Sundern. . André Garbers entwickelt für die Feuerwehr Sundern die IT-Technik und Drohnenaufklärung ist sein Projekt.

Dass André Garbers vor 15 Jahren in die Freiwillige Feuerwehr Sundern eintrat, war kein Zufall. Das stand schon fest, als er vier Jahre alt war: „Damals kam mein späterer Chef, Michael ,Speedy’ Müller, zu meiner Mutter und sagte ihr, dass es sicherer sei, mich auf die Warteliste der Jugendfeuerwehr zu setzen, wenn ich unbedingt in die Feuerwehr wolle. Als ich dann zehn Jahre wurde, war es dann soweit“, berichtetet der 25-jährige IT-Ingenieur, den die Wehrleitung für den Engagementspreis unserer Zeitung vorgeschlagen hat.

Voting läuft ab 1. Dezember

Unser Wettbewerb „Junges Engagement“ in Kooperation mit Brauerei Veltins und innogy fördert junge engagierte Menschen von 16 bis 29 Jahren.

Ab Samstag, 1. Dezember, läuft ein Online-Voting, das neben einer Jury zu 50 Prozent über die Preisvergabe entscheidet. Die große Preisverleihung ist am 25. Januar in der Kulturschmiede Arnsberg.

Alle Berichte sowie alle bisher veröffentlichte Kandidatenvorstellungen findet man im Internet unter: wp.de/junges-engagement2018

Ein Video über André Garbers findet unter wp.de/arnsberg

In den folgenden acht Jahren lief bei André Garbers alles ganz normal: „Ein schönes Erlebnis war, als wir die Jugendleistungsspange errungen haben“, erinnert er sich. Mit 18 Jahren wurde er sofort Jugendwart und Betreuer, stieg aber auch in die Ausbildung zur normalen Feuerwehr ein. Gleichzeitig begann er sein Studium der Elektrotechnik: „Den Bachelor habe ich in Meschede an der FH Südwestfalen gemacht“, berichtet der 25-Jährige. „Aber es gab keinen Bruch, da ich noch zu Hause gewohnt habe.“ Wenn es also am Wochenende Einsätze gab, war er dabei.

Brandcontainer als BA-Thema

Gleichzeitig suchte er einen Ansatz für seine Bachelor-Arbeit: „Ich habe mir dann unseren Brandcontainer auf dem Hof des Gerätehauses in der Settmecke vorgenommen. Vieles war darin überaltert und so habe ich eine komplett neue Steuerung für den Container geschrieben.“ So ließen sich Studium und Ehrenamt gut verbinden.

Anschließend studierte er in Bochum weiter, erst im September absolvierte er seinen Master, auch da ging es wieder um die IT: „Ich habe ein großes Cluster aus mehreren Rechnern gebaut, um eine große Rechenaufgabe zu erledigen.“ Inzwischen wurde die Firma Lübke & Vogt in Sundern auf ihn aufmerksam, wo er nun seit einigen Wochen beschäftigt ist: „Der entscheidende Anruf dazu kam übrigens, als ich auf dem Einsatzleitwagen saß“, erinnert sich Garbers.

Schon in der Schulzeit interessiert

Schon währen der Schulzeit sah der Technik interessierte Jugendliche genau hin: Neben der eigentlichen Ausbildung und der Einsatztätigkeit im Löschzug Sundern war er seit 2011 aufgrund seiner technischen Kenntnisse und Fähigkeiten in der Funkwerkstatt der Feuerwehr Sundern tätig: „Ich bin dann zum Teil aus Bochum gependelt, um an den Plan-Sitzungen teilzunehmen“, berichtet er.

Morgens früh ging es dann wieder zurück, direkt in den Hörsaal. So war André Garbers maßgeblich an der technischen Erweiterung des Einsatzleitwagens beteiligt, schaute auch beim Hersteller in Süddeutschland vorbei, ob alles richtig lief. „Nach dem Umbau musste die IT-Technik eingebaut werden“, sagt Garbers. Im Zusammenspiel mit der Wehrleitung wurde zusätzlich ein ideales Format für ein digitales Einsatztagebuch gefunden.

Lob gibt es dazu von Stadtbrandmeister Frank Siedhoff: „So ein Tagebuch muss gerichtsverwertbar sein. Das hat André selbst entwickelt und realisiert. Es ist viel Software auf dem Markt, aber es gab nichts, was unseren Vorstellungen entsprach.“

Freiwillig und ehrenamtlich

Das war aber nicht die erste Aufgabe, die André Garbers in seiner Freizeit übernahm: 2014 hatte er schon für die Atemschutzwerkstatt eine Datenbank geschrieben. Darin werden sämtliche Geräte aus allen Löschgruppen der Stadt verwaltet, also die Füllungen, die Einsätze und die Wartungen festgehalten.

Danach ging es daran die Einsatzzentrale in der Settmecke umzubauen und den Aufbau eines EDV-Netzwerkes in der Hauptfeuerwache in Sundern zu begleiten: „Der Vorteil ist, dass André das Know how hat und langjährige Feuerwehrerfahrung, dazu kommt sein Enthusiasmus, dies alles in der Freizeit zu programmieren und auszuprobieren“, findet Frank Siedhoff. Die Stadt hat das alles übrigens nichts gekostet, gespart wurde so ein fünfstelliger Betrag. Heute ist Garbers der Administrator für die komplette Server-Infrastruktur der Feuerwehr Sundern.

Mitinitiator der Drohen

2015 gab es dann die ersten Ideen, eine Drohne anzuschaffen: „Ich war direkt bei den ersten Überlegungen der Wehrleitung dabei, um das richtige Material anzuschaffen“, berichtet er. Schon vor der dem Kauf der Drohne begann André Garbers mit der Schulung von zehn weiteren Feuerwehrkameraden: „Denn was nutzt es, wenn ich die Drohne steuern kann, aber niemand anderes.“

Dabei ging es in Theorie und Praxis nicht nur um das Steuern, sondern um das taktische Fliegen des „Auges“: „Wir müssen damit Fakten sammeln, die es sonst nicht gibt“, erklärt er. Das funktioniert, in dem die Bilder von zwei Kameras übereinander geschaltet werden: „So erfahren wir etwa, wo genau noch Brandnester sind“, erklärt Garbers. Und man müsse dann den einsatztaktischen Wert aus dieser Auswertung ziehen.

Deshalb sind die Drohnen-Piloten, wie im September beim großen Waldbrand in Stemel, eng mit der Einsatzleitung vernetzt. So sendet die Drohne ihre Bilder gleich zur Beurteilung in den Einsatzleitwagen. „Das Projekt ist im HSK einmalig, André hat es auf eine andere Ebene gehoben“, unterstreicht nochmals der Stadtbrandmeister die Rolle des 25-Jährigen.

Viele Erfahrungen seit Februar

Leider habe es in diesem Jahr 16 Einsätze gegeben, in denen die Drohne genutzt wurde: „Die positive Kehrseite: „Wir haben aus den Erfahrungen viel entwickeln können. Das war von Februar bis heute ein enormer Sprung für die Feuerwehr Sundern“, sagt Jürgen Voss, selbst ins Drohnen-Projekt einbezogen. Und der 25-jährige IT-Experte hat für den Fall gesorgt, dass er mal nicht vor Ort ist: „Er hat uns eine Anleitung geschrieben, befolgt man Punkt für Punkt, kann auch ein Laie Dinge wie den Kamerawechsel wie Profi ausführen.“

Überraschend hat sich für die Feuerwehr Sundern daraus Neues ergeben: „Bei uns fragen nun Hersteller von Schutzkleidung, Schläuchen, Wasserrückhaltesystemen und ähnlichem an, und bitten uns um Prüfung ihrer Produkte“, erzählt Stadtbrandmeister Siedhoff stolz über die bundesweiten Auswirkungen des Projektes.