Weidenau. . Im Workshop gehören Themen wie Transsexualität in den Medien und die Darstellung von typischen Frauen- und Männerrollen zum Programm.

Bei hochsommerlichen Temperaturen betrachten Studis im alten Senatssaal Poster aus vier Seminaren, die sich unter anderem mit Fragen zu Darstellungen von Homosexualität oder Transgender in der zeitgenössischen Populärkultur befasst haben. Der Rundgang ist Teil des studentischen Workshops „Gender Rules – Aktuelle Perspektiven der Gender und Queer Studies“, der im Rahmen der Feierlichkeiten des zehnjährigen Bestehens des Siegener Gender-Zentrums der Uni Siegen (Gestu_S) am Mittwoch absolviert wurde.

Dazu haben sich die Studis aus den beteiligten Gender-Seminaren gemeinsam die jeweiligen Kursinhalte vorgestellt und vor dem Hintergrund des zunehmenden Gender Bashings aus rechtspopulistischer Richtung auch über den Sinn der Gender Studies diskutiert.

Die Organisatoren

Organisiert und moderiert wird der Workshop von den Literaturwissenschaftlern Rebecca Weber und Dr. Sebastian Zilles sowie dem Medienwissenschaftler Dr. Florian Krauß. Gender und Queer Studies sind ihr gemeinsamer Forschungsschwerpunkt, auf dem auch die Kooperation der Veranstaltung beruht. Die Studierenden ihrer Seminare versammeln sich am großen Konferenztisch im Senatssaal und informieren sich gegenseitig über die jeweiligen Seminarinhalte, etwa „Transidentität und Transgender in filmischen Narrationen“ und „Michel Foucault: Macht, Sexualität und Gesellschaft“.

Der Workshop

Die Studis besprechen in Gruppen, weshalb die Gender Studies relevante Fragestellungen aufgreifen. Von der Grundannahme ausgehend, dass es weder einen prototypischen Mann noch eine prototypische Frau gibt, diskutieren die Studis sehr motiviert und auf hohem Niveau miteinander. Eine Gruppe äußert zum Beispiel, dass man gerade als Lehrperson in der Verantwortung stehe, Geschlechterklischees zu hinterfragen. Ein Junge dürfe auch mal weinen, ein Mädchen mit Autos spielen. Eine weitere Gruppe erläutert, dass es mitunter wichtig sei, sich mehr mit Transsexualität zu befassen. So könne man im Berufsleben auf Transgender-Kollegen treffen und vor der Frage stehen, mit welchem Pronomen man ihn oder sie anreden sollte. Hoshiko, Studentin für Angewandte Sprachwissenschaft, erläutert aus einer interkulturellen Perspektive ihre Motivation, Gender-Seminare zu besuchen: „Wir haben eine andere Kultur hinsichtlich Männlichkeit und Weiblichkeit. Viele Männer haben das Hobby, sich als Frauen zu verkleiden. Andererseits gibt es Diskriminierung, vor allem Mädchen gegenüber“, erklärt Hoshiko. Sie klagt darüber, dass Mädchen in Japan „niedlich, hübsch und dünn“ sein sollen. Bis heute haben sie diese klischeehaften Geschlechterzuschreibungen sehr geprägt. Mit ihrem kritischen Blick haben die Studis gemeinsam, dass sie dem zunehmenden Gender Bashing eine klare Absage erteilen.

Die Gäste

Abgerundet wurde der Workshop mit zwei Gästen, die sich in der Queer- und Trans-Community engagieren. Die 46-jährige Ingenieurin Nicole Faerber spricht über „Trans* in Medien und Kultur“. In ihrem Vortrag geht es um die Geschichte der Transsexualität und die Repräsentation von Trans*-Menschen in Magazinen. Kritisch sieht sie aber auch den heutigen Umgang der Medien mit dem Thema: „Die Medien sind nach wie vor von Sensationslust geprägt“, beklagt Nicole Faerber, die unter anderem im Vorstand des Siegener Schwul-Lesbisch-Trans*-Zentrums ist, und fügt noch hinzu: „Ich wünsche mir mehr sachbezogene Berichte. Es nützt nichts, die Schicksale von Trans*-Menschen immer neu wiederzukäuen.“

Niki Trauthwein, Vorstandsvorsitzende des Lili-Elbe-Archivs, schließt mit ihrem Vortrag den Workshop ab. Sie gibt einen Einblick in die Arbeit der Forschungsstätte zur Inter-, Trans*- und Queer-Geschichte. Wichtig sei ihr unter anderem das Sichtbarmachen nicht-heteronormativer Darstellungen.

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