Sundern. Die Selbstständigkeit war immer ihr Traum - und jetzt führt sie seit Angang Juli einen Woll-Laden in der Hauptstraße.

Nicht immer gelingt es mit der Unternehmensnachfolge. Längere Zeit schon wollte Anke Sinderhauff ihren kleinen Woll-Laden „Kreatives Handarbeiten“ an der Sunderner Hauptstraße aufgeben und sich auf ihr Geschäft in Meinerzhagen konzentrieren. Doch jetzt kam es anders als gedacht: „Ich starte nochmal durch“, sagte sich die bisherige Mitarbeiterin Ulla Kaiser und hat zum Monatsanfang selbst die Regie übernommen.

Ulla Kaiser: „Die Selbstständigkeit war immer mein Traum“

Die gebürtiger Neheimerin, die seit 45 Jahren in Sundern lebt und seit neun Jahren als Angestellte bei Anke Sinderhauff beschäftigt war, will einen neuen Lebensabschnitt als eigene Chefin angehen: „Die Selbstständigkeit war immer mein Traum - und auch ein Woll-Laden“, erzählt sie beim Besuch unserer Zeitung am Eröffnungstag.

Nun geht sie jeden Tag zu Fuß vom Wohnhaus zu „ihrem“ Laden und summt leise „Mit 66 Jahren“: „Das ist doch ein schönes Lied, habe ich mir gedacht, warum soll das nicht mein Motto sein?“

Kein Wagnis: „Der Laden wird von bei den Kunden gut angenommen“

Als ihre Chefin, die vor zwölf Jahren den Laden in Sundern eröffnet hatte, von ihrem Rückzug aus Sundern berichtete, ergriff Ulla Kaiser die Initiative: „Da habe ich ihr ein Angebot gemacht“. Anke Sinderhauff schlug ein - und nun werden die beiden Läden in Sundern und Meinerzhagen kooperieren und wie bisher auch, werden die beiden Frauen die verschiedenen Messen besuchen und Ware kaufen.

Als ein Wagnis sieht Ulla Kaiser die Selbstständigkeit nicht: „Gerade in den zurückliegenden Krisenmonaten haben die Menschen wieder mehr gehandarbeitet. Der Laden wird von den Kunden gut angenommen und mein Mann wird mir bei der Buchhaltung helfen“, berichtet die 66-Jährige. Trotz Corona möchte sie nun durchstarten.

Der Woll-Laden ist für viele ein wichtiger Anlaufpunkt

Die Kunden sind sehr erfreut, denn für viele, so erfuhr unsere Zeitung, ist der kleine Laden an der Hauptstraße ein wichtiger Anlaufpunkt. „Ich war selbst ein Jahr lang Kunde bei Anke Sinderhauff, bevor ich angestellt wurde“, berichtet Ulla Kaiser.

Damals war der Laden noch im Lockweg beheimatet. Dann zog Anke Sinderhauff in die bessere Lage ins Haus Kauke um, dort waren früher ein Blumenladen und davor ein Elektrogeschäft beheimatet.

Der große Hit im Laden ist aber die Sockenwolle

„Viel Glück“, wünscht Kundin Annegret Schröter aus Amecke beim Eintreten in den Laden. Sie kommt schon seit einigen Jahren ins Geschäft. Ihr Geschenk macht Sinn: Ein Löwenmäulchen mit einem kleinen Wollknäuel an der Seite.

„Ich habe schon fast alles gestrickt“, erzählt die Kundin und zählt auf: Schals, Taschen, Ponchos, Pullover oder Kuscheltiere für die Enkel sowie Amigurumis, die Umhüllung von Objekten wie Tierpuppen oder Gegenständen nach japanischem Vorbild.

Der große Hit im Laden ist aber die Sockenwolle: „Jetzt kommt schon täglich die Winterware“, erzählt Ulla Kaiser dazu. Die hat sie noch als Angestellte mit ihrer Chefin auf der H & H-Messe in Köln im Februar geordert: „Da wusste ich noch nicht, dass ich dann Chefin bin, wenn alles kommt.“

„Die digitale Bürokratie war riesengroß“

Einen negativen Eindruck hat Ulla Kaiser allerdings: „Eine Geschäftsübernahme wie ich sie hinter mir habe, ist sehr kompliziert. Die digitale Bürokratie war riesengroß.“ Doch das ist nun alles geregelt. Die Kunden sind froh, dass Ulla Kaiser den Laden erhält, denn auch im Umfeld schließen in Kürze einige Läden, etwa in Arnsberg oder Meschede.

Die Kundschaft kommt schon seit Jahren aus Sundern, dem Arnsberger Umland und viel aus dem Märkischen Kreis: „Da kaufen viele erst bei Marktkauf ein und kommen dann zu mir“, sagt Kaiser.

Neuer Trend: Vor allem junge Frauen handarbeiten wieder

Und was ist mit Corona? „Das haben wir auch gespürt, denn einer der Hauptwünsche der Kunden war Gummiband“, so Ulla Kaiser, das hätten verschiedene Gruppen für die Masken-Herstellung benötigt. Und gerade jetzt spüre sie den Trend, dass vor allem junge Frauen wieder handarbeiten würden: „Es gibt viele schöne Videos auf Youtube, die zum Stricken oder Häkeln anleiten.“ Das sei auch im Laden zu spüren.