Weidenau. . Für viele Dozenten war es eine gute und ruhige Alternative zur Mensa – jetzt wird das „ars mundi“ für immer geschlossen.
Während meine Mitstudis in der Schlange für Stammessen, Eintopf, Menü und Vegetarisch anstehen und mit grauem Tablett und Gratiswasser in der Hand auf Quarkspeise und Mensakoma warten, schreite ich durch die Tür mit dem großen blauen Schild, das neben der bunten Geschirrrückgabe so gar nicht auffällt. Ich betrete das ars mundi! Und das fast zu spät, denn zusammen mit dem Umbau unserer schönen Mensa im M-Gebäude wird das preisgekrönte Ausbildungsrestaurant wie eine Kartoffel zerstampft.
Gehobenes Ambiente
Kein Wunder, dass der Altersdurchschnitt bei den Mitspeisenden hier höher ist als im Refektorium nebenan. Die Tischdecken, die verputzte weiße Decke und auch die angenehmere Lautstärke tragen zum Ambiente bei. Mein Blick streift umher, vorbei am Fenster, hinter dem sich die Studis kalte Pommes Frites mit Ketchup in den Mund stopfen und im viel zu salzigen Brokkoli herumstochern – bis hin zur Decke. Erstaunlich: Die dezente Beleuchtung besteht aus kleinen Lämpchen, die in einer Art Sternenhimmel angeordnet sind. Erfüllt von Bewunderung wende ich mich meinem vegetarischen Menü zu. Hält im ars mundi die Qualität des Essens das, was die zahlreichen Urkunden an der Wand im Eingangsbereich versprechen?
Preisgekröntes Essen
Die Speisekarte präsentiert heute als Vorspeise eine Lauchcremesuppe. Der Hauptgang besteht aus Gemüseragout mit Risotto. Darauf Tomatensoße, liebevoll garniert mit einem Hauch Schnittlauch und Petersilie. Herrencreme gibt es als Dessert. Und weil man im ars mundi auf Gratiswasser verzichtet, dient mir heute ein Malzbier mit gelbem Etikett als flüssige Bereicherung. Das Ganze für 6,95 Euro. Im Vergleich zur Mensa, wo man bereits ab 2,20 Euro ein sättigendes Mittagessen erhält, ein stolzer Preis.
Und leider bin ich etwas enttäuscht. Das Gemüseragout erinnert mich an Omas aufgewärmtes Tiefkühlgemüse und auch unter Risotto stelle ich mir etwas Anderes vor als einfach nur gekochten Reis. Die Lauchcremesuppe hingegen kann ich nur in den Himmel loben. Die Herrencreme bildet den fluffigen Abschluss des besonderen Mahls. Sehr sahnig, sehr lecker.
Meine Trauer darüber, dass wir in Zukunft auf einen Besuch im ars mundi verzichten müssen, hält sich in Grenzen. Schließlich habe ich fast drei Studienjahre überstanden, ohne durch die geheimnisvolle Tür in den hinteren Bereich der Mensa zu spazieren. Aber allen, denen das Restaurant etwas bedeutet hat, sei mein herzlichstes Beileid ausgesprochen. Eine Frage stellt sich mir allerdings noch: Liebe Professorinnen und Professoren, wo esst ihr nun?
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