Sundern. Statt zu Hause herumzusitzen, hat Malah Tooseh ihr Schicksal selbst in die Hand genommen. Und hat jetzt einen Arbeitsplatz in der Firma blomus.

Gibt es Zufälle? Wenn man die Geschichte von Malah Tooseh liest, will man es glauben. Beim ersten Karrieretag in der Stadt Sundern schnitten sich die Linien der jungen Frau aus dem Iran und dem Ausbildungsleiter bei SKS, Christoph Hillebrand. Heute blicken beide auf diese zufällige Begegnung zurück, für beide Seiten eine Erfolgsgeschichte.

Blick zurück ins Jahr 2015: Im Iran entschließt sich die damals 26-jährige Malah Tooseh wegen der unhaltbaren Zustände mit ihrem Ex-Freund zu fliehen. Die junge Frau, ist in Teheran geboren und wuchs dann aber in einem Ort am Kaspischen Meer auf: „Zum Studium bin ich zurück nach Teheran. Danach habe ich in einer großen Firma für Maschinenbau als Business Pro gearbeitet“, berichtet sie im Gespräch mit unserer Zeitung im Musterzimmer der Firma blomus.

Die junge Iranerin flüchtet über den Balkan bis nach Sundern

Es folgt die Flucht auf der Balkanroute. Malah Tooseh kommt zunächst in Neuss an, wird dann nach Erkrath bei Düsseldorf verlegt. „Und schließlich kam ich mit mehreren Familien in einen Bus am Rathaus in Sundern an“, erzählt sie. In der Röhrstadt will es Malah Tooseh nicht darauf ankommen lassen, was passiert.

Sie nimmt die Sache selbst in die Hand: „Ich kann nicht zu Hause sitzen und warten“, sagt sie über diese schwere Zeit, in der sie kein Wort Deutsch konnte. Doch sie setzt sich hin und büffelt, besucht bei der Berufsbildungsakademie (BBA) der VHS Kurse und schreibt sobald es geht erste Bewerbungen. „Ich habe viele Tests gemacht und dabei gelernt“, berichtet sie vom Jahr 2016 in Sundern.

Malah Tooseh nutzt den Karrieretag 2016, um im Berufsleben Fuß zu fassen

Interessierte und Firmen zusammenbringen

Der erste Karrieretag im Juni 2016 wurde von den Betrieben, der Stadt und der Stadtmarketing-Genossenschaft veranstaltet. Ausgearbeitet hatte das Konzept, in dem Arbeitgeber und Schüler und Studenten zusammengebracht wurden, eine Arbeitsgruppe, die seit 2014 eine Umfrage bei Jugendlichen auswertete.

Mit einem Bus reisten die Interessierten von Firma zu Firma, um sich einen Eindruck über die Produktion einerseits und die Chancen und Möglichkeiten andererseits zu machen.

Dann hört sie im August 2016 vom ersten Karrieretag, den die Stadt, Stadtmarketing und einige Firmen veranstalten. Dort sucht auch SKS nach Auszubildenden und Fachkräften. Mit einem Bus geht es von Firma zu Firma: „Die Stimmung bei SKS hat mir gleich gefallen“, berichtet Malah Tooseh von ihren ersten Eindrücken in der Orange World. Sie spricht dort mit Christoph Hillebrand.

„Nach der Durchsicht aller Kontakte haben wir ihr dann ein dreiwöchiges Praktikum angeboten, da das so erfolgreich war, gleich danach ein sechsmonatiges im Anschluss“, berichtet Hillebrand. Und danach folgte ab August 2018 die Ausbildung zur Industriekauffrau (blomus und SKS). „Wir haben dazu einen zusätzlichen Ausbildungsplatz geschaffen, um Malah einzubinden. Sie war sehr motiviert“, so Hillebrand.

Dahinter stand auch die Idee, die Talente der Iranerin zu nutzen: Sie kann neben dem fast perfekten Deutsch, auch sehr gut Englisch und vor allem Farsi (Persisch). Damit ist sie vor allem für die asiatischen Länder als Vertriebsmitarbeiterin wertvoll.

Und es geht noch weiter: Bei der IHK wird sie als Vertriebsmanagerin ausgebildet

Die Ausbildung hat Malah Tooseh Ende Juni mit Erfolg absolviert. „Mir machen die Fachbegriffe Schwierigkeiten“, gesteht sie ein, dass sie nicht einfach auswendig lernen wollte, sondern verstehen, was sich dahinter verbirgt.

Lob gibt es von Ausbildungsleiter Christoph Hillebrand für ihre offene Art, allem Neuem entgegenzutreten. Nun hat Malah Tooseh zum 1. August eine feste Anstellung im Vertrieb bei der Firma blomus erhalten. Aber es geht weiter: Bei der IHK wird sie als Vertriebsmanagerin ausgebildet: „Das ist mein Bereich“, sagt sie selbst mit einem gewinnenden Lächeln. Ebenfalls bei der IHK will sie nun zusätzlich ihr Englisch verbessern.