Langscheid/Amecke. Noch immer ist das Freibad Amecke Thema, am 8. Oktober werden die Vorwürfe auf Ausplünderung in der Gesellschafterversammlung thematisiert.

Die Sorpesee GmbH in Langscheid hat nach den Vorwürfen, sie habe nach der Schließung das alte Freibad Amecke „ausgeplündert“ und Inventar unter der Hand verscherbelt, unserer Zeitung Einblick gegeben: Prokurist Niklas Wortmann zeigte die entsprechenden Inventarkarten der Pumpen, die erst 2005 angeschafft wurden, aber später nicht mehr auffindbar waren und den Vorwürfen Raum gaben.

Wichtig bei der Betrachtung: „Ich habe im August 2008 eine Kostenschätzung einer Renovierung des Bades für die Vertreterversammlung der GmbH erstellt. Diese betrug damals, nur für die Technik schon 725.000 Euro, insgesamt mit den anderen dringend notwendigen Ertüchtigungen an den Gebäuden 1,25 Millionen Euro“, berichtet Wortmann und zeigt seine Auflistung.

Die eingetragenen Werte seien Kostenschätzungen aufgrund seiner Erfahrungen im Hallenbad gewesen. In dieser Zeit - vor 2009 - habe es ein dringendes Problem im Bad gegeben: „Morgens fehlte Wasser im Becken. Wir hatten enorme Wasserverluste“, sagt Wortmann. Deshalb habe er nach der Schließung im Herbst 2009 für die Vertreterversammlung eine Auflistung für einen Notbetrieb ab Mai 2010 vorgelegt: „Doch diese 40.000 Euro, zusätzlich zum Zuschuss von 125.000 Euro im Jahr, wurden nicht mehr bewilligt.“

Pumpen liefen seit 1976

Unklar bleibt auf dem Aktenblatt, warum die Pumpen 2005 angeschafft wurden. Wahrscheinlich scheint, sie

liefen seit 1976, dass sie wegen eines Defektes ausgetauscht wurden. Martin Levermann, seit 2009 Geschäftsführer der GmbH: „Vermutlich handelte es sich um den Austausch bzw. die Ersatzbeschaffung zweier defekter Pumpen“, dafür spräche der Anschaffungswert. Er ergänzt: „2012 haben wir für das Bad im Haus des Gastes eine neue Umwälzpumpe angeschafft, die war nach sieben Jahre Laufzeit defekt. Normal beim 24 Stunden Betrieb.“

Die ausgetauschten Pumpen findet man im Anlagevermögen der GmbH unter der Inventar-Nummer 103011 wieder. Sie wurden am 17. Januar 2005 ins Stammvermögen der GmbH eingeführt. Buchungswert: 9.844 Euro. Zum 28. Februar 2014 sind sie mit einem Restwert nach der Normalabschreibung von 7.521 Euro noch mit 2.323 Euro gelistet, am 31. Dezember 2014 dann mit 0,00 Euro aufgeführt, so das entsprechende Anlageblatt „Gebäudeneubau und Badtechnik“. Diese Inventarlisten hat übrigens ein

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beauftragtes Steuerbüro geführt.

Zurück an die Stadt

Nach Beschluss des Rates am 7. November 2013 wurde der Erbpachtvertrag mit der GmbH für das Gelände am Welschenberg gelöst und die Fläche ging wieder in den Besitz der Stadt Sundern über. „Der Sachwert der Ein- und Aufbauten, inklusive Inventar, wurde dabei aufgrund des desolaten Zustandes mit ,Null’ Euro berücksichtigt – die Stadt hat dafür also nichts bezahlt“, erklärt Geschäftsführer Levermann ganz deutlich. „Die voraussichtlichen Abrisskosten wurden wertmindernd berücksichtigt, d.h. der Aufwand für den Abriss (damals rund 140.000 Euro) wurde bei der Berechnung der Höhe der Erbpachtentschädigung in Abzug gebracht.“ Gezahlt wurden letztlich ca. 533.000 Euro.

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In einem Paket übergeben

„Das Freibad ist in einem Paket an die Stadt gegangen – wir haben die Schlüssel abgegeben und damit war die Sache erledigt“, stellt er die Situation bei der Sorpesee GmbH dar, da alles Schrottwert hatte, gab es auch keine Inventarliste. Die Frage, ob es überhaupt noch Verwertbares in der Ruine gibt, beantwortet Martin Levermann so: „Ich kann mir nicht vorstellen.“ Gleichzeitig sagt Levermann, ebenso wie Prokurist Niklas Wortmann, dass man seit 2014 nicht mehr vor Ort war: „Wir haben soviel Herzblut in das Bad gesteckt, um es am Laufen zu halten“, gibt Wortmann für dieses Verhalten eine emotionale Erklärung ab.

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Kein wirtschaftlicher Wert

Weitere Fragen um die seit zwei Wochen im Raum stehenden Vorwürfe versuchte unsere Zeitung mit dem Geschäftsführer und dem Prokuristen zu klären. Etwa, warum nie eine Anzeige bei der Polizei wegen des Verschwindens der Pumpen gestellt wurde: „Weil sie keinen wirtschaftlichen Wert mehr hatten und eine Anzeige zudem keinerlei Aussicht auf Erfolg gehabt hätte“, so Martin Levermann dazu ganz ehrlich.

Die letzte Anzeige, die sich bei der Polizei auf das Bad bezog, liegt genau zehn Jahre zurück: „Damals meldete der Kiosk-Besitzer, dass ihm Sonnenschirme gestohlen wurden“, so die Polizeipressestelle auf Anfrage unserer Zeitung.

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Vor 2014 und auch in der Folge gab es immer wieder Meldungen der Anlieger über nächtliche „Besucher“ im Bad, meisten liefen diese erst Tage später bei der GmbH auf, die das dann der Polizei mitteilte. Viele „Besucher“ kamen wohl aus Abenteuerlust, um das Bad zu erkunden: Gerade solche leerstehenden Immobilien reizen oft dazu, Stichwort „Lost Places“. Die Stadt Sundern reagierte als Besitzer immer wieder, so ist das Schwimmbecken mit einem Zaun geschützt. Allerdings sind auch hunderte Meter Außenzaun zu sichern. Regelmäßig kontrollieren seit der Übernahme die Mitarbeiter des Baubetriebshofes das Gelände und flicken Löcher. Dort herrscht Unverständnis, was Menschen anzieht, um auch die allerletzte Scheibe zu zerdeppern.

88,5 Millionen Euro Invest geplant

Wer wann etwas aus dem Bad mitgenommen hat, kann heute niemand mehr sagen. Auch nicht, wann die besagten Pumpen verschwunden sind: „Dazu kann ich nichts sagen“, erklärt Martin Levermann zu diesem Aspekt. Nun beschäftigt sich zunächst am kommenden Dienstag, 8. Oktober, eine Sondersitzung der Gesellschafterversammlung der Sorpesee GmbH mit den aktuellen Vorgängen um das Freibad. Eine Erklärung hat Hans Klein von der damals gegründeten WiSu. Er erinnert, dass noch 2012 über 70 Millionen Euro in den Ferienpark und 11,5 Millionen Euro in ein Allwetterbad investiert werden sollten.

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