Westenfeld. . Elternfreie Zone: Der Westenfelder Nachwuchs baut den Jugendraum unter dem Kindergarten um. Das gemeinsame Projekt schweißt die Gruppe zusammen.
- Jugendliche aus Westenfeld sind in unserem Wettbewerb „Junges Engagement“ nominiert
- Die 13- bis 20-Jährigen treiben den Umbau des Jugendraums voran
- Raum unter dem Kindergarten soll zum gemeinsamen sozialen Treffpunkt werden
Auf einem Holztisch liegen ein paar Buntstifte, eine knallgrüne Sitzecke lagert hier verloren und ausgeschnittene Pappblumen hängen an den leeren Regalen. Der Abstellraum unter dem Kindergarten in Westenfeld ist kein Ort voller Leben – jedoch soll er genau das werden.
Dafür kämpfen seit fast zwei Jahren die Jugendliche aus dem Dorf. Ihr Traum: ein eigener Jugendraum, in dem „uns die Eltern nicht im Nacken sitzen“, wie Jana Echterhoff mit einem Lächeln sagt.
Hoffnung auf Grundschule platzt
Es geht dem Westenfelder Nachwuchs nicht um Exzesse, sondern um Freiheit und Gemeinsamkeit. Im Ort gibt es bislang keinen solchen Raum. Den Wunsch danach artikulierten die 30 Teilnehmer der Jugendkonferenz, die die Dorfwerkstatt im Februar 2015 einberufen hatte, jedoch sehr deutlich. Die Suche nach einer geeigneten Immobilie begann.
Die großen Hoffnungen auf die Grundschule zerstoben, als das Gebäude zur Flüchtlingsunterkunft wurde. „Das war ein Rückschlag für uns, aber unsere Motivation hat nicht darunter gelitten“, sagt Theresa Gördes. „Wir waren nie so weit, aufzugeben.“
Viele Gespräche später, bei denen unter anderem Ortsring-Geschäftsführerin Gabriele Schulte-Steinhoff und der ehemalige Vorsitzende Werner Friedhoff die Jugendlichen unterstützten, rückte die Lösung näher: Der ehemalige Raum des Männergesangvereins unter dem Kindergarten könnte zum neuen Treffpunkt werden.
Aktionen spülen Geld in die Kasse
Den Jugendlichen wurde allerdings schnell bewusst, dass der Umbau einiges an Geld, Zeit und Mühe kosten würde. Ein Problem sahen die 13- bis 20-Jährigen darin nicht. „Wir hatten das Ziel vor Augen, deswegen waren alle dabei“, erzählt Felix Japes. Die Mädchen und Jungs organisierten einen Sponsorenlauf beim Sportfest, verkauften Kuchen und Waffeln und brachten beim Stadtfest Prager Schinken unter die Leute.
So kam Geld in die Kasse, doch auch die Gruppe veränderte sich. „Wir haben komplett neue Kontakte geknüpft und sind nicht immer im eigenen Kreis geblieben“, sagt Jana Echterhoff. „So soll es später auch in unserem Raum laufen.“
Die Dorfring-Verantwortlichen sahen mit Freude, wie die Jugendlichen die Planungen zum Umbau des Jugendraums zu ihrem Projekt machten. „Wir wollten die Kids die ganze Zeit mit im Boot haben, damit sie selber merken, wie viel Arbeit nötig ist“, stellt Gabriele Schulte-Steinhoff klar.
27 500 Euro Gesamtkosten
Der künftige Jugendraum muss baulich abgetrennt werden, weil auch der Kindergarten für die U3-Betreuung Platz benötigt. Sanitär- und Heizungsanlagen, Türen und Fenster, Beleuchtung, Brandschutz und weitere Maßnahmen schlugen bei der Kalkulation mit 20 000 Euro zu Buche, obwohl einiges in Eigenleistung erledigt werden soll. Hinzu kommen 7500 Euro für Einrichtungsgegenstände wie Tische, Stühle, Sofa, Kicker oder eine Musikanlage.
Theresa Gördes und Jana Echterhoff stellten die Planungen im LEADER-Ausschuss vor. „Wir waren ziemlich nervös, aber hinterher ist uns ein Stein vom Herzen gefallen. Es hat sich richtig gelohnt“, erzählt die 18-jährige Theresa Gördes.
Die Westenfelder überzeugten die Ausschussmitglieder: 17 875 Euro Förderung werden bewilligt. Spenden und Erlöse der Aktionen tun den Rest, so dass die Arbeiten bald beginnen können und bis Ostern fertiggestellt sein sollen.
Selbstverwaltung der Jugendlichen
Dann kommt Leben in den Raum: Die Jugendlichen wollen den Kinderkarneval und Ferienprogramme vorbereiten. Auch gemeinsames Kochen mit Senioren können sie sich gut vorstellen. Die Flüchtlingskinder aus der nahen Grundschule sind ebenfalls willkommen.
Ihren Jugendraum werden die Jugendlichen selbst verwalten und pflegen. „Das gehört dazu. Jeder weiß, wie viel Arbeit wir hinein gesteckt haben. Deswegen wird jeder mit dem Raum vorsichtig umgehen“, sagt Jana Echterhoff überzeugt.
>>> INFOS ZUM JUGENDRAUM
- Der Jugendraum soll offen für alle und nicht vereinsgebunden sein. Zudem ist er nicht als Konkurrenz zu den gewerblichen Gastronomen vor Ort geplant.
- Die Jugendlichen aus Westenfeld wollen zukünftig einen kleinen Vorstand wählen, der sie in allen Belangen rund um den Jugendraum vertritt.