Hachen. Ein Brand am 8. März trieb das Reisebüro Sander in Hachen ins Privathaus, nun ist die Teamarbeit wegen der Corona-Auflagen noch mehr behindert.

Kann es noch eine Steigerung von Problemen in der Corona-Krise geben? Ja, etwa das Reisebüro Sander in Hachen. „Wir arbeiten derzeit in unserem Haus, denn unser Büro an der Hachener Straße ist seit dem 8. März wegen eines Brandes im Nachbarbüro nicht mehr nutzbar“, berichtete Katja Sander im Telefonat.

Den Brand selbst hat sie nicht mitbekommen, da sie sich auf einer Dienstreise in Südamerika befand. Inzwischen wurde von fleißigen Helfern aus der Familie und dem Büro das gesamte Equipment ins Privathaus verlagert: „Dort wurde dann in Flur und Wohnzimmer gearbeitet, denn ab dem 16. März begannen ja die ersten Maßnahmen, die dann auch das Tourismusgeschäft betrafen.“ Zu diesem Zeitpunkt waren dann auch fast alle der acht Angestellten gleichzeitig an der Strippe, per Rufumleitung kamen dann die ersten besorgten Anrufe, Stornierungen und auch Hilferufe im Reisebüro an.

Sachlage geändert

Inzwischen hat sich die Sachlage nun grundlegend geändert: „Wir sitzen nun nur noch zu zweit in einem improvisierten Büro in der Diele unseres Hauses“, erzählt Katja Sander. Und das im Wechsel von Zweierteams, um die vorgeschriebenen Corona-Abstandsregeln auch einzuhalten. „Wer Kratzen im Hals oder andere Symptome verspürt, der bleibt in Quarantäne“, hat Katja Sander für ihre acht Mitarbeiter ausgegeben. Sicherheit gehe vor. Gearbeitet werde seit der vergangenen Woche in zehn- bis 12-stündigen Schichten. „Inzwischen wird es aber schon wieder etwas ruhiger, so dass wir wieder auf eine normale Arbeitszeit zugehen.“ Wichtig ist ihr, dass das Büro immer erreichbar ist: „Unsere Kunden haben mit uns viele schöne Wochen an wunderbaren Zielen verbracht, jetzt sollen sie sich aber auch in Krisenzeiten auf uns verlassen können“, hält sie fest.

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Hohes Tagespensum

Im Tagespensum ist die ganze Bandbreite eines Reisebüros enthalten: „In erster Linie haben wir es mit

Stornierungen zu tun, dann aber auch um die Rückholung von Kunden, die mit uns gereist sind“, sagt Katja Sander. Dabei gehe es natürlich angesichts des weltweiten Chaos nicht immer glatt. Eines der Probleme: Mit dem Flieger kommt man zum Beispiel von den USA nach Kuba, auf der Insel ist aber das komplette Reiseprogramm gestrichen. „Also muss der Kunde am besten aus den USA zurückgeholt werden“, erklärt sie die Sachlage. Inzwischen sind Kunden von den Philippinen, aus der Südsee, von Madeira, den Kanaren und auch aus Florida zurückgekehrt ins Sauerland. „Eine Kundin fehlt uns noch: Sie ist derzeit mit einem Schiff auf dem Weg von Südamerika zurück nach Bremerhaven. Dort hatten die brasilianischen Behörden dem Kreuzfahrer das Anlegen in Manaus wegen der hauptsächlich europäischen Gäste nicht gestattet.“

Auch Dokumentation

Derzeit werde - wie auch in den anderen Reisebüros - alles für die Kunden getan. „Wir erledigen alles, was benötigt wird, wir dokumentieren aber jeden Schritt, um letztlich für den Kunden das Geld zurückzuholen und für sie den wirtschaftlichen Schaden zu vermeiden“, sagt Katja Sander. Es gebe aber auch viele Reibungspunkte, etwa Umbuchungen auf Flüge, die dann aber schon längst gecancelt worden seien. „Ich möchte nach der Krise kein Richter sein“, ist ihre Prognose, dass am Ende vieles vor Gericht landen wird. Und dass sich der Markt auch noch weiter bereinige.

Sonderprobleme

Und dann gibt es in der Reisebranche noch ein Sonderproblem: „Wir haben zum Teil Anrufe, in denen von angeblichen Kunden um Lösungen oder auch Rückholung gebeten wird.“ Da müsse man schon zu Beginn des Gesprächs sehr genau sondieren: „Ist es wirklich ein Kunde von uns, wo wurde gebucht und und unter welcher Nummer“, erklärt Katja Sander das Vorgehen. Wenn man nach dieser Sondierung feststelle, dass es sich um einen „Trittbrettfahrer“ handele, verweise man höflich auf die dortige Buchungsstelle. In wenigen Einzelfällen gebe man Hinweise zur Lösung: „Wir sind für unsere Kunden da. Denn die unterstützen ja den heimischen stationären Handel“, erklärt Katja Sander das stringente Vorgehen des Büros. „Gerade in brenzligen Situationen kann sich der Kunde auf uns verlassen.“

Viele Unklarheiten

Wann es nun in die eigenen Räumlichkeiten an der Hachener Straße, die derzeit umfangreich saniert werden müssen, zurückgeht, ist unklar: „Etwa in drei bis vier Wochen haben wir erfahren“, so Katja Sander. Der Brand hatte aber nicht nur im Versicherungsbüro des Nachbarn großen Schaden angerichtet, auch im Reisebüro und in den darüberliegenden Wohnungen gibt es durch Rauch und Ruß etlichen Schaden. So musste das Ständerwerk zwischen den Büros und der Decke entfernt werden: „Und auch der Teppichboden wird wohl neu gemacht werden müssen.“ Leider sei auch die beliebte Kinderecke völlig zerstört worden. „Wenn sich Lockerungen in der jetzigen Kontaktsperre ergeben, würden wir auch langsam das Office im heimischen Wohnzimmer wieder hochgefahren.“ Man hoffe inständig, dass es bald in geregelten Bahnen weitergehe.

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