Weidenau. . Aus dem Feiern am Wochenende wird schnell eine Regelmäßigkeit – trotz der gesellschaftlichen Akzeptanz ist Alkoholkonsum gefährlich.
„Kein Bier vor 4“, „Bier-Pong“, „Bier-Olympiade“ – Alkohol hat seinen Weg in den Sprachgebrauch und in den Alltag beinahe jedes Studis gefunden. Am Wochenende locken an allen Ecken Kneipen und Clubs mit „Happy Hour“ und Co. Doch wie ist das, wenn das Besäufnis am Wochenende regelmäßig wird oder der ständige Begleiter zum Seminar die Bierflasche zu sein scheint?
Der Trinker
Marvin Wagener (Name geändert) gehört zu dieser Gruppe, er trinkt sehr regelmäßig, früher auch schon morgens und während der Uni, würde aber sein Konsumverhalten nicht als „saufen“ bezeichnen. Er studiert Literatur, Kultur und Medien an der Universität Siegen und arbeitet dort als studentische Hilfskraft. „Natürlich gibt es Menschen, die sich das Hirn aus dem Kopf ballern, aber die sind auch selbst schuld daran“, ist seine Meinung. Gegen ein Pils zum Feierabend ist seiner Meinung nach nichts einzuwenden. Allerdings würde man „hier schief angeschaut, wenn man mittags mit Zwirn und Krawatte mit einem Erzquell auf das Essen wartet oder im Park sein 5.0er auspackt“, erzählt Marvin. Zu Recht, schließlich sterben pro Jahr allein in Deutschland rund 74.000 Personen an den Folgen des Alkoholkonsums.
Das Unileben
Die Uni ist wohl die Ausnahme vom gesellschaftlichen Status Quo. Dort scheint es meist vollkommen legitim zu sein, auch schon morgens ein Bier zu trinken, denn wer weiß schon, in welcher Zeitzone sich die jeweiligen Studis befinden und für welche Klausur oder Hausarbeit sie nächtelang durchgemacht haben, ohne genau zu wissen, welche Uhrzeit es gerade ist?
Wer allerdings ständig mit einem Bier in der Hand erscheint, wird, je nach Fakultät und Veranstaltung, schief angesehen. Dieser regelmäßige Konsum zieht meist einen Rattenschwanz von unangenehmen Konsequenzen nach sich. Wer es sich zur Gewohnheit macht, direkt nach dem Aufstehen ein Bier zu trinken oder es sich nachmittags regelmäßig nach der Vorlesung mit dem Glas Wein auf der Couch bequem macht, der ist meist kurz davor, unter die beachtlich hohe Zahl von 1,9 Millionen Alkoholabhängigen in Deutschland zu fallen. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass sie erhöht Zeit fürs Trinken aufwenden und andere Dinge vernachlässigen, um ihre Sucht zu kompensieren. „Das ist mir bewusst“, sagt Marvin und erklärt weiter: „Wichtig ist, dass du dich selbst kennst. Ich will ja nicht jeden Tag trinken, sondern es mir einfach verdient haben, wenn ich mal wirklich Lust auf ein Bier habe. Sobald es mein Leben bestimmt, mache ich Pausen.“
Die Konsequenzen
Trotzdem hat auch Marvin einige unschöne Erfahrungen mit dem Trinken vorzuweisen. Das peinliche Gespräch mit dem Arbeitgeber mit der Fahne vom Vorabend. Die verschlafene Klausur, weil der Gin-Abend mit Freunden wichtiger war als das Lernen, oder das Vernachlässigen von Freunden und Familie aufgrund der Kneipentour durch die Oberstadt. Laut Marvin liegt dies alles in der Vergangenheit, doch er trinkt noch immer. Marvin will seine Abhängigkeit nicht beschönigen und rät jedem davon ab, seinen Weg einzuschlagen. Sein Hinweis ist klar: Lasst eure Finger vom Alkohol, denn das Risiko für Abhängigkeit, Isolation und durch den Konsum ausgelöste Krankheiten ist groß. Er selbst jedoch will auch zukünftig nicht auf das Trinken verzichten, dazu sagt er nachdenklich: „Vielleicht ist bei mir schon ein kritischer Punkt überschritten ...“
Hilfe finden Abhängige unter anderem hier: suchthilfe-siegerland.de
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