe ist es, die vergleichbaren Lebensbedingungen in der Stadt zu sichern. Hier kam aus dem Ausschuss der Hinweis, dass vor allem auch der Gesundheitsaspekt nicht aus den Augen zu verlieren sei.

Um allen die Handlungskonzepte zu verdeutlichen, will die Stadtverwaltung in Kürze diese in einer Dokumentation veröffentlichen. Außerdem plant man, dass sich alle Beschlüsse in Rat und Ausschüssen einem „Demografie-Check“ unterziehen müssen: „So soll jeder Beschluss geprüft werden, ob er die Kriterien erfüllt.“ So müssten dann auch alle Baumaßnahmen so einer Überprüfung standhalten: Bei zu wenig Demografie-Tauglichkeit droht dann die Überarbeitung bzw. die Ablehnung.

Geplant sind auch weitere lokale Veranstaltungen, wie schon in Hagen: „Dort ist man mit den eigenen Dorfkonferenzen schon auf einem guten Weg“, meinte Lars Ohlig. Erweitern wolle man aber auch das Leerstands- und auch das Baulückenmanagement. „Wir sind immer von einer Verwertung von 75 Prozent dieser Lücken ausgegangen, doch es liegt deutlich höher.“ So will man auch der Zersiedelung durch neue Baugebiete entgegenwirken. Angedacht ist auch ein „Stress-Test“ für Wohngebiete, der die Probleme bei weiterem Wegzug signalisieren soll.

Ohligs Bitte: „Wir müssen mit der Alterung leben und die Gesellschaft anpassen. Die Schrumpfung ist normal, nicht nur in Sundern. Das bringt aber auch einige Chancen.“