Sundern. . Jetzt wird sie gerettet: Die kleine Notkirche. Der Heimatbund Sundern sichert die wichtigsten Teile und will sie später wieder aufbauen.
Matthias Schäfer
Der Abriss der vor zwei Wochen entwidmeten Lukas-Kirche der evangelischen Kirchengemeinde Sundern an der Grünewaldstraße hat begonnen. In dem seit einigen Monaten währenden Ringen um die Zukunft der kleinen Notkirche hat die evangelische Kirche in der vergangenen Woche eingelenkt. „Wir haben jetzt vom Presbyterium der Kirchengemeinde die Erlaubnis, soviel wie möglich zu sichern“, erklärt der Vorsitzende des Heimatbundes Sundern, Dr. Friedrich Schulte-Kramer, beim Besuch dieser Zeitung vor Ort.
Schulte-Kramer ist froh, dass es nun doch so gekommen ist: „Die Kirchengemeinde hat uns die Originalpläne von Architekten Otto Bartning zur Verfügung gestellt. Derzeit ist jetzt Ludger Simon, den wir beauftragt haben, dabei, diese Pläne mit der Wirklichkeit zu überprüfen.
Eine Woche zurück: Nach der Entwidmung der Kirche gab es einige Sondersitzung des Presbyterium, berichtet Pastor Martin Vogt: „Am Ende mussten wir klar kriegen, dass alles funktioniert. Ich find schön, dass es jetzt geklappt hat und die Kirche erhalten bleibt. Mit der gefundene Lösung können wir alle leben.“
Derweil tragen starke Männer Türen und Fenster aus der Kirche. „Wir retten soviel wie möglich ist, denn wir haben nur ein Zeitfenster bis zum Freitag, 5. Juli“, berichtet Dr. Schulte-Kramer weiter. Das gesicherte Material wird dann in einem Betrieb in der Nähe sicher eingelagert. Zunächst einmal. „Langfristig soll die kleine Kirche ja wieder aufgebaut werden. Deshalb wird der komplette Abriss dokumentiert: „Ich habe schon viele Abrisse betreut, aber noch niemals so vorsichtig“, gesteht Ludger Simon.
Breite Unterstützung
„Es gab in den vergangenen Wochen zum Beispiel starke Unterstützung vom Kultusminister Thüringens, Helmut Holter, der vor allem in Sachen Bauhaus interessiert ist“, erzählt Schulte-Kramer. Dazu kümmerte sich auch der Parlamentarische
Staatssekretär im NRW-Kultusministerium, Klaus Kaiser aus Neheim, um die Belange der Notkirche aus der Nachkriegszeit.
Ferner gab es finanzielle Unterstützung von Sunderner Unternehmen. „Deshalb werden alle notwendigen Abbrucharbeiten, die der Sicherung der wesentlichen Bestandteile gelten, von uns getragen. Wir haben durch den Heimatbund Fachunternehmen beauftragt, damit nichts schief geht“, so Schulte-Kramer. „Wir haben jetzt gute Aussichten, das Weltkulturerbe des Bauhaus-Architekten Otto Bartning in unserer Stadt zu retten. Eines hält aber Schulte-Kramer auch fest: „Wir werden nicht den Bauplan der evangelischen Lukas-Gemeinde behindern. Bis zum Freitag, 5. Juli, werden wir soviel wie möglich an originaler Bausubstanz retten und sichern.
Dem Notkirchenkonzept entsprechend gab es in der Lukas-Kirche auch einen Klappmechanismus, damit konnte man im östlichen Teil der Kirche, gleich neben dem Eingang, durch Hochklappen von Fenstern einen Raum komplett abtrennen. Das sieht auch Ludger Simon als ein wesentliches Konstruktionsmerkmal der Kirche an. Außerdem natürlich vor allem das Holzständerwerk: „Das soll auch weitgehend gesichert werden“, betont er.
Konkrete Idee vorhanden
Was nun später mit der Kirche passieren wird, ist noch nicht bekannt. „Es gibt schon eine konkrete Idee, doch dazu werden noch verschiedene Verhandlungen geführt“, möchte Heimatbund-Vorsitzender Schulte-Kramer nicht mehr verraten. Eines ist aber sicher: Die Kirche bleibt nach diesen Plänen in Sundern. Sie muss dann aber einen kulturellen Auftrag erfüllen, sonst seien für die jetzt begonnen Umsetzung der Kirche keine Fördermittel aus Denkmalsschutzquellen zu bekommen.
Ein Zeitzeugnis
Die Bedeutung für die Stadt macht Ludger Simon nochmals deutlich: „Sie ist ein Zeitzeugnis für die Stadt, für die Zeit der Nachkriegsjahre, als die Zahl der Gemeindemitglieder nach Krieg und Flucht enorm anwuchs.“ Die Lukas-Kirche in Sundern sei im übrigen die kleinste Form der von Otto Bartning entwickelten Systembauweise für Kirchen.