Westenfeld. Das ist ein Novum für die Muslime aus Sundern: Sie dürfen demnächst in Westenfeld nach den eigenen Gesetzen bestatten.

Das Thema ist schon seit 2015 auf der Agenda, zahlreiche Gespräche dazu haben bereits statt gefunden. Jetzt gibt es eine gute Aussicht darauf, dass muslimische Bürger aus der Stadt Sundern bald auch in der so genannten Heimaterde ihre letzte Ruhestätte finden können.

Auf einem Teil des Friedhofs in Westenfeld haben der anatolische und der alevitische Kulturverein ein Grabfeld geplant. Mit der Stadt Sundern, Ortsvorsteher und allen zuständigen Ordnungsbehörden gibt es Übereinstimmung in der Sache. Musa Alp, Vorsitzender des anatolischen Kulturvereins, und Akpinar Gönül, Sprecherin des alevitischen Kulturvereins, sind zufrieden: Auf dem Friedhof in Westenfeld ist eine Parzelle gefunden worden, die sich für die Bestattung muslimischer Mitbürger aus der Stadt Sundern eignet.

Die Suche nach einer passenden Fläche war nicht so leicht, folgt die traditionelle Beerdigung von Muslimen doch nach bestimmten Gesetzmäßigkeiten: Die Toten werden in Tüchern bestattet und das Grab in Richtung Mekka ausgerichtet. „Diese Möglichkeiten haben wir jetzt auf dem Westenfelder Friedhof“, sagt Musa Alp. Im hinteren Bereich gibt es noch eine Parzelle, derzeit mit Gras bewachsen und wenig genutzt, auf der künftig die Gräber für Muslime errichtet werden können. „Wir haben hier Platz für zunächst 20 Verstorbene, es gibt aber auch die Möglichkeit, die Fläche angemessen zu vergrößern“, erklärt Alp bei einer Begehung.

Sichere Ruhestätte

Für die muslimischen Bürgerinnen und Bürger ist der erste „eigene“ Friedhof ein Novum. Bislang konnten

die Bestattungen muslimischer Bürger nur in Neheim, Meschede oder Hamm stattfinden, aber niemals dort, wo sie auch gelebt haben. Gerade für die vielen muslimischen Kriegsflüchtlinge sei die Aussicht auf Beerdigung an einer sicheren Ruhestätte etwas Besonderes. Bedarf für eine muslimische Grabstätte ist auf jeden Fall vorhanden: „Bestattungen von Mitgliedern aus unserem Kulturkreis sind sonst häufig im Heimatland erfolgt“, sagt Akpinar Gönül. Mit dieser Lösung könne man endlich auf die Wünsche der Menschen aus Sundern reagieren. „Das ist ein wichtiger Schritt, seit vier Jahren sprechen wir über die Möglichkeit“, so Bürgermeister Ralph Brodel. Der besonderen Herausforderung, deutsche Gräber- und Bestattungsrichtlinien mit muslimischem Glauben zu kombinieren, sei er sich bewusst. Musa Alp weiß, was die neue Möglichkeit für Familien bedeuten kann. „Mein Vater liegt in der Türkei beerdigt, früher war das so“, beschreibt er. Das sei auch ein Grund, warum Besuche am Grab der Angehörigen nur sehr selten statt finden können. Ein muslimisches Grab vor Ort zu bekommen, sei einfach sehr schwer. In Westenfeld können schon bald die konkreten Vorbereitungen beginnen und Linien für die mögliche Gräbereinteilung gezogen werden.

Können heimische Bestatter helfen?

Geklärt werden müsse noch, ob es auch heimische Beerdigungsunternehmen gebe, die die muslimische Bestattung vor Ort vornehmen können – oder wollen. „Für die Bestattung in Sundern stellen wir unsere Gebetsräume in den Treffpunkten zur Verfügung“, sichert Musa Alp zu. Beide Kulturvereine haben für eine Unterstützung von Familien in Trauer ihre Unterstützung und Begleitung versprochen: „Der Friedhof in Westenfeld ist vor allem auch wegen seiner zentralen Lage und der Nähe zu Sundern gut geeignet“, erklärt Bürgermeister Brodel. Denn dort leben die meisten der muslimischen Mitbürgerinnen und Mitbürger in der Stadt.