Sundern/Stemel. Dachdecker überall in Sunderns Gewerbegebiet Dümpel und Kalmecke. Der Tag nach dem Sturm.
Ob eine Windhose oder ein Tornado an der Ortsgrenze zwischen Sundern und Stemel in der Nacht zu Sonntag vorbei gefegt ist, ist den Betroffenen der immensen Zerstörung ziemlich egal. Alle waren froh, dass es so zahlreiche Dachdeckerunternehmen in der Region gibt: „Unsere Sorge war, dass der nächste Sturzregen dann ins Gebäude eindringt“, sagt der Vorsitzende des Schäferhundevereins Sundern, Gerd Manske. Zum Glück wurden am Sonntag bei allen Firmen und Häusern entsprechende Vorkehrungen getroffen. Das Ergebnis – trotz einer weiteren heftigen Regendusche in der Nacht zu Montag: Alles trocken innen, dank der fleißigen Handwerker.“
Der kleine Hundesport-Verein an der Hüstener Straße ist mehrfach betroffen: Ein umstürzender Baum hat einen der Flutlichtmasten an der Hundewiese komplett umgehauen und unter sich begraben, ein anderer hat die Hütte, in der der Aufsitzrasenmäher steht, völlig zerdeppert. Das Dach hat überall Löcher. Ganz anders wenige Hundert Meter Luftlinie entfernt beim Werkzeugbauer Sebastian Flügge: Dort hat der Sturm das ganze Dach abgehoben. Der Schaden ist beträchtlich, am Montagmorgen arbeiten dort eine ganze Reihe von Dachdeckern. Eile ist geboten, der nächste Regen droht schon mit dräuenden Wolken.
Riesige Zerstörungskraft
An der Röhrbrücke im Gewerbegebiet Dümpel zeigt sich die ganze Zerstörungskraft des Sturms: Auf beiden Seiten sowie links und rechts der Röhr zig abgeknickte Bäume. Auch hier auf den Dächern am Morgen überall Dachdecker, die prüfen und ausbessern. Die Summe aller Schäden ist derzeit nicht zu beziffern.
Stellt sich die Frage, warum es Sundern nun innerhalb von 14 Tagen zwei Mal so arg getroffen hat? „Wir haben uns das auch gefragt und am Sonntagnachmittag mit der Feuerwehrleitung zusammengesetzt“, berichtet Jürgen Voss, Pressesprecher der Feuerwehr. Seine Antwort ist verblüffend kurz: „Wir wissen es nicht. Es ist eher Zufall. Die Lage vor 14 Tagen in Endorf, Recklinghausen und dem Ortsteil Röhre war anders als an diesem Wochenende. Dort waren es Unmengen Regen, die aus einer Gewitterwolke fielen, die im Gebirge über Endorf festhing und sich dann in drei Bäche, die Röhr, den Waldbach und den Bönker Bach ergoss.“ Das Zusammentreffen kurz hinter Endorf aller drei dann reißenden Bäche hätte für das Chaos gesorgt. Zu enge Kanäle seien nicht der Faktor gewesen. Die Brücken im Tal wurden angesichts vieler mitgerissener kleiner und größere Äste und Stämmchen schnell blockiert, in der Folge trat der Fluss über die Ufer und spülte die Keller voll.
Müllcontainer fliegt
Ganz ander jetzt im nördlichen Sundern: Hier waren es vor allem Sturmschäden durch die vermutete Tornadozelle. „Bei der Firma L & V bei uns gegenüber ist selbst ein großer Müllcontainer durch die Luft geflogen“, schildern die Anlieger in den Häusern gegenüber. Der Wirbelsturm zog direkt an ihnen vorbei, dennoch müssen auch hier die Handwerker auch aufs Dach und Pfannen auswechseln. Nicht zu retten sind die Laubbäume im nur wenige Meter entfernt liegenden Wäldchen zwischen hier und dem Stemeler Hölzchen. Der Sturm hat die hunderte Jahre alten Bäume abgeknickt wie Streichhölzer.
Auswirkungen des Klimawandels
Was ist zu tun, wenn Sundern immer öfter die Auswirkungen des Klimawechsels erfährt? „Es ist gut, dass
wir schon soviel getan haben“, antwortet Pressesprecher Jürgen Voss. „Wir haben in den vergangenen Jahren angefangen die Feuerwehr umzustrukturieren und auch entsprechend auszustatten: So sind alle 14 Einheiten in der Lage mit vernünftigen Sägen und Schmutzwasserpumpen gegen umgestürzte Bäume und vollgelaufene Keller zu arbeiten.“ Zusätzlich seinen zwei Pumpen in Reserve auf der Wache in der Settmecke stationiert: „Das hat uns vor 14 Tagen und jetzt Wahnsinnsvorteile gebracht“, erklärt Jürgen Voss. Er sei dankbar, dass die Stadt da auch nachgesteuert habe. „Vor zehn Jahren hätte uns diese Lage vor ganz andere Probleme gestellt.“
Lagezentrum nachgebessert
Nachgebessert wurde auch im Feuerwehrgerätehaus in der Settmecke – bei der räumlichen Ausstattung: „Der Stabsraum für die Einsatzleitung bei Flächen-/ Großschadenslagen wurde technisch aufgerüstet“, erklärt Jürgen Voss. Diese Investition habe sich 2021 innerhalb kurzer Zeit schon zweimal bewährt: „Weil wir von hier unsere Schäden in der Stadt dann selbst abarbeiten. Das hat den Vorteil, dass wir dichter dran sind, vor allem die Ortskenntnis bei der Koordinierung haben. So wurde die neue LuK-Einheit (Sondereinheit für Information und Kommunikation) am Sonntag von 2.30 bis 7.30 Uhr besetzt. „Sie hält Kontakt zur Kreisleitstelle und zu den Einsatzkräften – und Wagen“, erläutert Voss die Abfolge. Koordiniert und geführt werden die Einsätze vom Leiter der Feuerwehr Sundern Frank Siedhoff und einigen Mitgliedern der Technischen Einsatzleitung (TEL).