Amecke. Justine Z. Bauer ist Autorin und seit Anfang März in Amecke als Autorin des landesweiten Wettbewerbs „Stadt Land Text“. Ein erstes Fazit.
Eigentlich hätte Justine Z. Bauer es am Dienstag so richtig krachen lassen: „Heute ist ein Tag, so richtig zum Feiern“, erklärt sie bei einem Stück Torte und einem Cappuccino in „Coras Café“ in Stockum, der Freude total unangemessenen Dingen. Denn der 29-jährigen Autorin und angehenden Regisseurin, die zur Zeit in Amecke als Autorin für den Wettbewerb „Stadt.Land.Text“ wohnt, ist ihr Abschlussfilm genehmigt worden.
Von vorn: Die junge Frau aus dem Hohenloher Land in Baden-Württemberg hat zunächst Grafik und Buchkunst in Leipzig studiert und darin ein Diplom. Derzeit studiert sie (postgradual) Spielfilmregie und Drehbuch an der Hochschule für Medien in Köln (KHM). Im Vorjahr hat sie sich für das Programm „Stadt.Land.Text“ des Landes NRW beworben und ist nun ein zehn Schreibern und Schreiberinnen in den zehn Regionen: „Ich kannte das Sauerland nicht und wollte auch eigentlich ins Bergische Land“, ist sie ganz offen. Doch einmal in Amecke gelandet, ist ihr das Sauerland sehr ans Herz gewachsne: „Ich liebe das Grüne.“ Denn Justine Z. Bauer stammt von einem schwäbischen Bauernhof. Das ist auch einer der Gründe, warum sie sich im Sauerland mit dem Thema Landwirtschaft beschäftigt.
Unvermittelt Corona
Apropos beschäftigen: Anfang März in einer Ferienwohnung in Amecke angekommen, traf sie die Corona-Krise völlig unvermittelt. Alle Veranstaltungen, die das Kulturprogramm des Landes mit dem Schreiben in den Kulturregionen verknüpft hatte, wurden abgesagt: „Eigentlich erwacht das Land jetzt jetzt erst wieder richtig und ich kann die Menschen treffen, die ich treffen wollte“, sagt sie etwas traurig. Diese Menschen, das sollten Frauen aus der Landwirtschaft sein. Denn Justine Z. Bauer ist weit davon entfernt, die Landwirtschaft klischeehaft zu betrachten: „Meistens sieht man dann Kühe oder so etwas“, erklärt sie. Dabei sei Landwirtschaft in der heutigen Zeit ganz anders. Das weiß sie, als eine von drei Töchtern eines Landwirtes, aus eigener Erfahrung. Sie sucht interessante Geschichten, etwa über die Hofnachfolge, den Ärger um die Milchquote. „Gefunden habe ich schon so einige Themen: So kann man hier keine Biomilch erzeugen, da es keinen Abnehmer gibt“, schildert sie. In den letzten 20 Tagen bis zur Abreise stehen noch Gespräche mit Jägerinnen, Landwirtinnen und einer Försterin an. Ein Thema, das Justine Z. Bauer umtreibt, hat sie am eigenen Leib in den vergangenen Wochen auf Spaziergängen erlebt. „Das ist das Waldsterben durch den Borkenkäfer. Und die vielen Zecken.“ Die Sauerländer würden die Zukunft eher optimistisch sehen: „Sie hoffen, dass man sich anpassen kann. Das sehe ich nicht so.“
Milch ins Feuer
Vieler dieser Themen fließen auch in ihre Abschlussarbeit ein: „Milch ins Feuer“ heißt der 30-minütige Film,
denn sie nun drehen kann. Darin geht es um Katinka, eine junge Frau, die den heimischen Hof übernehmen soll, aber auch die braune Szene im Dorf und den Klimawandel. „Ich suche gerade eine junge Frau, zwischen 16 und 24 Jahren, mit schwäbischem Akzent für die Hauptrolle“, berichtet Justine Z. Bauer. Der Film basiert auf einer Kurzgeschichte, die sie schon vor einigen Jahren geschrieben hat.
Aber so recht freuen kann sich die Autorin nicht über die Zusage. „Eigentlich müsste ich jetzt das Casting machen. Doch wegen Corona weiß man nicht, wann man drehen kann. Was soll ich also den Schauspielern sagen, wann wir starten?“ Eigentlich hätte sie ihren Aufenthalt in Amecke noch verlängern können, aber nun ruft die Regiearbeit nach Köln und in die Heimat: „Dort will ich drehen. Das geht am besten, wo man vernetzt ist.“
Mit Bruno unterwegs
Zuvor will die 29-Jährige aber die Zeit in Sundern noch nutzen und möglichst viele Gespräche führen: „Denn Bauernhöfe gibt es hier noch einige“, hofft sie auf interessante Geschichten. „Und ab der kommenden Woche habe ich ein Auto, dann ist es nicht mehr so mühsam mit dem Fahrrad“, sagt sie. Und ganz nebenbei gab es in Sundern auch zwei richtig gute Aspekte: „Ich habe hier in den ersten Wochen, wo man nicht raus durfte, das Drehbuch vollendet. Und war seit langer Zeit mal wieder lange mit meinen Labrador-Mischling Bruno zusammen.“