Westenfeld/Berlin. Diesen Tag vergisst Else Hablik nicht. Der Bundespräsident hatte die 87-jährige Flüchtlingshelferin nach Berlin ins Schloss Bellevue eingeladen.
Es war anstrengend, aber auch sehr schön. So das Fazit von Else Hablik aus Westenfeld, denn die 87-Jährige war am Wochenende von Bundespräsident Walter Steinmeier und seiner Frau Elke Büdenbender zum Sommerfest am Schloss Bellevue eingeladen.
„Mit mir noch 2000 andere Ehrenamtliche und ihre Begleiter“, berichtet die Seniorin. Glücklicherweise hat sie einen Sohn, der in Berlin lebt. Mit der U-Bahn kam sie von dort in Begleitung zum Amtssitz des Bundespräsidenten: „Das war schon anstrengend, da ich ja gehbehindert bin.“ Aber alle Menschen seien sehr nett gewesen und hätten sie in der lange Schlange vor der Eintrittskontrolle vorgelassen. Leider sei es nicht zum persönlichen Kontakt mit dem Bundespräsidenten gekommen.
Mit der Moderatorin des Tages, Dunja Hayali (ZDF), rief er einige Ehrenamtliche auf die Bühne: „Da war ein Feuerwehrmann aus dem Saarland oder eine Frau der evangelischen Flüchtlingshilfe aus Norddeutschland“, erinnert sich Else Hablik noch. Sie habe sich recht wohl gefühlt. Den Tenor des Tages, das Ehrenamt ist wichtig für die Demokratie, könne sie voll unterstreichen.
NRW war Partnerland
Von dem Tag im Garten war sie begeistert. „Das war schon alles sehr stilvoll, die weißen Zelte und tausende Stühle mit weißen Hussen“, erzählt sie. Das Fest bot neben Gesprächen über Bildung und die Zukunft der Demokratie ein exzellentes Musikprogramm: Klaus Lage, Lena und Tom Gaebel. „Da Klaus Lage aber erst ab 21 Uhr kam, habe ich ihn nicht mehr gehört. Da lag ich schon im Bett“, ist Else Hablik ehrlich.
Den Tag selbst hat sie als eine „richtige Belohnung“ für ihre über 30-jährige Arbeit mit Kindern, zumeist
ausländischen, empfunden. Das freut auch die Mitarbeiter der Westenfelder Flüchtlingshilfe, etwa Ulla Funke und Brigitte Herzig: „Else übernimmt die Arbeit in der Schule bei jedem Wetter“, sagt Ulla Funke. Begonnen hat alles vor 30 Jahren: „Da habe ich italienische, portugiesische und auch deutsche Kinder Hausaufgabenhilfe geleistet. Nicht nur in der Grundschule, auch in der Hauptschule habe ich sie unterstützt“, erzählt die Seniorin, das war noch gegen kleines Entgelt. Sie findet, dass sie das alles jung im Kopf gehalten habe. Stolz ist sie, wenn etwa der Nigerianer Osman, der nach seiner Westenfelder Zeit nun eine Lehrstelle in Olsberg hat, zu seinen Freunden sagt: „Erst muss ich aber Tante Else besuchen!“
Dank an Tante Else
So bezeugen die Schüler ihrer Lehrerin Else Hablik mit den Namen Tante Else, Frau Else oder Oma Else größte Zuneigung und Dankbarkeit.
Und das Tagespensum der 87-Jährigen ist enorm: Drei Tage in der Woche ist sie bei der Flüchtlingshilfe zum Deutschunterricht, aber zusätzlich kommen noch Schüler aus dem 2., 3., 5. und 7. Schuljahr zu ihr daheim. Und sie gesteht: „Als ich 1946 aus der Schule kam, hatte meine Mutter kein Geld, sonst wäre ich Lehrerin geworden.“ So aber führte Else Hablik bis 1974 einen Lebensmittelladen in ihrem Wohnhaus.
Lob gibt es von der Flüchtlingshilfe: „Sie hat enorme Geduld mit den Kindern, hört ihnen zu und lernt ihnen vor allem das Schreiben und Lesen“, sagt Ulla Funke. Zur Aufmunterung bei einem Krankenhausaufenthalt schrieb Nasser ihr folgendes: „Sie sind eine schöne Frau, die allen Respekt und Wertschätzung verdient.“
Lexikon für Haussa-Dialekt besorgt
Um besseren Kontakt zu ihren Schülern aufzubauen, hat Else Hablik etwa ein Lexikon für Haussa, einen Dialekt in Nigeria, gekauft, um sich mit dem damals 23-jährigen Osman zu verständigen. „Sein Hauptschulabschluss hat mich stolz gemacht“, sagt sie. Die Arbeit sei eine echte Bereicherung, diese jungen Leute kennen zu lernen und ihnen zu helfen.