Hellefeld. Rund um die Kirche St. Martinus sind die Einheimischen stolz auf ihre Dorfgeschichte. Was sie bewegt, lesen Sie hier
Es ist 10 Uhr an einem Freitagmorgen im März. Ich treffe mich mit Sibylle Rohe-Tekath im alten Gasthof Feische in Hellefeld. Neben der Ortsvorsteherin erwarten mich auch noch Ulla Mette vom ortsansässigen Dorfring und Kirchenmusikliebhaber Benno Severin in dem alten Gemäuer.
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Wirt Harry Buiten schenkt uns warmen Kaffee ein, während draußen ein kühler Wind um den Gasthof weht. Es ist kein Zufall, dass wir uns hier im Gasthof Feische eingefunden haben, wie mir die Anwesenden sehr schnell erklären. „Ursprünglich gab es hier drei Gaststätten im Ort. Doch nach und nach wurden alle geschlossen. Jahrelang gab es hier gar nichts, es fehlte ein Versammlungsort für die Menschen im Dorf. Deswegen sind wir umso glücklicher, dass der Gasthof Feische jetzt wieder geöffnet ist“, sagt Ortsvorsteherin Sibylle Rohe-Tekath.
Treffpunkt der Menschen
Der Niederländer Harry Buiten hatte für das Comeback der dörflichen Institution gesorgt. „Wir feiern hier Karneval, schauen Fußball und Formel 1. Endlich können wieder Stammtische tagen“, freut sich Buiten. Im Hintergrund ist noch ein alter „Sparkasten“ zu sehen, so wie er früher in vielen Kneipen und Gasthöfen existierte und von Sparclubs verwendet wurde. Auf einem alten Holzbrett ist die Urkunde der Gaststätte angebracht. Schon im 19. Jahrhundert wurde im Gasthof Feische Bier getrunken und sich unterhalten.
Wo wir schon beim Thema Historie wären: Hellefeld ist reich an historischen Dingen. Nicht umsonst gilt das Dorf eines der ältesten auf Sunderner Stadtgebiet. Bereits im 9. Jahrhundert wurde der Ort urkundlich erwähnt. Damals sorgten die Karolinger für die systematische Besiedlung der Region. Aus dieser Zeit dürfte auch ein Taufbecken stammen, welches man heute noch im romanischen Turm der Hellefelder Pfarrkirche St. Martinus besichtigen kann.
Das erste Mal wurde die Kirche Ende des 12. Jahrhunderts erwähnt. Ihre Ursprünge dürften aber noch älter sein. Sie gilt damit als eine der Stammpfarreien des Sauerlands, wie der Sauerländer Historiker Höynk zusammenfasste. Von der alten romanischen Pfeilerkirche existiert allerdings heute nur noch der erwähnte Turm. Der Rest wurde im 19. Jahrhundert abgerissen und dann durch einen neugotischen Bau ersetzt. Für die Akustik war dies ein Glücksfall. „Architektur und Akustik gehen hier eine außergewöhnliche Symbiose ein“, wie Benno Severin nicht ohne Stolz bei einer Besichtigung der Kirche berichtet. Der 86-jährige Hellefelder ist mit Leib und Seele Musiker. Schon an zahlreichen Konzerten in St. Martinus nahm er als Streicher teil. Seit rund 25 Jahren findet dort – mit Ausnahme der Corona-Zeit – am 1. Advent ein Konzert des Arnsberger Kammerorchesters der Musikschule Hochsauerlandkreis statt. Unterstützung gibt es dabei von befreundeten Chören wie der Chorgemeinschaft „St. Martinus“ aus Hellefeld. „Wir sind dann rund 90 Aktive. Dazu kommen bis zu 300 Konzertgäste. Das sind tolle Veranstaltungen“, sagt Benno Severin.
Großes Engagement
Mit viel Herzblut ist auch der Dorfring unter Führung von Ulla Mette bei der Sache. „Wir möchten die historischen Bauten hier im Ort den Menschen näherbringen. Deshalb sammeln wir auch alte Fotos, Daten und Informationen. Die Geschichte hinter den Gebäuden möchten wir sichtbar machen. Deshalb sind Tafeln geplant, die wir an den Häusern anbringen möchten. Dort sind dann auch QR-Codes zu finden. So kann man sich ganz bequem per Smartphone die Infos anzeigen lassen“, sagt Mette, die seit einem Vierteljahrhundert im Dorfring aktiv ist.
Entstanden ist der Dorfring einst, weil man sich mit Hellefeld an dem Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ beteiligt hatte. „Hier im Ort herrscht großes Engagement. Und es ist uns mittlerweile auch gelungen, dass die Vereine besser miteinander kommunizieren. Es gab Zeiten, da hat jeder für sich gearbeitet. Das ist mittlerweile zum Glück ganz anders. Jetzt spricht man sich ab, wann welche Feste stattfinden, besucht und hilft sich untereinander“, berichtet Ortsvorsteherin Sibylle Rohe-Tekath.
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Auf dem Dorfplatz soll beispielsweise ein Maibaum aufgestellt werden. Parallel dazu soll das Kinderschützenfest stattfinden. Außerdem wird derzeit in Eigenleistung der Speisesaal in der Schützenhalle modernisiert. „Zwei Mal die Woche treffen sich die Menschen aus dem Ort, um ehrenamtlich dabei zu helfen. Jeder packt an“, betont Rohe-Tekath.
Ehrenamtlich betrieben ist auch Hellefelds gut sortierte Bücherei, die als Ort für Buchausstellungen und Vorlesewettbewerbe fungiert und die Klassen der Grundschule mit reichlich Literatur versorgt.
Mit zwei großen Problemen haben die Hellefelder seit geraumer Zeit zu kämpfen: Zum einen wären das die fehlenden Einkaufsmöglichkeiten im Ort, zum anderen sind das die fehlenden Bauplätze. „Leider können wir Menschen, die sich hier niederlassen und bauen möchten, aktuell keine Flächen zur Verfügung stellen. Uns geht es da wie vielen anderen Orten in Sundern. Und wir benötigen dafür eine schnelle Lösung“, sagt die Ortsvorsteherin.