Sundern. Der Wald stirbt vor der Haustür. Deshalb nahm Sunderns Stadtförster den Fachausschuss mit zu einer aufschlussreichen Begehung vor Ort.

Das große Interesse am Stadtwald erfreute Stadtförster Holger Dreeskornfeld: Fast alle Mitglieder des Fachausschusses Planung und Nachhaltigkeit sowie einige Mitglieder der Verwaltung waren seinem Aufruf gefolgt und vor der Sitzung mit in den städtischen Wald gekommen. „Wir sind hier nur 1,5 Kilometer von der Stadt entfernt“, erklärte er, warum man sich gerade in einem Waldstück hoch über dem Gewerbegebiet Schweinsohl getroffen habe.

Der Hintergrund des kurzen Ausflugs in den Stadtwald ist erschreckend: Neben großen schon gerodeten Flächen stehen dort noch einige vom Borkenkäfer befallene Bäume. Gleichzeitig konnte Dreeskornfeld aber auch den Politikern ein Siepen zeigen, das vor Jahren im Rahmen des Modells „A&E“, Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen, mit Mischwald erfolgreich aufgeforstet worden war. Leider stimme die Kreisverwaltung aber nur den Maßnahmen bis zum oberen Rand solcher Siepen zu: „Hier haben sich die Fichten und Birken selbst gesät“, informierte der Stadtförster. Die Birke werde entgegen früheren Ansicht heute als Zukunftsholz gesehen, da es der Industrie möglich sei, sie mit anderen Hölzern zu Verbundplatten zu kleben.

Keine Eichenmonokultur

Ein wenig weiter über dem Siepen konnte Dreeskornfeld einen Eichenbestand von etwa zwei Hektar Größe präsentieren: „Der war unter Naturschutz“, erläuterte er das Wäldchen, das vor 170 Jahren gepflanzt wurde. So einen Wald wolle man auf ausgesuchten Flächen anlegen: „Wir haben zirka 20 Hektar Fläche in der Flamke und in Wildewiese ausgesucht.“ Aber es solle keine Monokultur entstehen, sodass man Linde,

Hainbuche und Kirsche dazu pflanze: „In etwa zwei Jahren gibt es laut dem Forstamt Fördermittel für eine solche Anlage“, riet der Stadtförster, dass man dann dabei sein solle.

Zum Thema Bürgerwald, der Vorschlag war zunächst von der AG 60plus gekommen, zeigte Dreeskornfeld eine weitere Fläche: „Wir sind in Stadtnähe, da kann man familienfreundlich zu Fuß hingehen.“ Das sei auf den Flächen in der Flamke nicht zu realisieren. Der Stadtförster sieht eine vielfältige Aufgabe so eines Bürgerwaldes: Nicht nur, dass die Bürger in selbst mit anlegen, auch gäbe es viele Bezugspunkte für Kinder und Schüler. „Ich schlage vor, dass nicht jeder Bürger einen Baum spendet, sondern dass wir mit Personal im Wald gemeinsam pflanzen.“ Der Stadtförster sieht Lärchen, Mammutbaum, Zedern und Hemlock-Tannen als geeignet.

Pflanzen schützen

Zu einer regen Diskussion kam es, wie man die neuen Pflanzen schützen könne: Aus dem Gesetz, so der Stadtförster, leite sich ab, dass die Besitzer sich beteiligen sollten. Er habe die Erfahrung gemacht, dass die Jagdpächter nach Kyrill gesprächsbereit gewesen seien. Das sahen einige Politiker anders, sie vermuten, man stoße nach Verbiss auf großen Widerstand.

Große Ähnlichkeiten in der Argumentation entdeckte Maria Tillmann (Grüne) mit der SPD: „Der ganze Stadtwald gehört den Bürger aus Sundern, und ist somit Bürgerwald“, urteilte sie. Sie regte an, für die Schaffung eines Bürgerwaldes ein Crowdfundings zu machen, bei dem jeder ab 25 Euro investieren könne, gern mehr: „Wir müssen da alle Bürger mitnehmen.“ André Klammt (SPD) ergänzte: „Der Bürgerwald soll Nähe schaffen, nah an der Stadt und die Menschen sensibilisieren für den Wald.“ Dank gab es vom Stadtförster, da die AG 60 plus der SPD entsprechende Hinweisschilder organisieren will.

Auch an Totwald denken

Fachbereichsleiter Lars Ohlig nahm die Anregung von Holger Hengesbach (CDU) auf, sich zweimal im Jahr zu treffen. Im Sommer könne man dann intensiver mit Dreeskornfeld auch angesichts eines Doppelhaushaltes über die Angelegenheit sprechen, dabei kann es dann auch um weitere Ideen wie einen Totholzwald, einen Babywald, einen Waldkindergarten oder einen Ruhewald gehen.

Abschließend votiert der Ausschuss einstimmig dafür, dass der Stadtförster nach dem vorgestellten mehrstufigen Konzept handeln soll.

Waldretter-Projekt startet

Auch die Westfalenpost beschäftigt sich mit dem Thema Wald unter dem Motto „Waldretter“ und ist in ganz Südwestfalen damit präsent. Mehr dazu: https://www.wp.de/staedte/arnsberg/arnsberger-wald-videodreh-ueber-einen-wald-in-not-id232219325.html