Amecke. . Nicht einfach, was im Sorpe-Vorbecken die beiden Mitarbeiter eines Bodengutachters machen: Im Schlamm nehmen sie Bodenproben.

Watt ist denn hier los? Das fragen sich derzeit viele Gäste, die das Amecker Vorbecken umrunden. Mit der langen Trockenheit 2018 hat das nichts zu tun. Schon Mitte März hat der Ruhrverband damit begonnen, das Vorstau-Becken abzulassen. „Wir werden Proben aus dem Boden nehmen“, erklärt der Betriebsgruppenleiter für den Sorpesee, Diplom-Ingenieur Josef Thüsing am Einlauf des Sorpeflusses in Amecke.

Das Becken wurde auf zwei Meter unter Normalstau abgesenkt. „Unsere beauftragten Gutachter des Ingenieurbüros Wessling aus Bochum müssen an den verschiedensten Stellen in den Uferschlamm“, erklärt Thüsing das Geschehen am Rande. Mehrere Punkte sind im Vorfeld dazu schon bestimmt worden.

Dort sollen die Proben dazu beitragen, die Inhaltsstoffe und deren chemische Bewertung vorzunehmen. Weitere Aspekte sind die Korngröße des Sedimentes, dessen Verteilung im Einlauf und sogenannte Sieblinien. „Wir nehmen hier die Proben, analysiert werden sie dann in unserem Labor in Bochum“, berichtet Rolf Jankowski, Mitarbeiter des unabhängigen Gutachterbüros aus dem Ruhrgebiet.

Einsinken gehört dazu

„In manche Bereiche kann man nicht hineingehen“, sagt er nach den ersten Probengängen. Dort sei der Untergrund sehr weich und man sinke stark ein. Nachdem zunächst am Morgen das Ostufer des Vorbeckens kontrolliert wurde, geht es am Nachmittag auf die Westseite. Dort haben Rolf Jankowski und sein Praktikant Marcel festeren Boden in der Nähe des Bootssteges des Segelclubs Amecke vorgefunden.

Jeweils mit vier Eimern Sediment und Wasser geht es dann nach einigen Minuten zurück ans Ufer, wo die Proben dann in Röhrchen mit den Nummern der Entnahmepunkte eingefüllt werden, ebenso die Wasserproben.

Gesammelt werden möglichst viele Daten aus dem Vorbecken, um über

Seit 20 Jahren nicht mehr ausgebaggert

Der Schlamm und das Sediment wurde letzmalig vor mehr als 20 Jahren aus dem Vorbecken der Sorpe entfernt, heißt es aus der Pressestelle des Ruhrverbandes in Essen.

Weitere Baumaßnahmen mit Niedrigstand im Vorbecken gab es dann 2013, als die Halbinsel im Zuge der Regionale geschaffen und die Landstraße umgelegt wurde. Damals entdeckte man auch Munition im Uferschlamm.

Schon 2003 wurde der Vordamm zwischen Vorbecken und Hauptbecken saniert, damals wurde das Wasser restlos abgelassen, um an den Grund des Bauwerks zu kommen.

Mehr Informationen unter www.ruhrverband.de

die Ausbaggerung zu entscheiden. „Diese fällt erst später und es gibt jetzt keine Tendenz“, so Josef Thüsing. Allerdings habe man 2017 mit der Ausbaggerung des Einlaufes der Henne begonnen. Auf der Erddeponie in der Nähe des Autobahnendes in Bestwig gebe es noch Platz. „Zu klären ist, ob die Zusammensetzung des Sedimentes aus der Sorpe dazu passt“, erklärt der Talsperrenleiter. Wie die Pressestelle des Ruhrverbandes schon vor Wochen mitteilte, könnte die Maßnahme „in absehbarer Zeit“ anvisiert werden. Ein wichtiger Faktor bei allem: Die Talsperre muss dann eisfrei sein.

Kritik vom BUND

Kritik ist im Vorfeld der Maßnahme vom BUND-Sprecher Klaus Korn gekommen. In einer Presseerklärung betonte er: „Das Vorbecken des

An der Sorpe nimmt ein Ingenieurbüro aus Bochum Bodenproben, um das Ausbaggern demnächst vorzubereiten
An der Sorpe nimmt ein Ingenieurbüro aus Bochum Bodenproben, um das Ausbaggern demnächst vorzubereiten © Matthias Schäfer

Sorpesees soll in absehbarer Zeit ausgebaggert werden. Dabei muss sehr behutsam vorgegangen werden, denn es handelt sich hierbei um Lebensräume mit vielen seltenen Tierarten. Die Mündungsbereiche von Sorpe und Hespe mit ihren Schlammbänken und naturnahen Altholzbeständen sind unverzichtbar für die heimische Tierwelt.“

Korn erklärt auch, warum: „Die Erdkröte, der Grasfrosch und der Bergmolch sind im Flachwasserbereich der Hespebucht zu finden. Der Eisvogel nutzt den Bereich als Nahrungsrevier. Von Höckerschwan, Haubentaucher, Zwergtaucher, Blässhuhn und Wasseramsel werden die Bereiche als Brut- und Jagdrevier genutzt. Die Fledermäuse nutzen die Altholzbestände als Lebensraum.“ Sogar der Fischotter sei vor einigen Jahren gesichtet worden.

„Bevor der Prozess der Ausbaggerung beginnt, muss die streng geschützte Gemeine Teichmuschel (Anodonta anatina) in den Hauptsee umgesiedelt werden“, so Korn. Für den Erhalt der Brutreviere müssten außerdem ausgewiesene Schlammbänke erhalten bleiben. Beim Termin vor Ort betonte Betriebsstellenleiter Josef Thüsing, dass man nicht beabsichtige, die Hespe anzurühren.

Nicht betreten

Auf eine andere Gefahr wies der Ruhrverband in diesem Zusammenhang nochmals hin: „Auch wenn die trockengefallenen Stellen im Bereich Amecke zum Teil begehbar aussehen, ist das nicht so.“ Das bestätigte auch der Gutachter: „Obwohl jetzt schon das Wasser seit Wochen weg ist, bleibt der Boden weich“, so Jankowski.

Wichtige Botschaft an alle Sorpeliebhaber: Wenn die Bodenprobenentnahme abgeschlossen ist, wird die Schleuse am Amecker Damm geschlossen und der Wiederaufstau beginnt umgehend.

Weitere Informationen aus Sundern unter www.wp/de/sundern