Allendorf. Nach nur 69 Schuss fällt in Allendorf der Vogel. Zuvor gibt es einen „Geck-Marathon“.

„Uuuh“ – hat das Schießen auf den Geck lang gedauert: 149 Schüsse fielen, fast zwei Stunden verstrichen; dann endlich holte Phil Schmidt das Jungschützen-Ziel, ein kleines grünes Männchen – oder besser, dessen letzten Rest – aus dem Kasten. „Aaah“ – ein König war anschließend schnell gefunden: Nach nur 69 Schuss holte Alexander Freiburg-Senses den Aar aus dem Kugelfang und regiert nun das Schützenvolk in Allendorf.

Es dauerte lange, bis Phil Schmidt als Geck feststand.
Es dauerte lange, bis Phil Schmidt als Geck feststand. © WP | Torsten Koch

„Uuuh“ und „Aaah“? Nun, die Schützen aus der Titularstadt reagieren auf die „harten“ Kommandos ihres Hauptmanns gerne mal mit einem Stöhnen; und wenn Holger Kellermann „Rührt Euch“ befiehlt, wird das mit einem Seufzer der Erleichterung aufgenommen.

Wenig treffsicher

Erleichtert waren am Montag aber auch Kellermann und seine Vorstandskollegen – als gegen 11 Uhr Phil Schmidt das rote T-Shirt mit dem Schriftzug „Geck 2022“ überstreifte. Zuvor hatten sich der 19-jährige Westnetz-Elektroniker und ein halbes Dutzend weiterer Anwärter zwar bemüht, aber wenig treffsicher gezeigt… Der guten Stimmung rund um die Halle „Am Halmer“ tat das zähe Ringen aber keinen Abbruch; und als sich beim Gefecht um die Königswürde schnell drei ernsthafte Bewerber hervortaten, wurde das Schützenvolk noch besser gelaunt!

Die „Jungschützen-Bande“ beratschlagt, wie sich das letzte Fitzel Holz aus dem Kasten schießen lässt...
Die „Jungschützen-Bande“ beratschlagt, wie sich das letzte Fitzel Holz aus dem Kasten schießen lässt... © WP | Torsten Koch

Guter Besuch am Wochenende

Bereits sehr zufrieden waren die St.-Franziskus-Schützen mit dem Besuch am Wochenende; vor allem am Samstag war die Halle „rappelvoll“. Das scheidende Königspaar, Tobias und Cordula Heutger, samt Hofstaat ließen es dann am Sonntag bis weit nach Mitternacht noch einmal so richtig krachen.

Stichwort „Krachen“ – zurück zum Vogelschießen; Fast mit dem ersten Schuss raubte Marc Honigmann dem Aar die Krone, wenig später gingen die weiteren Insignien an Tim Hoffmann (Zepter) und Thomas Cramer (Apfel). „Ich hab jetzt schon öfter getroffen als alle Jungschützen zusammen“, meinte Honigmann grinsend, als er sich nach ein paar Schüssen zurückzog.

Das „Feld“ schrumpfte rasch auf drei hartnäckige Schützen: Marco Heuel, der eher sporadisch „draufhielt“, so wie Niklas Rohr und Alexander Freiburg-Senses, die sich nichts schenkten. Beinahe hätte Niklas es geschafft, als er den linken Flügel und ein Stück „Vogelbrust“ erwischte. Doch mit dem 69. Schuss hatte sein Kumpel Alexander dann das bessere Ende für sich.

Verdienter Lohn: Ein „Monstergebinde“ frisches Pils! Für Königin Luca Cramer gibt es eine Flasche Sekt.
Verdienter Lohn: Ein „Monstergebinde“ frisches Pils! Für Königin Luca Cramer gibt es eine Flasche Sekt. © WP | Torsten Koch

Vor zehn Jahren Geck

„Vor zehn Jahren war ich Geck“, berichtete der frisch gebackene Regent anschließend über sein ganz persönliches Jubiläum. „Damals hab ich gesagt, ja, ja – in zehn Jahren schieß ich dann den großen Vogel ab...“ Und prompt hat es geklappt.

Zu den ersten Gratulanten noch auf der Vogelwiese gehörte seine Lebensgefährtin, die nun ein Jahr lang auch Königin an Alexanders Seite sein wird: Luca Cramer ist 22 Jahre alt, hatte sich schon zuvor mit dem Gedanken an eine Regentschaft angefreundet – und war trotz allem „dezent aufgeregt“, wie sie charmant lächelnd zu Protokoll gab. Ihr König ist übrigens 28 Jahre, und seit diesem Jahr auch im Vorstand der St. Franziskus-Bruderschaft aktiv.

Als zahlreiche Hände geschüttelt und Umarmungen empfangen waren, nahte die Erlösung in Gestalt einer riesigen „Gerstenkaltschale“, und „König Alexander“ nahm einen tiefen Schluck Veltins, um gestärkt in die Schützenhalle einzurücken.

„Ehrenrunde“

Dort standen die erste und die zweite Kompanie alsbald Spalier, um zunächst den scheidenden König zu verabschieden: „Stillgestanden“ – Uuuh“; „präsentiert das Gewehr „Uuuh“ – und schon schritten Hauptmann und Regent ein letztes Mal gemeinsam „die Front ab“. Dann wechselte die Königskette den Besitzer – und Alexander Freiburg-Senses wurde die gleiche Ehre zuteil. Geck Phil drehte ebenfalls noch eine „Ehrenrunde“ durchs Spalier, bevor Holger Kellermann den ersehnten Befehl gab: „Schützenbrüder – rührt Euch.“ „Aaah!“